Am 9. April preschte die CDU-Fraktion mit einem Antrag vor, der so manchen Liebhaber des Cospudener Sees erschreckte: "Eine Zukunft für den Nordstrand des Cospudener Sees". In Punkt zwei forderte der Antrag die Verschiebung der Parkplätze direkt an den Lauerschen Weg. Sie machte für die Verwahrlosung am Nordstrand direkt das Fehlen von Parkplätzen für Pkw verantwortlich.

“In der Lage des Parkplatzes scheint das Kernproblem zu liegen”, erklärte die Fraktion. “Auch wenn es sicher von den damaligen Planern wohl gemeint war, den See mit Wald und nicht mit Autos zu umgeben. Lebensfremd ist dies aber doch.”

Nun hat das Umweltdezernat so eine Art Verwaltungsstandpunkt vorgelegt. Auch wenn im Text deutlich wird, dass das Problem eigentlich ein anderes ist und dass Markkleeberg und Leipzig schon ein bisschen nachdenken über die Sache.

“Das Verkehrskonzept für das Erholungsgebiet Cospuden, das Ende der 1990er Jahre als integraler Bestandteil des Projektes ‘Landschaftsnutzung – Landschaftspflege. Vom Kontrast
zum Konsens’ im Rahmen der EXPO 2000 ‘Leipzig – den Wandel zeigen’ entstand, ist in Abstimmung mit den Städten Markkleeberg und Zwenkau zu evaluieren”, versucht das Dezernat jetzt so eine Art Alternativvorschlag zu unterbreiten. Evaluieren ist immer gut. Da kann man Gutachten in Auftrag geben und externe Büros arbeiten lassen, tut man also wieder was für die Wirtschaft. Und irgendein Büro wird schon ein Ergebnis präsentieren, das jemandem gefällt.Und dann holt das Dezernat erst einmal weit aus, um zu erklären, warum man einsieht, überhaupt ein Problem zu haben am Nordstrand: “Nach dem Braunkohleabbau wurden in den 1990er Jahren 1000 ha Auenlandschaft zwischen dem Leipziger Auwald und der Elsteraue bei Zwenkau revitalisiert. Das Projekt wurde gemeinsam von den Städten Leipzig, Markkleeberg und Zwenkau getragen. Das EXPO-Projektzentrum Nordufer Cospuden war integraler Bestandteil des Konzeptes. Nach fast 15 Jahren, in denen die umgesetzten Teile des Verkehrskonzeptes gelebt wurden, erscheint dessen Evaluierung als sinnvoll. Der Oberbürgermeister von Markkleeberg, Herr Schütze, und der Bürgermeister von Zwenkau, Herr Schulz, teilen diese Auffassung.”

Das Problem, das Markkleeberg hat, ist die jährliche Überlastung mit Kfz-Verkehr zum See. Autofahrer sind nicht gerade lauffreudige Wesen. Da hat der Cospudener See dasselbe Problem wie die Leipziger City: Wenn man schon ein Mobil besitzt, dann will man direkt bis vors Geschäft fahren. Oder den Strand. Das ist selbst dann so, wenn genügend Parkflächen zur Verfügung stehen. Die strandnahen Ortsteile von Markkleeberg haben darunter in den letzten Jahren heftig gelitten, während der zur EXPO 2000 gebaute Parkplatz am Ziegeleiweg / Brückenstraße meistens sehr leer ist. Der einst geplante Bus-Shuttle wurde nicht installiert. Er würde sich wohl auch nicht lohnen.

Doch wie geht man mit diesen Blechlawinen um? Und warum landen sie alle in Markkleeberg und nicht im Leipziger Teil? – Das ist die Markkleeberger Frage dabei. Dass sich das Leipziger Umweltdezernat über das Thema überhaupt noch keine Gedanken gemacht hat, zeigt der Beschluss seiner Stellungnahme: “Die Inhalte der Beschlussvorschläge 1 bis 5 werden in die Aufgabenstellung zur Evaluierung u. a. aufgenommen. Die Mitglieder des Fachausschusses Umwelt und Ordnung werden in den Evaluierungsprozess einbezogen werden. Die Ergebnisse werden dem Stadtrat vorgelegt.”

Die Beschlusspunkte beinhalten auch den Vorschlag, den Lauerschen Weg für Parker zu öffnen. Ansätze für Alternativen? Keine. Obwohl die Charta Neuseenland davon erzählt, dass man eigentlich die bessere Erschließung des Neuseenlandes mit ÖPNV vorantreiben will. Übrigens auch eine der Hauptforderungen aus den drei Workshops zur Charta. Ein übergreifendes Konzept gibt es ja noch nicht. Genauso wie die Entwicklung des Radwegenetzes in den Südraum an den wichtigsten Stellen nur Stückwerk ist und – wie Markkleeberg zu recht anmerkt – an der Brückenstraße sogar ein Problem.

So hat es Markkleeberg auch bei Leipzig angemahnt. Da kommen also zwei Puzzle-Teile zusammen, die eigentlich nicht zusammengehören.

Der CDU-Antrag: http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/3A1C86560BCE7A0CC1257CB60027CDAC/$FILE/V-a-535.pdf

Der Verwaltungsstandpunkt: http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/2C54353B826E2FF7C1257D0E0044EC46/$FILE/V-a-535-14-vsp.pdf

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