Noch nie sind die ersten Lachse so spät nach Sachsen zurückgekehrt wie in diesem Jahr. Mitarbeitern des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) war am Mittwoch, dem 20. Dezember, beim routinemäßigen Monitoring im Lachsbach bei Bad Schandau der erste stattliche Milchner ins Netz gegangen. Der männliche Lachs brachte fünf Kilogramm Gewicht auf die Waage und maß 85,5 Zentimeter.

Die erste Laichgrube konnten die Fischereiexperten des LfULG bereits am 17. November im Lachsbach bei Bad Schandau nachweisen. Bis heute hat sich die Anzahl der Laichgruben auf sieben erhöht.

Üblicherweise steigen die Lachse bereits ab Ende Oktober in die sächsischen Laichflüsse auf und der Lachsaufstieg erreicht bis Mitte November seinen Höhepunkt. In diesem Jahr signalisierte selbst die fest installierte elektronische Lachszählstation erst am 10., 11. und 12. Dezember je einen großen Lachs und damit den Beginn der diesjährigen Laichwanderung.

Obwohl die Niederschlagsmengen im Herbst für teilweise überdurchschnittliche Abflüsse in den Laichflüssen sorgten, löste dieser normalerweise sichere „Anreiz“ auch Ende November noch keine Laichwanderung der Lachse aus. Eine wesentliche Ursache für den späten Beginn des Lachsaufstiegs sehen die Fischereiexperten in den überdurchschnittlich warmen Monaten September und Oktober 2023.

Nun bleibt zu hoffen, dass der Fang am 20. Dezember erst der Anfang einer hoffentlich noch guten Lachssaison sein wird.

Hintergrundinformationen:

Das sächsische Programm zur Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses begann mit dem ersten Besatz schwedischer und irischer Lachsbrütlinge in der Polenz im Jahr 1995. Inzwischen sind weit über tausend Laichfische nach Sachsen zurückgekehrt. Trotzdem ist deren Anzahl weder in Sachsen und schon gar nicht im gesamten Einzugsgebiet der Elbe ausreichend, um eine natürliche Reproduktion seines Bestandes zu sichern.

Noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts war der Lachsfang einer der einträglichsten Zweige der Elbfischerei. Von Hamburg bis Prag wurden an allen möglichen Fangorten mittels stationärer Lachsfänge oder Netzen jährlich tausende Lachse gefangen. Die Gewässerverschmutzung, der Ausbau der Elbe zur Binnenschifffahrtsstraße und versperrte Zugänge zu den Laichplätzen durch Wehre und Wasserkraftanlagen führten ab 1815 zur kontinuierlichen Reduzierung der Fangzahlen, bis hin zum Aussterben des ursprünglichen Elblachses nach den II. Weltkrieg.

Der Besatz ist vorerst im gesamten Elbeinzugsgebiet weiter erforderlich. Das Monitoring und der Fang von Laichfischen haben das Ziel, die Besatzmengen zu erhöhen. Vollreifen Fischen wird noch am Bach der Rogen (die Eier) entnommen. Sie werden vor Ort befruchtet und in ein Bruthaus überführt. Dort ist ihre Überlebensrate deutlich höher, als in der freien Natur.

Die vielfältigen lokalen Anstrengungen um den Lachs wieder im gesamten Elbeeinzugsgebiet heimisch zu machen, werden seit 2019 zwischen allen deutschen Elbanliegerländern und den Partnern aus der Tschechischen Republik im Programm „Salmo albis“ abgestimmt. Sachsen hat für dieses Programm die Rolle des Koordinators übernommen.

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