Nach 75 Tagen Winterpause durfte RB Leipzig endlich wieder ein Pflichtspiel absolvieren. Vor heimischen Publikum besiegten die Rasenballer die TSG Neustrelitz 1:0 (1:0). Das Tor des Tages erzielte Carsten Kammlott (22.). Für den 22-Jährigen war das der erste Treffer in einem Pflichtspiel seit dem 19. November 2011.

Damals hatte “Chippy” die Rasenballer im Sachsenpokal-Achtelfinale beim Bischofswerdaer FV mit einem Linksschuss auf die Siegerstraße gebracht. Heute durfte er sich den Treffer mit Thiago Rockenbach teilen. Der Brasilianer wurde seinem Ruf gerecht, indem er vom Mittelkreis aus den Ball rücklings in Kammlotts Lauf schlenzte.

Stefan Kutschke bestaunte das Kunststück von der Bank aus. “Kein Spieler hat seinen Stammplatz verloren”, teilte Trainer Alexander Zorniger noch vergangenen Mittwoch mit. Stimmt nicht ganz. Kutschke musste Kammlott weichen. Tim Sebastian löste in der Innenverteidigung Fabian Franke ab. Die Wechsel hatten sich bereits in den letzten Testspielen abgezeichnet. Für die verletzten Dominik Kaiser (Knochenödem im Mittelfuß) und Sebastian Heidinger (Bänderriss) rückten Jeremy Karikari und Timo Röttger in die Startelf. Taktisch starteten die Leipziger in die Rückserie, wie sie die Hinrunde beendet hatten. Mit offensivem Pressing, schnellem Umschalten und einer 4-3-1-2-Formation.

Neustrelitz hielt anfangs mutig dagegen, war dem Siegeswillen und dem läuferischen Potenzial der Leipziger aber nicht gewachsen. Einzige gefährliche Szene im ersten Durchgang: Kai Hempel zieht vor dem Sechzehner ab. Coltorti hält sicher (20.). Nach dem Seitenwechsel verkriechen sich die Gäste vollends in der eigenen Hälfte und lauern auf Konter. Die Rasenballer drängen indes auf den zweiten Treffer, finden im Mecklenburger Betonwerk aber lange Zeit keinen Zugriff.

Erst als Kutschke in der 57. Minute für Röttger den Rasen betritt, nimmt das Spiel wieder an Fahrt auf. Doch in seinen Kopfball nach Rockenbach-Freistoß kann der Sturmtank nicht genügend Power investieren. Bittner fischt das Leder mühelos aus der Luft (61.). Gefährlich auch ein Kutschke-Hammer aus 17, 18 Metern von Rechsaußen, den der TSG-Keeper nur mit Mühe unter Kontrolle bekommt (77.). Neuzugang Clemens Fandrich bekommt einen scharfen Querpass des Stürmers 15 Meter vor dem Kasten nicht unter Kontrolle, weil ihn ein Abwehrspieler bedrängt (79.). In der 88. Minute bekommt der Mittelfeld-Mann den Ball aus dem Halbfeld von Christian Müller zugeflankt, verfehlt aber das Tor.

In den Schlussminuten wirft Neustrelitz nochmal alles nach vorn. Ein schneller Konter hätte die Vorentscheidung bringen können, doch die Leipziger spielen den Angriff trotz doppelter Überzahl nicht sauber zu Ende (90.). Doch weil den Gästen letztlich die zündende Idee fehlt und die Viererkette wieder einmal solide Arbeit geleistet hat, freuen sich Fans und Team gleichermaßen über den ersten Dreier im neuen Jahr. “Ich bin nicht glücklich, dass wir 0:1 verloren haben”, lautet das Fazit von TSG-Coach Rastslav Hodul. “Auch wenn wir wussten, dass wir es mit einem starken Gegner zu tun bekommen werden.”

Alexander Zorniger zollte seinem Kollegen Anerkennung. “Der Gegner hat eng gestanden und aggressiv gespielt.” Mit der Leistung seiner Kicker war der Schwabe alles andere als zufrieden. Insbesondere bemängelte er fehlende Laufbereitschaft. “Tiki-Taka? Soweit sind wir noch nicht.” Und schiebt verschmitzt nach: “Es gibt Punkte, an denen wir arbeiten.” Ach ja: Nächsten Sonntag empfängt RB Leipzig den 1. FC Lokomotive (Anstoß: 14 Uhr). Der Vorverkauf für das Derby läuft auf Hochtouren.

Kleine Randnotiz: RB Leipzig hat den Spielertunnel rot-blau verkleiden lassen. An großen Werbelogos auf dem Stadiondach wird fleißig noch gewerkelt. Und zum Einlaufen der beiden Mannschaften zogen weiße Rauchschwaden durch’s weite Rund. Verursacher waren keine bengalischen Feuer, sondern eine Nebelmaschine.
RB Leipzig: Coltorti – Müller, Hoheneder, Sebastian, Judt – Röttger (57. Kutschke), Karikari, Schulz (70. Fandrich) – Rockenbach – Kammlott (77. Ernst), Frahn (C).
TSG Neustrelitz: Bittner – Novy, Franke, Kahlert, Hempel, Fuchs, Rogoli, Morack (C), Pütt (84. Diouf), Weidlich (71. Schindler), Jovanovic (62. Ben-Hatira).

Torfolge: 1:0 Kammlott (22.), Schiedsrichter: Michael Wilske (Bretleben), Gelbe Karten: Schulz (Rasenball), Schindler, Novy (TSG), Zuschauer: 5.349 im Zentralstadion Leipzig.

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