Der Trubel um die Vorgänge bei der SG Leipzig Leutzsch (SGLL) reißt nicht ab. Im Gegenteil. Am Dienstag befasste sich der Sportausschuss mit der Situation im Leutzscher Holz. Und förderte Erstaunliches zu Tage.

Die Grün-Weißen hatten zu Wochenbeginn offenbar ein Liquiditätsproblem. Wie berichtet, stellten die Stadtwerke Leipzig im Alfred-Kunze-Sportpark (AKS) am Montag für einige Stunden den Strom ab. Erste Konsequenz des peinlichen Vorfalls: Die BSG Chemie, Untermieterin, verlegte das Training ihrer Landesliga-Mannschaft auf das Gelände von TuS Leutzsch.

SGLL-Vizechef Jamal Engel äußerte sich am Montag-Nachmittag auf Nachfrage nicht zu den Zahlungsschwierigkeiten seines Clubs. Ganz im Gegenteil: “Wenn also die von ihnen gewünschten Liquiditätsprobleme der SGLL so gravierend wären, wie sie sie ja gerne herbei schreiben möchten, sollten sie sich eher fragen, warum der Strom im AKS funktioniert?”

Die Antwort auf die rhetorische Frage lieferte überraschenderweise nicht der Vorstandssprecher selbst, sondern Sportamtsleiterin Kerstin Kirmes: “Ich kann Ihnen bestätigen, dass dem Verein als Hauptnutzer der Sportanlage mit Schreiben vom 27. September 2012 die vertragsgemäße reguläre anteilige Zahlung für die Monate Oktober – Dezember 2012 angekündigt wurde.”

Die Stadt bezuschusst den Betrieb des sanierungsbedürftigen Stadions also offenkundig bereits vorzeitig. Denn die vierteljährlichen Raten – jeweils rund 13.000 Euro – sind üblicherweise erst zum Quartalsende fällig.

“Wie uns Frau Kirmes berichtet hat, sei es gängige Praxis, dass ein Verein bei Liquiditätsproblemen einen Vorschuss erhält”, so ein Mitglied des Sportausschusses im Anschluss an die Sitzung vom Dienstag. Freilich ohne, dass das Amt Ursachenforschung betreiben würde. Offenbar machte Kirmes den üppigen Vorschuss nicht von einem Sanierungsplan abhängig. Oder prüftestens, wie das Loch in der Kasse zustande kam.

Wann ihre Behörde welche Gelder an die SG Leutzsch überweisen ließ, teilte die Amtschefin trotz mehrfacher Nachfrage nicht mit. Kirmes könnte jedoch spätestens seit dem 7. Oktober von einer eventuell drohenden Insolvenz gewusst haben. Problematisch wird das derzeitige Verhalten des Sportamtes dann, wenn sich herausstellen sollte, dass hier Steuergelder in fünfstelliger Höhe in den Wind geschossen wurden.

Jamal Engel negiert derweil weiterhin die finanzielle Schieflage, in der sich sein Verein befindet. Vereinsintern wurde der Stromausfall auf eine Havarie zurückgeführt.

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