Leipzig/Halle ist Heimatflughafen von Flugzeugen des Typs Antonov An-124. An den Jungfernflug des weltweit größten Frachtflugzeugs vor 30 Jahren erinnert am Montag die Flughafenleitung gemeinsam mit dem ukrainischen Botschafter sowie Vertretern von Stadt und Freistaat. Kritik an dem schadstoffintensiven Donnervogel kommt von den Grünen und Bürgerinitiativen.

Der Flughafen Leipzig/Halle setzt auf das Frachtgeschäft. Hinter Köln/Bonn ist der Schkeuditzer Airport in der Branche die Nummer zwei in Deutschland.

In diesem Bemühen darf sich der Flughafen der Unterstützung der politischen Spitzen Mitteldeutschlands sicher sein. Schließlich sind die Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt die beiden größten Gesellschafter des Flughafens. Zugleich sind die Kommunen im Nahbereich des Flughafens durch symbolische Beteiligungen und Sitze in den Aufsichtsgremien in die Flughafenpolitik eingebunden.

So priesen Mitte Januar 2013 die Beteiligten gemeinsam die Eröffnung eines Wartungshangars für die Frachtmaschinen Antonov An-124 im Nordbereich des Flughafens. Hier will die russische Volga-Dnepr Gruppe perspektivisch ihre europäische Wartungsbasis für die weltweit größten Frachtflugzeuge etablieren.

Diese Partnerschaft will weiter gepflegt sein. Deshalb laden der ukrainische Botschafter in Deutschland, Pavlo Klimkin, und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) am kommenden Montag zu einem feierlichen Empfang anlässlich des Jubiläums des Jungfernfluges der Antonov AN-124 auf das Flughafengelände. Der Empfang soll an Bord des Riesenvogels stattfinden: Der Laderaum hat in der Tat die Ausmaße einer Festhalle.

“Vor 30 Jahren hob das mit 150 Tonnen Nutzlast größte seriengefertigte Frachtflugzeug der Welt, die Antonow An-124, erstmals vom Boden ab. Seit 1993 hält ein Flugzeug dieses Typs auch den Rekord für das schwerste einzelne Frachtstück, das jemals auf dem Luftweg transportiert wurde – ein 124 Tonnen schweres Turbinenteil”, heißt es in der Einladung der Stadtverwaltung an die örtlichen Medienvertreter. Vor 30 Jahren bestand noch die Sowjetunion. Das macht die AN-124 zu einem russisch-ukrainischen Gemeinschaftswerk.Für Leipzigs grüne Ratsfraktion ist das Jubiläum hingegen kein Grund zum Feiern. “Seit Jahren setzen wir uns gemeinsam mit zahlreichen Bürgerinitiativen für aktiven Lärmschutz am Flughafen Leipzig/Halle ein”, erklären die Grünen, “gerade aber die Antonows tragen ganz wesentlich zum Lärm- und Abgasterror am Flughafen bei.”

Deshalb empfinden die Grünen die Einladung als eine “Provokation”. An einer Feier zu Ehren “einer der lautesten und schadstoffintensivsten Fracht- und Militärmaschinen (Dreckschleudern)” wollen sich nicht teilnehmen.

Dabei verweisen die Grünen auf eine wesentliche Seite des Geschäftsmodells des Leipziger Flughafens. “Ein Vergleich zwischen den Gebühren, die in Frankfurt a. M. und in Leipzig erhoben werden, macht deutlich, was für die Leipziger neben Dreck und Lärm in barer Münze unterm Strich hängenbleibt: Leipzig macht es im Schnitt pro einer Landung/Start um 40.000 Euro billiger.”

In konkreten Zahlen: Pro Start und Landung einer An-124 stellt der hiesige Airport 6.208 Euro in Rechnung, unabhängig von der Tag- und Nachtzeit. Auf Rhein-Main verlangt Fraport dafür 43.699 Euro am Tage und 53.965 Euro in der Nachtrandzeit. Darüber hinaus gilt auf Deutschlands größtem Flughafen Nachtflugverbot.

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Die Entgelte in Leipzig nach nacht-, lärm- oder schadstoffbezogenen Kriterien zu staffeln, ist seit langem eine der grünen Forderungen für mehr Lärmschutz in Leipzigs Norden.

Auf die hessischen Regularien verweist auch das Netzwerk der Bürgerinitiativen am Flughafen Leipzig/Halle. “Die Anhebung des Lärmentgeltvolumens ist ein Baustein der von der hessischen Landesregierung und Luftverkehrswirtschaft geschlossenen ‘Allianz für Lärmschutz 2012’. Das entsprechende Entgeltvolumen wächst um über 100 % von rund 45 Mio. Euro auf knapp 100 Mio. Euro. Im Gegenzug werden die gewichtsbezogenen Entgelte reduziert, oder fallen ganz weg”, zitieren die Lärmschutzaktivisten die Vereinbarungen aus Deutschlands fliegerischer Mitte.

Das Fazit der Bürgerinitiativen lautet deshalb: “Das Netzwerk fordert von den Verantwortlichen in Leipzig, analog zu Frankfurt/Main, ein absolutes Nachtflugverbot für die AN124 sowie lärm- und schadstoffbezogene und vor allem angemessene Entgelte.”

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