Die Leipziger Ableger der bundesweiten Kampagne "Rassismus tötet!" ruft für kommenden Sonnabend zu einer Demonstration auf. Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr am Südplatz und führt durch die Innenstadt zum NPD-Zentrum in Lindenau. Terminlich ist die Kundgebung an den Jahrestag der Ermordung von Kamal Kilade geknüpft. Der 19-Jährige Leipziger wurde am 24. Oktober 2010 in der Nähe des Hauptbahnhofs von zwei Neonazis angegriffen und erstochen.

“Seit der Wende mussten sechs Menschen in Leipzig ihr Leben lassen, weil sie nicht in das beschränkte Weltbild von Neonazis passten”, erklärt Kampagnensprecherin Miriam Schleicher. Es sei ein Skandal, dass auch heute Menschen nur aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Lebensweise oder ihres sozialen Status von Neonazis ermordet werden. Und sei ebenso skandalös, dass die Politik und Behörden diese Zustände systematisch bagatellisieren und verschleiern, wie auch derzeit wieder im Rahmen der Verhandlung gegen die Mörder des wohnungslosen Andre K., der im Mai 2011 in Oschatz von fünf Männern zu Tode geprügelt wurde.

“Ein sozialdarwinistisches Motiv ist hier wahrscheinlich”, meint Schleicher. “Für Polizei und Gericht wird in diese Richtung noch nicht einmal ermittelt. Gegen diese Praxis der Ignoranz und Verharmlosung wollen wir demonstrieren.”

Die Demonstration wird an verschiedenen Orten vorbeiführen, an denen Menschen durch rechte Gewalt zu Tode kamen. Etwa am Schwanenteich, wo der wohnungslose Karl-Heinz Teichmann 2008 in den Tod geprügelt wurde, an der Karl-Liebknecht-Straße, wo der Asylbewerber Achmed Bachir 1996 von zwei Neonazis erstochen wurde. Und am Park vor dem Hauptbahnhof, in dem Kamal Kilade 2010 erstochen wurde.
Ein weiteres Thema soll die von fremdenfeindlichen Ressentiments geprägte Debatte um die Standorte neuer Asylbewerberunterkünfte sein. “Auch in Leipzig sind menschenverachtende Einstellungen weit verbreitet”, findet Schleicher.

“Eine tatsächliche Auseinandersetzung mit Neonazis und ihren Einstellungen findet oft gar nicht statt. Rechte Ãœbergriffe und Morde werden von Polizei, Justiz und Teilen der Politik bagatellisiert. Die gebetsmühlenartige Bekundung weltoffen zu sein, überdeckt die Problemlagen und verhindert eine tief greifende Auseinandersetzung.”

Demonstrationsroute: 16 Uhr Auftaktkundgebung Südplatz / Kochstraße -> Karl-Liebknecht-Straße -> Braustraße -> Dufourstraße -> Harkortstraße -> Str. d. 17. Juni (Zwischenkundgebung) -> Peterssteinweg -> Querung Kreuzung Martin-Luther-Ring / Roßplatz -> Petersstraße -> Schillerstraße -> Neumarkt -> Grimmaische Straße -> Ritterstraße -> kleine Ritterstraße -> Goethestraße (Zwischenkundgebung) -> Richard-Wagner-Straße (Zwischenkundgebung Höhe Ritterpassage) -> Richard-Wagner-Straße -> Am Hallischen Tor -> Querung Kreuzung Tröndlinring -> Tröndlinring -> Goerdelerring -> Ranstädter Steinweg -> Jahnallee -> Kuhturmstraße -> Lindenauer Markt (Zwischenkundgebung) -> Demmeringstraße -> Odermannstraße -> Überweg Odermannstraße / Lindenauer Markt -> Lindenauer Markt -> Marktstraße -> Lützner Straße -> Lützner Straße / vor der Kreuzung Jahnallee (kurze Abschlusskundgebung)

Zur Webseite der Kampagne
http://rassismus-toetet.de

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