Am 1. August trafen sich die Landwirtschafts- und Waldminister/-innen mit einem Parteibuch der CDU oder CSU in Moritzburg und knobelten sich eine „Moritzburger Erklärung“ aus, aus ihrer Sicht wahrscheinlich eine Revolution. Aber eigentlich nicht mehr als ein bisschen verbale Unterstützung für Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und ihre Waldplantagenidee. Mit NABU und BUND taten sich jetzt zwei große sächsischen Umweltvereine zusammen und schrieben dem sächsischen Waldminister auf, was er in seiner Amtszeit längst hätte machen können. Aber nicht hingekriegt hat.

Denn das Wildnisziel, bundesweit zwei Prozent der Landesfläche als Wildnis zu entwickeln, könnte Sachsen – bei entsprechendem politischem Willen – zeitnah erfüllen: Die Flächen dazu sind vorhanden. Das Gleiche gilt für das Ziel, in Deutschland fünf Prozent der Wälder aus der Nutzung zu nehmen. Dies zeigt die neue Wildnisstudie, die der NABU Sachsen und der BUND Sachsen am Donnerstag, 8. August, in Dresden vorgestellt haben.

Wildnis klingt, als würde es auf diesen Naturflächen dann drüber und drunter gehen. Aus Förstersicht möglicherweise ja. Denn sie haben in ihrer Ausbildung gelernt, dass „ordentliche Wälder“ geplant und gebaut werden. Deswegen reden die Minister/-innen auch immer vom Waldumbau, was genau diese Herangehensweise voraussetzt: Anstelle von kranken alten Plantagenwäldern „bauen“ die Förster neue Wälder mit Bäumen, von denen sie annehmen, dass sie mit den neuen klimatischen Bedingungen besser zurechtkommen.

Aber der Begriff erzählt eben auch davon, dass die heutigen Forstwirtschaftler den Selbstheilungskräften der Wälder zutiefst misstrauen. Denn das, was entsteht, wenn die Natur auf entwaldeten Flächen wieder neue Bäume wachsen lässt, entspricht fast nie dem, was sich die Forstplaner am Reißbrett ausgedacht haben. Es stehen dann auch allerlei Gewächse da, die sich nicht industriell verwerten lassen – aber eine stabile Artengemeinschaft bilden.

Dumm nur, dass es gerade die Industrie-Wälder sind, die jetzt unter sich ändernden klimatischen Bedingungen zusammenbrechen.

„Unsere Studie zeigt, dass weitgehend unzerschnittene, naturschutzfachlich relevante Räume in ausreichender Größe in Sachsen tatsächlich noch existieren – wir müssen sie nur schützen und möglich machen, dass die Flächen sich zur Wildnis entwickeln“, erklärt David Greve, Landesgeschäftsführer des BUND Sachsen. „Besondere Chancen ergeben sich zum Beispiel in Tagebaufolgelandschaften oder an Truppenübungsplätzen, die jeweils nach der Stilllegung als Wildnis ausgewiesen werden können.“

Unterschiedliche Naturräume berücksichtigen

Aber nicht nur dort. Denn auch Sachsen hat noch etliche relativ intakte Laub- und Mischwälder. Der Leipziger Auenwald gehört dazu, auch wenn Leipzigs Abteilung Stadtforsten ihn den Leipziger Stadträten immer wieder als Nutzwald anzudrehen versucht, aus dem jedes Jahr tausende Festmeter Nutzholz geholt werden müssten.

Dass das völlig den Erhaltungszielen des Auenwaldes zuwider läuft, hat man zumindest begriffen. Und so wird mit einer eher ungenügenden wissenschaftlichen Begleitung versucht, den gewählten Stadträten weiszumachen, die Baumfällungen im Leipziger Auenwald würden dort die Artenvielfalt erhöhen. Nur ganz kleine Flächen – etwa in der Burgaue – werden von diesem planmäßigen „Waldumbau“ ausgenommen, so klein, dass sie überhaupt keine relevanten Vergleichsflächen sind für die vielen Femel- und Mittelwaldschläge, die mitten ins Naturschutzgebiet geschlagen werden.

Tatsächlich aber genießt der Auenwald so einen hohen Schutzstatus, dass sich sämtliche flächigen Baumeinschläge dort verbieten. Der gesamte Auenwald hätte längst Prozessschutzfläche werden müssen. In dem Wort steckt alles: Hier müssten sämtliche natürliche Entwicklungsprozesse des Waldes geschützt sein, geschützt vor jeder wirtschaftlichen Ausholzung.

