Im April hatte Piraten-Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann ihren Antrag gestellt, Leipziger Kreuzungen sicherer zu machen. Ihr Vorschlag: Diagonalqueren, wie es in Japan an vielen Kreuzungen schon üblich ist. Gerade die tödlichen Unfälle mit Radfahrer/-innen in Leipzig hatten sie erschüttert. Aber der Vorschlag ist so in Leipzig nicht umsetzbar, stellt das Dezernat Stadtentwicklung und Bau jetzt fest.

Es ist auch nicht das Mittel zur Entschärfung von Unfallgefahren, so das Dezernat in seiner Ablehnung: „Gleichzeitiges Diagonalqueren kann ein Mittel der Verkehrssteuerung sein, in Leipzig gibt es allerdings aktuell keine Kreuzung, bei der die räumlichen Rahmenbedingungen, die spezifische Unfalllage und ein Bedarf des Diagonalquerens diese Führungsform zur Unfallminimierung angezeigt erscheinen lassen. Grundsätzlich ereignen sich die meisten Unfälle auch an Lichtsignalanlagen zudem zwischen Kraftfahrzeugen. Auch bei diesen Unfällen werden Personen verletzt, sodass eine unfallfreie Kreuzung allein mit Hilfe des Diagonalquerens nicht gewährleistet werden kann.“

In der Unfallkommission der Stadt Leipzig werde regelmäßig gemeinsam mit der Polizei und verschiedenen Fachämtern die Unfalllage im Straßennetz untersucht, betont das Dezernat. Bei einer Unfallhäufung würden dann zur Entschärfung des Gefahrenpotenzials geeignete Maßnahmen beschlossen und anschließend umgesetzt. Wobei das manchmal sehr lange dauern kann, wenn man zum Beispiel die Probleme in der Inneren Jahnallee und am Cottaweg betrachtet.

Die Sicherheit des Fußgänger- und Radverkehrs spiele bei den Betrachtungen der Unfallkommission aber auch bei der Planung und Überarbeitung von Lichtsignalanlagen eine wichtige Rolle.

„Immer häufiger werden deshalb z. B. Linksabbieger konfliktfrei signalisiert, sodass sowohl die Konflikte mit dem entgegenkommenden Geradeausverkehr als auch mit dem querenden Fußgänger- und Radverkehr ausgeschlossen werden“, betont das Dezernat. Und: „Eine weitere Maßnahme ist der Einsatz von Fußgängerschutzblinkern, die die Aufmerksamkeit der Fahrzeugführer auf querende Fußgänger- und Radfahrer lenken sollen.“

Nur halt die Diagonalkreuzungen helfen bei der Entschärfung der Unfallgefahr nicht wirklich weiter.

„Grundsätzlich erhöhen sich beim Diagonalqueren die Wartezeiten für alle Verkehrsteilnehmer einschließlich des Fußgänger- und Radverkehrs, da eine zusätzliche Phase in der Lichtsignalsteuerung vorgesehen werden muss, in der nur der Fußgängerverkehr GRÜN erhält. Das bedeutet, dass je größer der Knotenpunkt ist, je mehr Fahrspuren zu queren sind und je höher die Verkehrsbelastung ist, auch die Wartezeiten umso höher werden. Höhere Wartezeiten sind aber für die Förderung des Fußverkehrs nicht förderlich und werden im Allgemeinen wenig akzeptiert“, erläutert das Dezernat und weist dann auf eine Tatsache hin, die viele Fußgänger augenscheinlich erfolgreich ignorieren: „Viele Unfälle passieren beim Überschreiten der Fahrbahn bei ROT.“

Wo aber könnte man in Leipzig solche Diagonalkreuzungen überhaupt installieren?

„Da Lichtsignalanlagen einen möglichst guten Verkehrsablauf für alle Verkehrsarten (einschließlich ÖPNV) gewährleisten müssen, ist das Diagonalqueren nur für kleine, kompakte Knotenpunkte geeignet, bei denen ein entsprechender Bedarf am Diagonalqueren besteht“, erläutern die Verkehrsplaner. Nur: Dort kommt es auch seltener zu Unfällen. Denn: „Diese kleinen Knotenpunkte weisen jedoch aufgrund ihrer Übersichtlichkeit keine erhöhte Unfalllage mit Fußgänger- oder Radfahrerbeteiligung auf.“

Das Fazit: „So sind letztlich die Voraussetzungen für den Einsatz des Diagonalquerens selten vorhanden, wie auch die Tatsache zeigt, dass das Diagonalqueren in Deutschland derzeit nur an drei kleinen Knotenpunkten im Einsatz ist. Auch die Unfallforschung der Versicherer empfiehlt entsprechend: ‚Kreuzungen sollten daher nur dann mit Rundum-Grün und Diagonalquerung signalisiert werden, wenn ein auffälliges Unfallgeschehen zwischen abbiegenden Fahrzeugen und Fußgängern besteht und keine andere Maßnahme dies vermeiden kann.‘“

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