Da haben wir schon heftig hin- und her ÃŒberlegt: Bringen wir die neue Ausgabe der „Leipziger Zeitung“ jetzt raus oder unterlassen wir das lieber aufgrund der Covid-19-Pandemie? Immerhin muss sie ja gedruckt werden, ausgefahren, in Haushalte und noch offene Verkaufsstellen verteilt werden? Aber was wÀre die Alternative? Brauchen die Leipziger/-innen, die wegen der Corona-Epidemie zu Hause bleiben mÃŒssen, nicht gerade jetzt eine Zeitung, die sie auch ernst nimmt, aber keine Panik verbreitet?

Sie sehen schon: Das ist eine Gratwanderung. Die natÃŒrlich auch damit zu tun hat, dass kurz vorm ersten Drucktermin alles noch einmal umgekrempelt wurde, damit auch die zunehmend sich zuspitzende Lage und die strengere AllgemeinverfÃŒgung thematisiert werden konnten.

Und zwar in Verbindung mit Artikeln, in denen wir sowieso schon lauter Themen aufgegriffen haben, die seit dem Tag, als Covid-19 nach Deutschland kam, auf dem Tisch lagen. Wie zum Beispiel die Frage: Was passiert eigentlich, wenn die Schulen schließen mÃŒssen? Ist Sachsen ÃŒberhaupt schon aufs E-Learning vorbereitet?

Ist es natÌrlich nicht. Man hat jede Menge Zeit damit verplempert, Geld fÌr technische GerÀte und WLAN-Netze lockerzumachen, als einfach konsequent an einer E-Learning-Plattform zu arbeiten, die am ersten Tag der Corona-Auszeit nicht zusammenbricht.

DarÃŒber schreibt Marko Hofmann in „In Schule muss Bewegung“.

Die LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 77, seit 27. MÀrz 2020 im Handel. Foto: Screen Titelblatt
Die LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 77, seit 27. MÀrz 2020 im Handel. Foto: Screen Titelblatt

Leipzigs Obdachlose waren schon vor Corona Thema, denn sie sind in den letzten Jahren massiv unter Druck geraten, weil das Leipziger Baugeschehen auch ihre RÃŒckzugsrÀume verdrÀngt. Auch die, wo sich ein Obdachlosenverein wie die Punkwerxxkammer schon mit der lokalen Stadtgesellschaft arrangiert hatte. Dessen Rauswurf verschÀrft nun natÃŒrlich die Probleme der Leipziger Obdachlosen noch zusÀtzlich. Olav Amende berichtet darÃŒber in „Ungewisse Zukunft“.

Zur AusgangsbeschrÀnkung gibt es seit dem 2. MÀrz eine 5-Kilometer-Regel, die selbst die Polizei fÃŒr nicht praktikabel hÀlt. Das diskutiert Michael Freitag in „Wohnumfeld als 5-Kilometer-Regel?“

Martin Schöler analysiert die Bundesmittel in der Krise: „Ein Schutzschirm fÃŒr Deutschland“. Und wÀhrend das Leben erst einmal stillzustehen scheint, arbeiten zwei junge Architekten an RettungsplÀnen fÃŒr die kleine Stadt Zeitz: „Ist Zeitz noch zu retten?“

Und ein StÃŒck weit voraus denkt David Gray in seinem Essay, der sich mit der Frage beschÀftigt, wie unsere Gesellschaft nach der Corona-Krise aussehen wird: „Die Vergangenheit der Zukunft“.

Fast geht dabei unter, dass vor 30 Jahren erstmals wieder freie Wahlen in Sachsen stattfanden. DarÌber schreibt Lucas Böhme in seinem Beitrag zur Volkskammerwahl am 18. MÀrz und ihren Folgen.

Im GesprÀch mit Olav Amende erzÀhlt dazu der Comic-Zeichner Matthias Lehmann, wie sich fÃŒr ihn als Kind die „Wende“ anfÃŒhlte.

Und natÃŒrlich gerade fÃŒr alle zu Hause Hockenden wichtig derzeit ist die Frage: Wie löst man Konflikte mit den Anvertrauten, wenn sie beim langen Aufeinanderhocken eskalieren? Marko Hofmann hat dazu den Soziologen Andreas GÃŒnther befragt: „Kompromisse sind sinnlos“.

Und in Jens-Uwe Jopps Kolumne „WÀhlen, Wirrnis,Wunschvorstellung“ ist sogar noch die zweite Runde der OBM-Wahl am 1. MÀrz lebendig – ja, das war tatsÀchlich gerade erst. Da drohte die Stadtgesellschaft sich geradezu zu zerspalten und zu vergessen, dass Demokratie nun einmal Selbstkritik, Selbstreflexion und – das vergessen so viele – kritische Unzufriedenheit auch nach den Wahlen braucht. Eben nicht das, was die sogenannte „Mitte“ unserer Gesellschaft so gern beschwört: Einigkeit, klare Wahlergebnisse und danach dann fÃŒnf oder sieben Jahre lang Herumnörgeln im stillen KÀmmerlein.

Und ganz bestimmt ein aufregendes Thema im hÀuslichen Aufeinanderhocken wird die Frage sein: Wie können Kinder eigentlich ihren Bewegungsdrang ausleben? Das ist ja schon ein Problem, wenn sie im normalen Schulalltag stundenlang stillsitzen und aufpassen mÃŒssen. DarÃŒber sprach Marko Hofmann mit Dr. Christian AndrÀ: „SchÃŒler sitzen bis zu elf Stunden am Tag“.

Und wer nun schon mal zu Hause sitzt, zum Nachdenken verdammt, der kann auch mal ÃŒber das Nachdenken nachdenken, findet unsere Philosophin Konstanze Caysa. Perspektivenvielfalt ist diesmal ihr Thema: „Vom selbstbestimmten Rausch des Lebens“.

Und wÀhrend unsere Sportredaktion den Sportvereinen auf den Puls fÃŒhlt, wie sie mit dem Corona-Stillstand umgehen, denkt Tom Rodig in „Auf dem Zauberberg“ darÃŒber nach, was einem nun mit all den Schließungen an GedrÀnge, Hektik und ReizÃŒberflutung erspart bleibt.

Eigentlich ein riesiger Gewinn.

Aber manche halten das auch nicht aus, wie Ulrike Gastmann, diese „Tage der Stille“.

Die neue „Leipziger Zeitung“ (VÖ 27.03.2020) liegt an allen bekannten Verkaufsstellen aus. Fast alle haben geöffnet – besonders die SzenelÀden, die an den VerkÀufen direkt beteiligt werden. Oder die LZ einfach einfach abonnieren und zukÃŒnftig direkt im Briefkasten vorfinden.

Der Leipziger OBM-Wahlkampf in Interviews, Analyse und mit Erfurter Begleitmusik

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