Was kann man in Sachsen alles zur „Wildnis“ machen?

„Wir bieten der Landespolitik mit unserer Studie die Möglichkeit, gezielt einzelne Flächen in den Fokus zu nehmen und zur Wildnis zu entwickeln. Deswegen stellen wir der Politik die Ergebnisse auch zur Verfügung, damit der Freistaat und auch die künftige Regierung umgehend die richtigen Weichen stellen“, sagt Susanne Kleiber, Landesgeschäftsführerin des NABU Sachsen. „Besonders wichtig ist uns, dass unterschiedliche Naturräume bei der Ausweisung zur Wildnis berücksichtigt werden und nicht beispielsweise nur Erzgebirgskammlagen.“

Die zwei Naturschutzverbände hatten im März dieses Jahres das Planungsbüro Froelich & Sporbeck gemeinsam damit beauftragt, Flächen in Sachsen zu identifizieren, die als Wildnis ausgewiesen werden könnten, ohne dass dabei große Konflikte mit Politik oder Anwohnerinnen und Anwohnern entstehen würden. Insgesamt zeigt die Studie mehr als 20 mögliche Flächen in den unterschiedlichsten sächsischen Naturräumen, benennt aber auch potenzielle Teilflächen und weist auf denkbare Konflikte bei der Umsetzung hin.

Ein gutes, bereits umgesetztes Exempel ist die Königsbrücker Heide, die – neben Teilen der Sächsischen Schweiz – einzige ausgewiesene sächsische Wildnisfläche. Die Heide wurde bereits 1996 als Naturschutzgebiet anerkannt. Als besonders geeignet für eine schnelle Ausweisung als Wildnisgebiet identifiziert das Planungsbüro nun unter anderem den Werdauer Wald an der Grenze zu Thüringen.

Vor allem Fichte, Kiefer und Lärche sind dort zu finden, durchsetzt von kleinen Laubmischwäldern. Mopsfledermaus und Großes Mausohr sind in dem totholzreichen Gebiet zu Hause. Die Studie benennt auch die Chance, den Tagebau Nochten 1 trotz anderslautendem Braunkohlenplan als Wildnisgebiet auszuweisen. Hier finden sich zum Beispiel Vorkommen der größten sächsischen Population der Kreuzkröte. Die Entwicklung der Waldflächen hin zu natürlichen, standortgerechten Waldgesellschaften wäre empfehlenswert.

Der Auenwald fehlt in der Untersuchung

Während sich die Untersuchung ganz besonders den ehemaligen Truppenübungsplätzen widmet, kommen Auenwälder darin gar nicht vor, auch nicht das Leipziger Auensystem, das mit 5.872 Hektar eins der größten sächsischen Landschaftsschutzgebiete ist und auch größtenteils der öffentlichen Hand gehört, also direkt zur Verfügung stünde, in eine Prozessschutzfläche verwandelt zu werden.

Die Auswahl der Untersuchung mutet so an, als wolle man vor allem stadtferne Gebiete als neue Wildnisgebiete ausweisen, um der Staatsregierung eine Entscheidung leichter zu machen, diese Gebiete tatsächlich der Selbstheilung der Natur zu überlassen. Und vor allem auch schneller mehr Fläche unter Prozessschutz zu stellen.

Denn in den vergangenen fünf Jahren ist in Sachsen dazu so gut wie nichts passiert. Obwohl nicht nur BUND und NABU wissen: Die Umwandlung von Flächen in Wildnis ist erforderlich, um dem Verlust biologischer Vielfalt entgegenzuwirken, ursprüngliche Lebensräume und wertvolle Arten zu erhalten und zu bewahren. Denn sie siedeln sich nur wieder an, wenn es genügend große Flächen gibt, in denen der Mensch nicht mehr ständig mit Maschinen und Chemikalien eingreift.

Im Rahmen der Nationalen Biodiversitätsstrategie gibt es in Deutschland seit 2007 verbindliche Ziele für die Ausweisung von Wildnisflächen und für den Prozessschutz im Wald. Bis zum Jahr 2020 soll sich die Natur auf mindestens zwei Prozent der Landfläche Deutschlands ungestört nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln können. Der Freistaat erfüllt seinen Anteil an diesen Zielen bei weitem nicht: Wildnisareale machen derzeit nicht einmal 0,4 Prozent der sächsischen Fläche aus.

