Wer hat, der hat. Laut den Informationen der Leipziger Volkszeitung plant Red Bull, das Leipziger Zentralstadion von Investor Michael Kölmel zu erwerben. Der Gründer des Filmverleihs Kinowelt soll bereits Verkaufsbereitschaft signalisiert haben. Da die finanziellen Voraussetzungen beim österreichischen Brausehersteller zu stimmen scheinen, könnte die Zustimmung des Stadtrates zum Deal Formsache sein.

Wer sich heute im Zentralstadion umschaut, das seit 2010 Red-Bull-Arena heißt, kann sich nicht des Eindrucks erwehren, als sei die Zeit stehen geblieben. Bestuhlung und Trainerbänke erinnern noch immer an das Sommermärchen 2006. Die Videowall über dem Gästeblock flimmert nicht auf dem neuesten Stand der Technik. Und die große Kluft zwischen Tribüne und Rasenkante ist den Managern der Getränkemarke aus dem Salzburger Land ein Gräuel.

Das Jubel-Publikum ihres Leipziger Fußballprojekts “RasenBallsport”, das seinen holprigen Namen dem Umstand verdankt, dass der DFB seinen Mitgliedsvereinen die Benennung nach Unternehmen verbietet, gleicht eher einem Streichelzoo als einer zornigen Bullenherde. Gewalt ist den Fans bislang ein Fremdwort. Hohe Zäune und tiefe Abgründe schreibt der Verband nur für Stehplätze vor. Das Zentralstadion ist ein “All-Seater”. Wer hier während des Spiels steht, könnte jederzeit Platz nehmen.

Im Jahr 1956 als “Stadion der Hunderttausend” eröffnet, wurde das weite Rund von 2001 bis 2003 für die Fußball-WM aufwändig umgebaut. Was lange Zeit als Invest-Ruine aussah und bestenfalls für Geister-Derbys zwischen den Lokalrivalen FC Sachsen und Lok Leipzig herhalten durfte, wurde 2010 unverhofft zu neuem Leben erweckt. Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz träumt seit Jahren von einem Platz im europäischen Fußballolymp.

Was für ein Pech, dass sein Salzburger Hausclub nur in der unattraktiven österreichischen Bundesliga antreten darf. Weltstars wie Messi, Ronaldo oder Ibrahimovic werden, soviel steht wohl fest, mangels sportlicher Perspektive zu ihren Glanzzeiten für kein Geld der Welt in die charmante Mozartstadt wechseln. Bei einem deutschen Bundesligisten sähe die Lage wohl anders aus. Nachdem Fans des FC Sachsen Red Bulls Investment bei dem Traditionsclub ablehnten, kochten die Brauseproduzenten 2009 ihr eigenes Süppchen.
Damit das Gebräu wenigstens den Köchen schmeckt, müssen freilich die Zutaten stimmen. Heißt: Red Bull möchte möglichst alle Strippen selbst ziehen. Was im sportlichen Bereich mühelos klappt, gestaltete sich infrastruktuell bisher schwierig. Zwar errichtet RB derzeit ihr eigenes Trainingszentrum. Doch eine Bundesliga-Spielstätte besitzen sie bisher nicht. Im Zentralstadion spielen die Rasenballer zur Miete. Gestaffelt nach Ligazugehörigkeit müssen sie dafür an Michael Kölmel ein stattliches Sümmchen abdrücken.

Die Platzherren würden ihr Zuhause gerne nach eigenen Vorlieben gestalten. Neue Sitze sollen her. Der VIP-Bereich soll den Gegebenheiten bei den RB-Clubs in Salzburg und New York angepasst werden. Mittels beweglicher Tribünen sollen die Zuschauer näher an den Spielfeldrand gerückt werden. Alles teure Investitionen, die sich nur im Eigenheim rechnen würden.

Im Prinzip darf Kölmel jederzeit verkaufen. Aber nur mit Zustimmung des Stadtrats, denn das Stadion ist ein Erbbau-Projekt. Die Mehrheit gilt allerdings als reine Formsache. Die Kommune hätte nur dann ein Veto-Recht, wenn Kölmel mit unseriösen Unternehmern Geschäfte abschließen möchte. Dieses Kriterium scheint im Falle Red Bulls nicht erfüllt zu sein. Der Mateschitz-Konzern besitzt bekanntlich genug Geld, wenn sich Investitionen zu lohnen scheinen. Und laut dem Medienbericht eine Kaufoption. Experten schätzen den Wert der Fußball-Arena demnach auf schlappe 40 Millionen Euro.

Neues gibt es derweil auch in Sachen Trainingszentrum zu melden: Mit dem nächsten Bauabschnitt soll im Spätherbst begonnen werden. Den Architekten-Wettbewerb entschied offenbar die Dortmunder SHA Scheffler Helbich Architekten GmbH für sich. RB-Geschäftsführer Ulrich Wolter möchte am Freitag dieser Woche Details verraten.

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