Die beiden aktuell stärksten Frauenfußball-Vereine der Stadt standen sich am Dienstag auf der Südkampfbahn in einem Testspiel gegenüber. Zweitligist Lok Leipzig ließ sich dabei vom Regionalliga-Aufsteiger Eintracht Leipzig Süd nicht überraschen und siegte standesgemäß.

Noch im letzten Spieljahr trennten beide Klubs drei Ligen voneinander. Während Lok in der 1. Bundesliga kickte, verdingte sich ELS in der sächsischen Landesliga viertklassig. Doch im Sommer machten beide jeweils einen Schritt aufeinander zu. Lok musste in den sauren Abstiegsapfel beißen und in die 2. Bundesliga runter, während die Eintracht zum fünten Mal in Folge aufsteigen konnte und nun in der Regionalliga ran darf. Damit sortierten sich die Fußballerinnen aus dem tiefen Leipziger Süden in Sachen Frauenfußball endgültig hinter Lok als Nummer 2 der Stadt ein.
Gegen die Lok-Elf hatten die Frauen von der Südkampfbahn am Dienstag jedoch erwartungsgemäß einige Schwierigkeiten. “Wir wollen ein – dem Klassenunterschied entsprechendes – vernünftiges Ergebnis hinbekommen”, sagte ELS-Trainer Sebastian Popp vor der Testpartie und wünschte sich, die Niederlage auf weniger als fünf Tore Unterschied begrenzen zu können. Der Wunsch ging nicht ganz auf. Mit 0:6 musste sich die Eintracht letztlich dem Stadtprimus geschlagen geben, der seinerseits nicht viele ELS-Chancen zugelassen hatte.

Zum ersten Mal rappelte es nach einer Viertelstunde im Kasten der ganz in rot spielenden Eintracht. Lisa Reichenbach war im Strafraum gelegt worden, woraufhin Lok-Kapitän Anne Heller den fälligen Elfer souverän und unerreichbar ins linke Eck platzierte – 0:1. In Minute 38 gönnte sich die ELS-Abwehr eine Schlafeinlage, so dass Gabriella Toth plötzlich mutterseelenallein vor Torfrau Yvonne Scheil auftauchte und keine Mühe hatte, zum 0:2 zu vollenden. Mehr Treffer fielen bis zur Halbzeit nicht und Lok-Trainer Hendrik Rudolph haderte ein wenig mit der Einstellung seines Teams, wollte mehr Biss, mehr Ordnung und Disziplin sehen.
Das schienen seine Spielerinnen verstanden zu haben. Die erste Minute der zweiten Hälfte war noch nicht rum, als Scheil den dritten Ball aus ihren Maschen fischen musste. Olympia-Teilnehmerin Anna Green hatte von links geflankt, die frisch eingewechselte Erika Szuh segelte in den Strafraum und köpfte zum 0:3 ein. Jetzt häuften sich die Lok-Chancen merklich und die neue ELS-Innenverteidigerin Franziska Möttig – einst mit Lok in die 1. Bundesliga aufgestiegen – bekam viel zu tun. Ganz im Gegensatz zu ihrer alten, neuen Teamkollegin Carolin-Sophie Härling. Diese hütete in den vergangenen Jahren das Tor des 1.FC Lok, wechselte ebenfalls im Sommer zur Eintracht, wo die eigentlich gelernte Stürmerin wieder selbst auf Torjagd gehen möchte. Gegen ihren Ex-Verein waren allerdings auch für sie Torchancen Mangelware.

Die größte ELS-Chance bot sich Nancy Mehlig, die in aussichtsreicher Position einen von Yvonne Starick gut hereingebrachten Ball knapp mit der Fußspitze verfehlte (56.). Statt Ergebniskosmetik klingelte es noch dreimal im Süd-Tor. Nur drei Minuten nach der dicken Mehlig-Chance, war es wieder Lok-Kapitän Heller, die nach Vorarbeit von Szuh zum 0:4 einschob. Den fünften Treffer besorgte Erika Szuh selber (70.), und das abschließende 0:6 köpfte Katharina Freitag nach schönem Heller-Freistoß.
“Die letzten Wochen haben mich deutlich vorangebracht. Ich habe sehr viele gute Erkenntnisse gewonnen, und bis auf 1-2 Positionen steht für mich die Mannschaft”, resümierte Lok-Coach Rudolph nach dem Testspiel. Allerdings verfügt er für die bevorstehende Zweitliga-Saison nur über einen Kader aus 18 Spielerinnen. Zwei von ihnen (Lisa Reichenbach, Florin Wagner) haben sich gegen ELS wegen körperlicher Probleme auswechseln lassen, eine Dritte (Natalie Horn) leidet nach vermeintlich überstandener Kreuband-OP erneut an Knieproblemen. “Sollte es sich wirklich um die drei reduzieren, wird es am 1. Spieltag schon etwas eng”, gesteht Rudolph, der den kleinen Kader grundsätzlich gutheißt, weil somit jede Spielerin in den Genuss von ausreichend Spielpraxis kommen kann. Neuverpflichtungen sind aus seiner Sicht momentan kein Thema, eventuell entstehende Engpässe würden mit Kadern anderer Lok-Teams vereinsintern gelöst werden.
Zum ersten Mal richtig ernst wird es für die Lok-Frauen schon am kommenden Sonntag, 26. August. Um 14:00 Uhr treten sie in der 1. Runde des DFB-Pokals bei Regionalligist FFV Erfurt an. Der Thüringen-Pokalsieger der letzen drei Jahre war auch schon in der vergangenen Saison Erstrunden-Gegner der Leipzigerinnen. Damals konnte Lok mit 5:1 gewinnen. Gegenüber dem ELS-Test sieht Hendrik Rudolph bei seinen Mädels allerdings noch Steigerungspotenzial. “Ich erwarte, dass wir ein ganz anderes Spiel abliefern werden”, so der Trainer, “es zählt nur das Weiterkommen”. Verzichten muss er jedoch auf seine Kapiänin Anne Heller. Sie hat noch eine Rot-Sperre aus dem letzten Wettbewerb abzusitzen.
Eintracht Leipzig Süd vs. 1.FC Lok Leipzig 0:6 (0:2)
Torfolge: 0:1 Anne Heller (15./ Foulelfmeter), 0:2 Gabriella Toth (38.), 0:3 Erika Szuh (46.), 0:4 Anne Heller (59.), 0:5 Erika Szuh (70.), 0:6 Katharina Freitag (82.).

Schiedsrichter: Christopher Gaunitz (Leipzig). Zuschauer: ca. 80 auf der Südkampfbahn Leipzig.

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