In Wildnisgebieten kann sich die Natur nach ihren eigenen Regeln entwickeln und Schatzkammern biologischer Vielfalt hervorbringen. Mehr Wildnis zuzulassen, zeugt von Weitsicht – als Ressource im Umgang mit den Folgen des bereits stattfindenden Klimawandels, zum Erhalt der Artenvielfalt und damit letztlich auch für den Menschen.

Die Schaffung von Wildnisflächen im sächsischen Wald kommt einfach nicht voran

Die Schaffung von Wildnisflächen im sächsischen Wald kommt einfach nicht voran

Hinweis der Redaktion in eigener Sache: Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.

Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen.

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.

Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 500 Abonnenten.

Alle Artikel & Erklärungen zur Aktion Freikäufer“

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 8 Kommentare

Sicherlich vom Ansatz her gut, solche potenziellen Wildnisgebiete in Sachsen zu beschreiben.
Aber schon sehr merkwürdig der Ansatz, dass diese Wildenisgebiete möglichst niemanden stören sollen, möglichst wenig Widerstände erzeugen sollen. Ist das für Naturschutzverbände nicht ein wenig zu dünn? Ich finde die Verbände sollten progressiv denken, und gerade auch Wildnis in der Nähe des urbanen Raumes wurde schon desöfteren gefordert von mutigeren Organisationen, und ist gerade ein ganz spannendes Thema!
Somit wird dann im Leipziger Raum schon vom Ansatz her gar nicht geguckt. Es mag ja sein, dass große Wildnisgebiete im “klassischen Sinne” in einem solch urbanen Raum schwieriger sind, man mit mehr Zerschenidungsproblemen zu tun hat, aber die Schere im Kopf dirket so eng zu setzen, das finde ich sehr schwach.
NaBu und BUND im Leipziger Raum haben aber leider bekanntermaßen offensichtlich keinen Sinn für Waldökologie. Besonders krass war das ja beim Forstwirtschaftsplan im letzten Jahr zu sehen, als man den Stadtforstlobbyisten schlechthin auf die Stadräte ansetzte, damit diese dem Plan zustimmen sollen (Stichwort Open Petition gegen den waldökologischen Ansatz von Peter Wohlleben). Der BUND Leiipzig scheint ja leider ähnlich gestrickt zu sein (als sog. Freund des Stadtwaldes…).
Was die Kommentare von Alma angeht. Viel könnte man dazu schreiben…Es ist richtig dass die Förster sehr viel in den Managmentplan (MAP) hineinschreiben durften, was ihr bisheriges Wirtschaften angeht, um dieses zu rechtfertigen, aber so richtig gelungen ist das auch nicht, denn eindeutig ist der Erhalt und die Entwicklung von FFH-Lebensraumtypen wie dem Hartholzauwald bereits in der Grundschutzverordnung festgeschrieben (die ist bindend! und die forstwirtschaftlichen Aktivitäten der letzten jahre haben eindeutig zu einem Entzug geführt). Und außerdem: Die Waldökologie hat sich weiterentwickelt, was man unschwer überall lesen kann. Viele namhafte Wissenschaftler wie Prof. Ibisch sind da mittlerweile viel weiter und würden die Forstwirtschaft wie heute im Auwald praktiziert aufs schärfste kritisieren.
Der Auwald ist in einer schweren Krise, das ist offensichtlich. Und die Studie sagt zwar, dass gerade Flussauen für Wildnisgebiete prädestiniert sind, und beschäftigt sich dann mit dem Leipziger Auwald im weiteren gar nicht mehr. Damit wird die gut gemeinte Studie dann letztendlich eher zu einem großen Ärgernis.

Liebe Alma, nur kurz: der Auwald ist mehrere tausende (!) Jahre alt. Da Leipzig bis ins 18. Jahrhundert ein recht kleines Städtchen war, war die Nutzung auch nicht jahrhundertelang flächendeckend intensiv. Ging auch gar nicht, da der Auwald bis weit ins 19. Jahrhundert sehr nass war und man oft mit den Pferdekutschen im Morast stecken blieb. Es gibt da launige historische Aufzeichnungen zu. Übrigens sind unsere Arten, die bedroht sind, auch nicht erst ein paar Jahrhunderte alt, sondern Jahrtausende und haben sich entwickelt, als an irgendwelche Förster usw. nicht mal zu denken war.

