"Wann wird's mal wieder richtig Sommer?", fragte Spaßkanone Rudi Carrell 1975. Wohlgemerkt im West-Fernsehen. Eine Antwort könnte lauten: Vielleicht in diesem Jahr. Zumindest für RBL. Heute gab's einen kleinen Vorgschmack. Bei gefühlten 20 Grad fegten die Rasenballer die Hertha-Bubis mit 2:1 (1:0) vom Platz. Streckenweise war sogar ein Klassenunterschied erkennbar.

Nach dem schmeichelhaften 2:2 Zuhause gegen Plauen besann sich das Team auf alte Stärken. Alexander Zorniger warf alle Rotationsprinzipien über den Haufen. In der Hauptstadt spielte die nominell stärkste Mannschaft gegen das beste Team der Rückserie. Heißt: Rockenbach als Spielmacher, das Noch-Traumduo Frahn/ Kutschke im Sturm, Morys und Röttger zunächst auf der Bank. Bastian Schulz bekam den Vorzug vor Jeremy Karikari.

Eine weise Entscheidung. 76. Minute beim Stand von 1:1. Morys (kam in der 67. für Fandrich) prescht auf der linken Außenbahn vor, fast bis zur Grundlinie. Sein Zuspiel in den Sechzehner findet “Schulle”, der eiskalt den Auswärtsdreier markiert. Frahn hatte Leipzig nach ein wenig Rumgestocher im Strafraum in Führung gebracht (28.). Herthas Sahar glich wenige Minuten nach dem Seitenwechsel aus (46.).
Das RB-Spiel wirkte um Längen abgebrühter als noch vergangenen Sonntag. Der Dämpfer und die folgenden Maßnahmen Zornigers taten den Rasenballern offensichtlich wohl. Die Hertha-Bubis probierten viel über die Flügel und mit weiten Bällen, kamen so zu einer Reihe Chancen. Mukhtar hatte nach einem Patzer der RB-Abwehr sogar die Führung auf dem Fuß, hämmerte das Leder jedoch direkt in die Hände Coltortis (71.).

“Es war schwierig gegen eine Herthaner Mannschaft, die gut in Schwung war”, meinte Zorniger nach Abpfiff. “Wir haben ihnen aber selten Platz für Kombinationsfußball gelassen. Als wir den dann doch zuließen, haben wir das 1:1 bekommen.” Sein Berliner Kollege hatte schon im Hinspiel den Leipziger Aufstieg für 2013 prophezeit. “Bis zum 0:1 hatten wir sehr gute Möglichkeiten”, fand Karsten Heine. “Nach dem Rückstand hatten wir einen kleinen Knacks. Da hat RB das Spiel dominiert. Mit Beginn der zweiten Halbzeit hatte sich das bei uns wieder normalisiert. Dann haben wir einmal nicht aufgepasst und sofort wieder das Gegentor bekommen.”

Die 300 mitgereisten Fans hatten Grund zum Feiern, auch weil Verfolger Jena (1:1 in Auerbach) Federn ließ. Setzt man voraus, die Thüringer werden ihre vier Nachholspiele siegreich gestalten, hätten die Rot-Weißen derzeit stolze 9 Zähler Vorsprung. Die Meisterschaft (und die damit verbundene Qualifikation für die Relegation) könnte wegen des besseren Torverhältnisses bereits in drei Wochen bei Cottbus II (4.5.) eingetütet werden. Vor den schweren Spielen gegen Zwickau (12.5.) und bei CZ Jena (25.5.). Zunächst empfangen die Leipziger allerdings am Samstag Schlusslicht Torgelow (Anstoß: 13:30).
Hertha BSC II: Sprint – Leinau, P. Breitkreuz, S. Breitkreuz, Sahar, Zimmer (79. Obst), Knoll (85. Andrich), Radjabali Fardi, Mukhtar, Dem, Diring (79. Scheffler).
RB Leipzig:
Coltorti – Müller, Hoheneder, Franke, Judt, Fandrich (67. Morys), Kaiser, Schulz (86. Ernst), Rockenbach (75. Karikari), Kutschke, Frahn.

Torfolge: 0:1 Frahn (28.), 1:1 Sahar (46.), 1:2 Schulz (76.), Schiedsrichter: Oliver Lossius (Göttingen), Gelbe Karten: S. Breitkreuz (Hertha), Franke, Karikari (beide Rasenball). Zuschauer: 948 im Amateurstadion, Olympiapark Berlin.

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