Ab Dienstag, 16. Dezember, können auch die Leipziger ruhiger schlafen, kündigt Holger Schulz, Bürgermeister von Zwenkau, an. Dann geht auch das Auslassbauwerk des Zwenkauer Sees in Betrieb, nachdem schon im Mai 2013 das Einlassbauwerk seine Arbeit aufnahm. Wer sich erinnert: gerade rechtzeitig vor der Juni-Flut. Damals strömten 20 Millionen Kubikmeter Elsterwasssr in den Zwenkauer See.

Da war noch genug Platz im Becken, um diese Wassermenge binnen weniger Stunden aufzunehmen. Aber mittlerweile hat der Zwenkauer See eine Stauhöhe von 112 Meter üNN (über Normalnull) erreicht. 2015 ist dann der endgültige Wasserspiegel bei 112,5 Meter üNN geschafft. Das ist dann auch der Zeitpunkt, an dem der See mit einem großen Fest in Betrieb genommen wird. Der Termin, den sich alle Wasserfreunde vormerken können, ist der 10. Mai: Dann ist die große Seeeinweihung beim 6. Zwenkauer Hafenfest.

Der Zwenkauer See kann dann zwar künftig auch noch große Hochwassermengen im Bereich von 20 Millionen Kubikmetern aus der Weißen Elster aufnehmen. Als dieser Hochwasserpuffer für die Stadt Leipzig ist er auch gedacht. Aber das Hochwasserregime funktioniert nur, wenn die 20 Millionen Kubikmeter (die den Wasserspiegel im See kurzzeitig um 1,5 Meter steigen lassen) nach Abflauen der Flut auch wieder kontrolliert in die Weiße Elster abgelassen werden können. Dafür ist das von der LMBV gebaute Auslassbauwerk vorgesehen, das am 16. Dezember in Betrieb geht.

Eine baldige neue Hochwasserflut der Dimension HQ 150, wie sie 2013 für Aufregung sorgte, wünscht Holger Schulz der Stadt Leipzig trotzdem nicht.

Dafür natürlich mächtig Betrieb auf dem dann größten See im Leipziger Neuseenland. Vorher bekommt die “St. Barbara”, die auch in der vergangenen Saison schon auf dem Zwenkauer See fuhr, eine neue Anlegestelle – die wird am Nordufer entstehen und quasi ein neuer Anleger “Belantis” sein, von dem aus man auf kurzem Weg zum Vergnügungspark kommt. Am Zwenkauer Hafen selbst bekommt die “St. Barbara” einen neuen Schwimmsteg. “So dass man dann quasi wie auf einer Fähre den See überqueren kann”, sagt Schulz.

Was auch für Radfahrer interessant wird, den während der Winter-Überholung bekommt das Fahrgastschiff auch ein Fahrraddeck.
Künftig sind noch bis zu drei weitere Anlegestellen für die Fahrgastschiffe rund um den See geplant. Fahrgastschiffe im Plural, denn der Betreiber der “St. Barbara” hat auch schon seine Absicht angekündigt, ein zweites Fahrgastschiff auf den See zu bringen. “Ein großes”, wie Schulz sagt.

Wobei die Größe durch ein wichtiges Bauwerk begrenzt wird, dessen Bau gerade beginnt.

Im November begannen die Arbeiten für den künftigen Harthkanal, der einmal den Zwenkauer See mit dem Cospudener See verbinden soll. Dass es nicht ganz billig und technisch sehr aufwändig werden würde, weiß man in der Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland schon eine Weile: Der Kanal führt über ehemaliges Kippengelände.

Also muss der Grund erst einmal verdichtet werden, das passiert jetzt mit über 14.000 Rüttelstopfverdichtungen. Das hört sich viel an und ist auch viel und wird sich bis ins Jahr 2016 hinziehen. Dazu kommen noch 3.000 Kiessäulen, mit denen der Grund verfestigt wird. Und was für Seebesucher auch in dieser etwas windigen Jahreszeit auffällig wird, dass jetzt auch die Bäume gefällt werden. Nicht nur die auf dem Land, sondern auch die in der künftigen Fahrrinne im See, die jetzt noch mit ihren Kronen übers Wasser ragen.

Dass jetzt erst geschnitten wird, so Schulz, habe schlicht im porösen Untergrund seine Ursache: Über Land wäre es zu gefährlich gewesen, die unverfestigten Steilufer zu betreten. Vom Wasser aus sei die Arbeit jetzt möglich. Allein die Baugrundverdichtung kostet 12,5 Millionen Euro. Der Kanalbau selbst soll 8 Millionen Euro kosten. 2018 soll der Harthkanal dann fertig sein und auch den Fahrgastschiffen vom Zwenkauer See ermöglichen, auf den Cospudener See hinüber zu fahren.

Nicht die einzigen Motorboote übrigens, die auf dem Zwenkauer See fahren werden, bestätigte am Freitag, 12. Dezember, Dr. Gerhard Gey, Landrat im Landkreis Leipzig und Sprecher der Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland. Man werde über Einzelgenehmigungen auch anderen Motorboote das Fahren auf dem Zwenkauer See ermöglichen. Wobei es, so betont er, noch großen Abstimmungsbedarf innerhalb der Steuerungsgruppe gebe. Denn zumindest das Bürgerforum zur Charta Leipziger Neuseenland im Landkreis Leipzig hatte deutlich gemacht, dass auch die Bewohner des Neuseenlandes eine Fokussierung auf elektrisch betriebene Motorboote favorisieren.

“Aber da gibt es einige widerstreitende Interessen” sagt Gey. Heißt wohl: Es gibt ein paar Akteure, die gerade den Zwenkauer See auch für eine größere Zahl benzinbetriebener Motorboote öffnen wollen. “Aber da nageln Sie mich bitte noch nicht fest”, so Gey. “Dazu haben wir im Januar einige wichtige Abstimmungsrunden.”

Aber das könnte durchaus sehr kontrovers werden. Gey: “Die Interessen liegen sehr auseinander.”

Andererseits, so bestätigt er, gibt es auch erheblichen Zeitdruck, das zu klären, denn wenn der Zwenkauer See im Mai offiziell in betrieb geht, sollte geklärt sein, was auf dem See fahren darf, was nur mit Einzelgenehmigung und was nicht. Zwei Dinge sind augenscheinlich jetzt schon aus Sicherheitsgründen ausgeschlossen: Kite-Betrieb und Jet-Ski. Dafür soll es – auch schon zum Hafenfest im Mai – hochkarätige Segelregatten geben, verspricht Holger Schulz. Und da die Messe “Beach & Boat” Partner des Zwenkauer Sees sei, würden einige Aussteller der “Beach & Boat” im Februar ihre Angebote auch gleich auf dem Zwenkauer See demonstrieren.

Zur “Beach & Boat” soll dann auch der neue Masterplan für das Nordufer des Zwenkauer See vorgestellt werden. Hie wird es eine völlig neue Gestaltung gegenüber den ursprünglichen Plänen geben.

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