Ich könnt noch mehr schreiben, aber dafür ist es mir heute zu spät.

Auch als “nur Kopie eines Auwaldes” wurde dieser großflächig und z.T. überpallend für schutzwürdig erklärt. Und ist damit für die sog. ordnungsgemäße Forstwirtschaft tabu. Ebenfalls wir Wissenschaftler, die dort mit sog. Mittelwaldwirtschaftsflächen herumexperimentieren – mit entsetzlichen Ergebnissen. “Erhaltensziele” erreicht man nicht, in dem man ständig und massiv künstlich eingreift.

Das ist doch aber nun sehr verwunderlich: wieso kommt der Leipziger Auwald in der Studie nicht vor ??? Was machen die beiden Vereine in Leipzig so den ganzen Tag, wenn sie anscheinend nicht wissen, was da an Potential für endlich komplett zu schützenden Wald vor ihrer Vereinstür ist ?? Ich bin total fassunglos!! Nunja Alma wird geschickt sein.

Daß der Leipziger Auwald nicht mal mehr die Kopie eines Auwalds ist, wissen sogar die hiesigen Wissenschaftler. Dem fehlt nämlich schlicht das Wasser (zukünftig noch viel mehr). Alle “Bastelarbeiten” im Auwald sind der untaugliche Versuch, einen Auwald mit viel Geld zu simulieren. Da freuen sich die drüber, die daran verdienen. Z. Bsp. die Wissenschaftler.
Doch auch, wenn man sich darauf verständigt, daß der Auwald kein Wasser mehr bekommt und nur noch ein Wald sein soll, ist die Zeit der Plantagen vorbei. Das haben weder die Förster, noch die Verwaltung oder die von ihr gesteuerte AG Stadtwald begriffen. In der übrigens Bund, NABU und Ökolöwe sitzen…. Vielleicht gab es mit Alma ein Statement der heimlichen Pressesprecherin?

Fleißig geschrieben, liebe Alma! Und treffend beschrieben: NABU und BUND “kritiseren … positiv” – was auch immer das sein soll. Das ist aber nur die halbe Wahrheit: sie mit dem Ökolöwen geben alle Jahre wieder in der sog. AG Stadtwald ihre Zustimmung zu den massiven forstlichen Eingriffen im geschützten Auwald. Wahrscheinlich ist das mit positiver Kritik gemeint.
Anstatt diejenigen, die nicht müde werden, auf den Frevel hinzuweisen, der vor Ort mit schwerem Gerät in EU-geschütztem Wald flächendeckend angerichtet wird, möge man doch bitte mal den Blick zum Lübecker oder Göttinger Stadtforst wenden! Im Gegensatz zum Leipzger Auwald kann man dort die (absolut unbewirtschafteten) Referenzflächen von denen, wo Holz (ohne ein finanzielles Defizit von jährlich 1,5 Mill Euro wie in Leipzig!) entnommen wird, so gut wie nicht unterscheiden. In Leipzig sind die “bewirtschafteten” Flächen Wüsten: verbrannte und verdorrte Setzlinge, Holunder und Brombeere, dazwischen abgefallene Plastikummantelungen (Müll)… Und man darf auch mal in der Forstschule Tharandt nachfragen: dort gibt es ein paar Blöde, die tatsächlich eingestanden haben, dass die Förster sehr viel falsch gemacht haben bisher und es höchste Zeit zum Umdenken ist. Dass etwas schon immer so war, ist eine verzweifelte Begründung dafür, dass es deswegen selbstverständlich auch richtig sein muss.
Zumindest an die stadtfernen Flächen haben sich NABU und BUND nun mal herangewagt, todesmutig sozusagen. Und ohne jemandem, der stadtnah ganz andere Pläne hat, auf die Füße zu treten. Zum Glück gibt es “Leute, Initiativen, Vereine”, die bereit sind, sich etwas weiter aus dem Fenster zu lehnen. Diese jedoch mit “meckernden Parteien” (welche auch immer das sein sollen) in einem Satz zu nennen, ist, liebe Alma, nicht nur rhetorisch unklug.

