Wahlkampf-Endspurt als Feuerwehr-Einsatz. Mit einem historischen Löschfahrzeug will Linken-Kandidatin Dr. Barbara Höll bis zum 15. Februar in Leipziger Ortsteilen präsent sein. Trotz 15,3 Prozent der Wählerstimmen und Platz 3 im ersten Wahlgang setzt sie weiter auf den Wechsel an der Rathausspitze: mit sich als neuer Oberbürgermeisterin.

Das Wahlkampfmobil von Dr. Barbara Höll trägt ein Oldtimer-Kennzeichen mit einem H am Ende. Eingefleischte Automobilisten wissen: Ein solches Gefährt ist seit mindestens 25 Jahren zugelassen. Und wegen des Oldtimer-Status muss das bejahrte Nutzfahrzeug der Marke Mercedes-Benz auch nicht die hohen Ökostandards der Umweltzone Leipzig einhalten.

Der “Einsatzplan für die Feuerwehr mit Dr. Barbara Höll” ist eng gestrickt. Zwischen dem 5. und 15. Februar wird das Gefährt in allen Leipziger Stadtbezirken unterwegs sein. Das Ziel des Löscheinsatzes ist an dem Fahrzeugkoffer gut sichtbar angebracht: “Leipzig braucht den Wechsel” bei der entscheidenden Runde der Oberbürgermeisterwahl am 17. Februar. Nach Ansicht der Linken den Wechsel von Amtsinhaber Burkhard Jung (SPD) zur jetzigen Bundestagsabgeordneten Barbara Höll.

Auf 15,3 Prozent der Wählerstimmen kam die Linken-Politikerin im ersten Wahlgang. Das bedeutete Platz 3 mit einem Abstand von 10,6 Prozentpunkten auf den Zweitplatzierten Horst Wawrzynski (CDU und Bürgerbündnis).
Gleichwohl ist die Marschroute von Barbara Höll klar. “Es gibt keinen Sieger”, lautet ihr Resümee des ersten Wahlganges. Die Leipziger wollten die “selbstherrliche und wenig problemorientierte Führungsshow des amtierenden Oberbürgermeisters nicht mehr hinnehmen”, schätzt sie ein. Allein die im Vergleich zur letzten Oberbürgermeisterwahl gestiegene Wahlbeteiligung sei ein Gewinn für “unsere demokratische Stadtgesellschaft”.

Vier Gründe für ihr Weitermachen führt Barbara Höll beim Pressetermin am Dienstagvormittag an. Zum einen fühlt sich die Linke am 27. Januar für unter Wert gehandelt. Die mediale Inszenierung eines Zweikampfes Jung – Wawrzynski – und demnach wohl auch das Wahlergebnis – bilde “in keiner Weise das wirkliche politische Kräfteverhältnis in Leipzig” ab, so Höll. “Die Linke gehört in Leipzig zu den drei großen Parteien”, betont die OB-Kandidatin weiter. Die Partei verfüge zudem über ein eigenes Profil, welches sich von allen anderen Parteien unterscheide.

“Deshalb werden wir deutlich machen, dass die Linke keine taktische Manövriermasse für Burkhard Jung und die SPD ist”, hebt Höll hervor. Über andere Kooperationsoptionen verfügt die Linke offenbar aber eben auch nicht, räumt sie auf Nachfrage zu den öffentlich gemachten Avancen für Absprachen zwischen Union und Linken ein. “Es wäre vielleicht nicht schlecht gewesen, wenn es eine breitere Front links von Burkhard Jung gegeben hätte”, fügt sie an.
Mit ihrer weiteren Kandidatur will Barbara Höll weiter auf die “erhebliche soziale Schieflage (Leipzigs) als deutsche Armutshauptstadt hinweisen”. Höll nimmt für sich in Anspruch, “am konsequentesten für soziale Gerechtigkeit in unserer Stadt einzutreten”. Als weiteres Alleinstellungsmerkmal benennt sie, Leipziger Interessen gegenüber dem Freistaat Sachsen vehement zu vertreten. “Ich setze mich glaubwürdig für die Beseitigung des Filzes, der seit 1990 unsere Stadt überzogen hat, ein”, lautet Hölls viertes zentrales Argument.

Als Höhepunkte ihres Wahlkampfendspurts benennt Barbara Höll die “Sicherheits- und Drogenpolitik in Leipzig”. Ganz bewusst diskutiert sie dazu am 7. Februar 2013 an der Eisenbahnstraße im Leipziger Osten. Denn diese Gegend werde mit dem Thema Drogen immer wieder in Verbindung gebracht, so Höll. Beginn im Jugendzentrum Rabet ist an diesem Donnerstag um 18 Uhr.

Zum Wahlkampfabschluss am 15. Februar kommt dann Gregor Gysi, Fraktionschef der Linken im Bundestag, in den Anker in Möckern. Los geht es um 19 Uhr. Ab 21 Uhr spielt die Ost-Rockband Karussell.

Für die Zeit zwischen den beiden Wahlgängen setzen die Linken nach Angaben ihres Leipziger Parteichefs Dr. Volker Külow noch einmal 9.500 Euro ein. Ganz ohne Firmenspenden und Privatspenden über 1.000 Euro, fügt er als Seitenhieb auf den Spendenetat der SPD an. Die von der SPD öffentlich genannten Wahlkampfetat in Höhe von 145.000 Euro nennt Külow eine “Spaßzahl”, die in Wahrheit höher liegen dürfte. Gemeinsam mit den Grünen drängen die Linken deshalb im Stadtrat auf Transparenz bei den Spenden zur Finanzierung der OB-Wahl.

www.obm2013.de

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