Der Coronavirus hat mittlerweile jeden Alltag einschneidend verändert. Für die Kinder und Jugendlichen haben sich Freiräume verringert, für die ganze Familie gab es einen abrupten Bruch in den verlässlichen Infrastrukturen der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Schulen. Der Stadtjugendring Leipzig e.V. (SJR) setzt sich mit seinen 38 Mitgliedern für den Erhalt einer lebendigen Zivilgesellschaft und der sozialen Infrastruktur ein.

Frederik Schwieger, Geschäftsführer des SJR: “Wir sind weiterhin aktiv und wir sind weiterhin für die Leipziger*innen da. Gerade für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, deren Situation sich durch die Isolation und Existenzängste noch einmal verschärfen, versuchen wir als unterstützende Fachkräfte und private Bezugspersonen weiterhin ansprechbar zu sein. Wir arbeiten intensiv an Lösungen, Ideen und Perspektiven für die Zeit nach dieser Krise.”

Viele Jugendhilfeeinrichtungen haben bereits ihre Arbeit an die neue Situation angepasst. Die Offenen Freizeittreffs haben nach kürzester Zeit die Erreichbarkeit ihrer Sozialarbeiter*innen sichergestellt und bieten neue Ansätze den Alltag mit Kindern und Jugendlichen abwechslungsreich zu gestalten und verlässlicher, jetzt digitaler, Anlaufpunkt zu sein.

Durch das Prinzip der Ehrenamtlichkeit und die selbstorganisierte Vereinsarbeit können die zahlreichen Jugendverbände in Leipzig ihre Angebote kinder- sowie jugendgerecht umstellen. Weiterhin gibt es Gruppenstunden, Spieleabende und Workshops, die kurzerhand ins Internet umgezogen sind.

Die Arbeit der Mobilen Jugendarbeit geht ebenfalls weiter. Die Mitarbeiter*innen sind gerade erneut in den Stadtteilen unterwegs und sprechen die jungen Menschen an, die es gerade nicht in den vier Wänden der Familie aushalten.

Diese verlässlichen Leistungen der Jugendarbeit sollen kein abruptes Ende nehmen. Marco Rietzschel, Vorstand im SJR: “Um einen Übergang in die Normalität zu gewährleisten brauchen wir die Rückendeckung aus der Politik und der Stadtverwaltung. Dies wird deutlich bei der existenzbedrohlichen wirtschaftlichen Schieflage oder in Liquiditätsengpässen von gemeinnützigen Vereinen, die anerkannter Träger der freien Jugendhilfe sind.

Der Rettungsschirm des Bundes muss zügig kommunal umgesetzt werden. Im Falle existenzbedrohender wirtschaftlicher Schieflagen oder Liquiditätsengpässen sind ähnlich schnelle und unbürokratische Lösungen notwendig, wie im Bereich der Unterstützung für Unternehmen und Gewerbe.”

Der SJR hat als Interessensvertretung seiner Mitglieder und im Sinne der Kinder und Jugendlichen der Stadt Leipzig eine Reihe von Forderungen an die Politik und Stadtverwaltung gestellt:

– Der Rettungsschirm des Bundes für gemeinnützige Träger in der Kinder- und Jugendhilfe muss zur Sicherung der Liquidität zügig kommunal umgesetzt werden. Im Falle existenzbedrohender wirtschaftlicher Schieflagen oder Liquiditätsengpässen, sind für gemeinnützige Vereine, die anerkannte Träger der freien Jugendhilfe sind, ähnlich schnelle und unbürokratische Lösungen notwendig, wie im Bereich der Unterstützung für Unternehmen und Gewerbe.

– Projekte und Maßnahmen sind für die Finanzierung ihrer Ausgaben zu einem prozentualen Eigenanteil verpflichtet. Aufgrund ausbleibender Teilnehmer*innenbeiträge entsteht für viele Träger ein finanzielles Loch in ihrem geplanten Kosten-Finanzierungs-Plan. Wir brauchen in diesen Fällen unbürokratische individuelle Lösungen zwischen öffentlichen und freien Trägern.
– Jugend(verbands)arbeit lebt auch durch die vielen kleinen Verbandshäuser, Zeltlagerplätze und Bildungsstätten. Sie stellen die notwendige Infrastruktur für unsere Arbeit und finanzieren sich zum Hauptteil über Einmietungen. Diese Einrichtungen brauchen jede Unterstützung, schnelle Nothilfe durch Bund und Land. Wir fordern den öffentlichen Träger auf, sich an geeigneter Stelle für diese notwendige Infrastruktur einzusetzen.

– Bildungsmaßnahmen, Ferienfreizeiten und internationale Jugendaustausche: Die Absagen unserer Maßnahmen führen zu Stornokosten für Zeltplätze, Busreisen oder Referent*innen. Stornokosten müssen, entsprechend der Anwendungshinweise zum Fördervollzug in Zusammenhang mit Corona des sächsischen Finanzministeriums, als zuwendungsfähig anerkannt werden.

– Der Kinderschutz muss in der Corona-Pandemie gewährleistet bleiben! Es braucht neue Konzepte der aufsuchenden Beratung für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien, die in Situationen geraten, die sie nicht alleine bewältigen, da diese nicht auf verlässliche private und soziale Netzwerke zurückgreifen können. Die bestehenden Angebote sollten in jeglicher Art (finanzielle Ausgestaltung, personelle Ressourcen, Equipment) gestärkt werden.

– Notwendig sind auch finanzielle Unterstützungen für junge Menschen und Familien, die jetzt angesichts von Kurzarbeit oder fehlendem Einkommen in Notlagen kommen. Wir begrüßen in diesem Zusammenhang die Öffnung des Kinderzuschlags (Notfall-KIZ). Auf kommunaler Ebene schlagen wir die Öffnung des Leipzig-Passes für diese Personengruppe vor.

– Die digital gestützte Schulbildung muss für alle Haushalte umsetzbar sein. Notwendige Technik steht nicht überall zur Verfügung, oder wird sich unter den im Haushalt lebenden Mitgliedern geteilt. Ebenso kann Homeschooling nicht das begleitete Lernangebot durch Lehrer*innen ersetzen. Für die Ausstattung und Umsetzung der Angebote müssen neue entstehende Spielräume des DigitalPakts Schule zügig durch den öffentlichen Träger genutzt werden.

– Offene Freizeiteinrichtungen, Jugendkultureinrichtungen und ähnliche Einrichtungen, Projekte und Maßnahmen der Kinder- und Jugendförderung müssen weiter finanziert werden, auch falls Einrichtungen längerfristig geschlossen bleiben müssen. Zu befürchten ist ansonsten, dass jede aufgrund des Coronavirus geschlossene Jugendeinrichtung für immer aus der sozialen Infrastruktur der Stadt Leipzig verschwindet und Fachkräfte abwandern.

– Virtuelle Angebote wie Webinare müssen förderfähig und damit insbesondere die zahlreichen Honorarkräfte in der Jugendhilfe unterstützt werden.

Die Stellungnahme wurde vom Vorstand des Stadtjugendrings am 30.02.2020 beschlossen.

Ein Spiel auf Zeit: Die neue Leipziger Zeitung zwischen Ausgangsbeschränkung, E-Learning und dem richtigen Umgang mit der auferlegten Stille

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