Kommentar zum Abschnitt „Unterschiedliche Naturräume berücksichtigen“

Sehr geehrte Damen und Herren,

ja ich weiß, die LIZ ist bei Thema (Au)wald seit langer Zeit dazu übergangen sich populistischer Sprache zu bedienen und in den Artikeln die Fakten weg zu lassen, damit wir uns als Leser an den Texten ereifern, ohne uns selbst eine Meinung bilden zu können. Soviel zum Thema Journalismus in Zeiten von Fake News!

1. Der Leipziger Auwald wird seit Jahrhunderten von der Stadt und seinen Bürger intensiv genutzt (Faktum), von daher braucht der Förster den Stadträten nicht „anzudrehen“ dass dies ein genutzter Wald ist. Trotzdem haben wir Bürger einen wunderschönen und ökologisch wertvollen Auwald vor unsere Haustür. Bei aller berechtigter Kritik in vielen anderen Wäldern oder Forsten können die Förster in diesem Fall in den letzten Jahrhunderten bis heute also nicht alles falsch gemacht haben. Natürlich sind aber auch heute, auf wissenschaftlichen Tatsachen beruhende Verbesserungsvorschläge immer willkommen! Und auch neben wissenschaftlich fundierten Gründen kann man in einem Wald in kommunaler Hand andere Gründe finden um einzelne Flächen anders zu managen. Begründungen muss man aber schon haben.

2. Die aktuell durchgeführte forstliche Nutzung deckt sich in vielen Bereichen mit dem Managementplan des FFH Gebiets Leipziger Auwalds und läuft damit den Erhaltungszielen nicht zuwider.

3. Die wissenschaftliche Begleitung der forstlichen Maßnahmen und Erforschung des Leipziger Auwaldes generell kann und sollte weiter ausgebaut werden, da könnte sich doch auch die LIZ einmal konstruktiv beteiligen anstatt alles an den Pranger zu stellen.

4. Die Prozessschutzfläche in der Burgaue ist ca. 30 ha groß. Die für die Mittelwaldfläche vorgesehene Fläche in der Burgaue ist ca. 13 ha und die für Femelung vorgesehene Fläche in der Burgaue ist ca. 5 ha groß. Die Behauptung diese Prozessschutzfläche sei somit nicht relevant, entspricht meiner Meinung nach nicht dem tatsächlichen Bild. Natürlich kann man auch weitere oder größere Prozessschutzflächen fordern und wenn man stichhaltige Gründe dafür anbringen kann findet man sicher eine Menge Unterstützung.

5. Im gesamten Auwaldgebiet der Abteilung Stadtforsten sind derzeit etwa 9 % der Fläche aus der Nutzung genommen. Ich freue mich die Prozesse auf diesen Flächen beobachten zu können und teile die Meinung, wie viele andere Naturschutzverbände, dass sich der Leipziger Auwald nicht generell als Wildnis Fläche (hier =Prozessschutzfläche) eignet. Würde man den Leipziger Auwald in seiner Gesamtheit zu einer Prozessschutzfläche machen, würden viele Arten noch seltener werden bzw. ganz verschwinden. Der Leipziger Auwald mit seinen vielen alten Stiel-Eichen ist unter anderem erst durch seine historische Nutzung zu dem geworden was er heute ist, wir schützen hier also eine naturnahe Kulturlandschaft. Wie jeder Leser in unzähligen Artikeln bei der LIZ lesen kann haben die Autoren hier eine gegenteilige Meinung. Man könnte als Zeitung (oder doch eher Leipziger Internet Blog? – Dann wäre es ja ok!) allerdings auch mal auf die Idee kommen, andere Meinungen in ähnlicher Weise abzubilden. Na ja, man könnte….

PS: Prinzipiell finde ich die Studie zum Potenzial für sächsische Wildnisflächen sehr sinnvoll und bin auch der Meinung, dass zukünftig mehr dieser Flächen insbesondere in Sachsen eingerichtet werden müssen. Von daher sollten möglichst viele Menschen solche Vereine wie NABU und BUND, die konstruktiv arbeiten, unterstützen! Und Konstruktiv arbeiten heißt nicht, dass man nicht auch Kritik übt, aber positiv eben! Der Naturschutz braucht vor allem in der heutigen Zeit mit den großen Herausforderungen, Akteure die etwas schaffen und erreichen wollen!
Leute, Initiativen, Vereine und Parteien, die immer nur meckern und der Meinung sind, dass andere Leute inkompetent sind und alles falsch machen, haben wir echt genug!

Mit freundlichen Grüßen!

Schreiben Sie einen Kommentar