Einige Fragen blieben nach dem Auwaldforum im Juli noch offen. Auch eine der ganz zentralen: Wie kommt wieder mehr Wasser in die Burgaue? Seit 80 Jahren ist sie eingedeicht, ist der Grundwasserspiegel gesunken und der Wald viel zu trocken, um noch den Reichtum eines Auenwaldes aufzuweisen. Das Projekt "Lebendige Luppe" soll helfen. Aber wie? Und vor allem: Wie viel.

Ein Vortrag des Amtes für Stadtgrün und Gewässer beim Auwaldforum am 10. Juli beschäftigte sich mit diesem Thema. Dabei kam auch die Notwendigkeit zur Sprache, nicht nur einige der alten Fließgewässer in der Burgaue – wie den Burgauenbach – wieder dauerhaft mit Wasser zu versorgen. Was schwer genug wird. Auch Hochwässer sollen für die Burgaue wieder nutzbar gemacht werden. Noch aber ist nicht klar, wie das geschehen soll. Denn um Hochwässer nutzen zu können, ist der Zufluss über den Burgauenbach eigentlich zu gering – und zwei wichtige Bauwerke versperren die Aue – die Eisenbahnstrecke der Thüringer Bahn und die Gustav Esche-Straße.

“Es ist richtig, dass die Planungen noch nicht abgeschlossen sind”, bestätigt das für die Baumaßnahmen zuständige Amt für Stadtgrün und Gewässer auf Nachfrage. “Das Ergebnis wird erst 2015 feststehen, da zu diesem Zeitpunkt die Entwurfs- und Genehmigungsplanung fertiggestellt ist. Momentan werden verschiedene Varianten geprüft, um die Möglichkeit der Speisung mit HQ > 2,5 m³/s umzusetzen. Es sollen perspektivisch die kleinen und landschaftsbedeutenden Hochwasser in die Nordwestaue geleitet werden. Hier spielen Aspekte der Schutzgüter und der Genehmigungsfähigkeiten ebenso eine Rolle, wie die Menge, Güte und Einstauszenarien. Ein Zufluss über den Burgauenbach wird ebenso geprüft, wie andere Alternativen. Die aus den Untersuchungen resultierende Vorzugsvariante soll umgesetzt werden.”

Dabei soll das Wasser, das dann südlich der Neuen Luppe durch verschiedene Luppe-Altläufe fließen soll, irgendwo im Bereich Kleine Luppe und Nahle entnommen werden. Beide fließen kurz vor dem Heuweg zusammen. Aber während die Nahle einen relativ breiten Brückendurchlass unterm Nahlesteg hat, müssten für Bauerngraben oder Burgauenbach erst Durchlassbauwerke geschaffen werden, um die gewünschten Wassermengen unter der Bahnstrecke und der Gustav-Esche-Straße durchzuleiten.

Das Amt für Stadtgrün und Gewässer beruhigt: “Die Kosten für die Querungsbauwerke sind im Projekt eingeordnet.” Andererseits, so bestätigt das Amt, werden Varianten geprüft. Dazu gehört auch ein Durchlass durch den Nahledeich. “Eine abschließende Bewertung ist noch nicht vollzogen. Das Speisungsbauwerk wird sich in die Hochwasserschutzdeiche einordnen. Hierzu finden Abstimmungen mit der LTV statt. Momentan gibt es noch keine negativen Rückäußerungen der LTV zum vorhaben. Die Genehmigung wird innerhalb eines Planfeststellungsverfahrens geregelt.”
Zwar wurde schon von einer Zeitung recht überzeugt von einer möglichen Durchörtung des Deiches durch die Landestalsperrenverwaltung (LTV) berichtet. Aber sind überhaupt schon die gewünschten Durchlassmengen geklärt?

Da drückt sich das Amt für Stadtgrün und Gewässer lieber noch vorsichtig aus: “Das aktuelle Planungsziel beinhaltet die Einleitung der kleinen Hochwasserereignisse. Die vielfältigen Rahmenbedingung werden aktuell geklärt, auch die Speisungssmengen und der Standort der Einleitung.”

Dabei sind “kleinere Hochwasserereignise” in der Burgaue durchaus gewünscht. Aber auch das muss noch mit der LTV abgestimmt werden. “Das Steuerungsregime in Bezug auf die Speisung mit kleinen Hochwasserereignissen wird abgestimmt und im wasserrechtlichen Verfahren geklärt”, teilt das Amt für Stadtgrün und Gewässer mit.

Dabei käme es auch bei kleinen Hochwassern schon dazu, dass die revitalisierten Altläufe in der Burgaue über ihre Ufer treten und einen Teil des Waldes wieder vernässen. Im Fall von Einleitungen bis zu 2,5 m³/s käme es schon zu kleinen Ausuferungen mit auendynamisch relevanten Prozessen, beschreibt das Amt diesen gewünschten Grundstandard in der Burgaue. Altlaufrelikte würden dabei eingestaut und kleinere Flächen überschwemmt. “Mit der Einleitung größerer Mengen werden größere Flächen überschwemmt”, betont das zuständige Amt. “Die Stadt Leipzig versucht die größere Lösung zu verwirklichen. Die Untersuchungen hierzu finden aktuell statt. Gegenüber der Machbarkeitsstudie gibt es die Erweiterung des Projektes auf die kleineren Hochwasserereignisse. Diese Untersuchungen werden auch durch das BfN unterstützt.”

Das BfN ist das Bundesamt für Naturschutz. Das fördert das Projekt “Lebendige Luppe” mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Dazu kommt noch eine Förderung des Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU). Ziel des Projektes ist die Wiederherstellung auentypischer Prozesse. Die (Wieder-)Herstellung von Fließgewässern in der Burgaue ist ein erster Schritt dazu, das zusätzliche Einlassen von Hochwässern bringt das Projekt der ursprünglich Auentypik noch näher.

Welches Beschickungsregime aber umsetzbar ist, wird derzeit durch Ingenieurbüros erarbeitet.

Ergebnisse aber wird es erst 2015 geben. “Die Stadt Leipzig geht davon aus, dass eine genehmigungsfähige Lösung erarbeitet wird”, betont das Amt für Stadtgrün und Gewässer. “Im Planfeststellungsverfahren wird diese dann beschieden. Momentan finden die Planungen und die notwendigen Untersuchungen zum genannten Sachverhalt statt.”

www.lebendige-luppe.de

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