Das Abstiegsgespenst hat am Sonntag im Leipziger Bruno-Plache-Stadion seine hässliche Fratze gezeigt. Im Spiel Vorletzter gegen Letzter standen sich zwei Teams gegenüber, die zum Klassenerhalt ein echtes Fußballwunder benötigen. Faktisch sieben Punkte trennen die Lok-Frauen nun schon vom rettenden Ufer.

Die Enttäuschung war nach der 1:4-Niederlage der Leipzigerinnen gegen Bundesliga-Schlusslicht Leverkusen fast mit den Händen zu greifen. Ihre Teamkolleginnen waren schon längst in der Kabine verschwunden, als Lok-Kapitän Anne Heller noch immer auf dem Rasen des Bruno-Plache-Stadions verweilte und mit Marie-Luise Herrmann über das gerade Erlebte diskutierte. “Wir hatten unter der Woche ein schweres Spiel, waren alle ein bisschen fertig. Aber das darf keine Ausrede sein”, ärgerte sich die 26-Jährige über das Auftreten in dieser wichtigen Partie. “Wir waren heute einfach nicht aggressiv, wir waren nicht in den Zweikämpfen drin und haben im Mittelfeld die Bälle nicht halten können”, fasste Heller die Hauptgründe für die erneut saftige Niederlage zusammen.
Noch keine sechs Minuten waren gespielt, als die Leipziger Mission Klassenerhalt einen ersten herben Dämpfer erhielt. Ein weiter Pass von der Mittellinie hatte am Strafraum Eunice Beckmann gefunden, die fackelte nicht lange und versenkte den Ball im langen Eck – 0:1. Schon wieder ein viel zu frühes Gegentor für Lok. “Wir haben darüber gesprochen und wollten es eigentlich abstellen – das hat leider nicht geklappt”, konnte Heller nur mit den Schultern zucken. Doch die Blau-Gelben schlugen schnell zurück. Erika Szuh ackerte sich über rechts bis zur Grundlinie durch, bediente maßgenau die US-Amerikanerin Kathleen Kelly, die aus acht Metern nur noch zum 1:1 (9. Minute) einzuschieben brauchte. Neue Hoffnung für Lok. “Nach dem 1:1 war ich mir sicher – jetzt sind wir da, jetzt können wir sie unter Druck setzen”, beschrieb Cheftrainer Jürgen Brauße die Minuten der Hoffnung.
Doch die große Attacke blieb aus. Stattdessen kreuzte die Werkself immer wieder gefährlich vor dem Tor von Carolin-Sophie Härling auf. Besonders die Torschützin Beckmann wirbelte die rechte Abwehrseite um Karoline Aulrich und Angelina Lübcke durcheinander. So prüfte sie Härling mit einem straffen Schuss von halblinks (15.), bereitete für Lisa Schwab vor, die ebenfalls an Härling scheiterte (16.) und überlistete die Leipziger Hüterin kurz darauf zwar, doch Lysann Schneider köpfte das Leder gerade noch von der Linie (20.). Leipzig bettelte förmlich um einen Treffer und bekam prompt einen eingeschenkt. Wieder war es ein langer, weiter Ball aus den Tiefen des Mittelfeldes, der nach einem Freistoß in die Leipziger Gefahrenzone segelte. Schwab schnappte sich die Kugel und schoss das 1:2 (30.). Das war gleichzeitig der Pausenstand, denn auch Herrmann (37.) und Ebermann (45.+1) kamen nicht an Gäste-Keeperin Schmitz vorbei.

Auch nach dem Wechsel wollte die Post beim 1.FC Lok nicht so recht abgehen. Statt eines wütenden Aufbäumens, wurde den 456 Zuschauern ein wenig aufregendes Mittelfeld-Geplänkel präsentiert, begleitet von schnellen Ballverlusten und mangelndem Durchsetzungsvermögen. Eine zwingende Torchance erarbeiteten sich die Leipzigerinnen in der gesamten zweiten Hälfte nicht. Leverkusen vergab hingegen gleich fünf “dicke Dinger”, bevor sie mit einem Doppelschlag zum 1:3 (86.) durch Knopp und zum 1:4 (89.) durch Götte alles klar machten.
“Es ist schwierig, diese permanenten Nackenschläge aus den Köpfen zu bekommen. Du wühlst, kämpfst und paddelst und kriegst einen Schlag nach dem anderen, stehst mit leeren Händen da”, schüttelte ein völlig niedergeschlagener Jürgen Brauße den Kopf. “Ich habe den Mädels gesagt, jeder spielt jetzt 100 Prozent und versucht, sich nicht hängen zu lassen, damit wir zeigen, dass wir es bis zum Schluss versucht haben. Das ist die Botschaft, die ich rüberbringen will: Du musst es versuchen, Kopf hoch – auch wenn es schwerfällt”, versuchte der Trainer, die Zuversicht nicht gänzlich zu begraben. Auch Anne Heller hält das Prinzip Hoffnung wach. “Die Situation ist zur Zeit schlecht, aber nicht aussichtslos.”, so die Lok-Kapitänin. “Wir haben natürlich noch nicht aufgegeben und wollen alles versuchen. Es muss weitergehen – wir wollen in Freiburg einen besseren Auftritt hinlegen als heute und Punkte mitnehmen”. Die Partie beim Tabellenfünften SC Freiburg wird am Sonntag, 25. März um 11:00 Uhr angepfiffen.
1. FC Lok Leipzig: Härling, Kelly (65. Wutzler), Aulrich, Clark, Green, Heller, M. Herrmann (78. Nauesse), Schneider, Szuh , Lübcke, Ebermann
Bayer Leverkusen: Schmitz, Barth, Prießen, Elsig, Kasperczyk (46. Knopp), Knaak (85. Götte), Hendrich (46. Tüllmann), Shipard, Beckmann, Schwab, Bethke.

Torfolge: 0:1 Beckmann (6.), 1:1 Kelly (9.), 1:2 Schwab (30.), 1:3 Knopp (85.), 1:4 Götte (88.), Zuschauer: 456 im Bruno-Plache Stadion, Leipzig, Schiedsrichter: Inka Müller-Schmäh (Potsdam), Gelbe Karten: Herrmann, Szuh, Ebermann, Heller (Lok), Beckmann (Leverkusen)
FCR 2001 Duisburg – SC Freiburg 2:2 (1:1)
1. FC Lok Leipzig – Bayer 04 Leverkusen 1:4 (1:2)
1. FFC Frankfurt – Hamburger SV 0:1 (0:0)
Turbine Potsdam – VfL Wolfsburg 1:0 (1:0)
SC 07 Bad Neuenahr – FF USV Jena 0:1 (0:0)
FC Bayern München – Essen-Schönebeck 1:0 (1:0)(…)
8.) FC Bayern München 15 Spiele/ 17 Punkte/ -12 Tore
9.) Hamburger SV 15/ 16/ -8
10.) FF USV Jena 15/ 15/ -23
11.) 1.FC Lok Leipzig 15/ 9/ -37
12.) Bayer 04 Leverkusen 15/ 7/ -27

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Jan Kaefer über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar