Selten zuvor war die schönste Nebensache der Welt im Zentralstadion so nebensächlich wie am Sonntag. Vor dem Anpfiff gab's für RB den Meister-Pokal, in der Halbzeitpause den Relegationsgegner. Losfee "Miss Ostdeutschland" Liza Grundig bewies ein glückliches Händchen. RB Leipzig empfängt am 29. Mai den Meister der Regionalliga West. Gegen den FSV Zwickau kamen die Rasenballer nicht über ein torloses Remis hinaus.

Nach jetzigem Stand treten die Rasenballer in der Relegation gegen die Sportfreunde Lotte an. Das Hinspiel findet am 29. Mai in Leipzig statt. Das Rückspiel ist für den 2. Juni angesetzt. Sollten sich die Leipziger durchsetzen, würde die Aufstiegsparty wahrscheinlich in einem Vorort von Osnabrück steigen, der Kfz-Besitzern vor allem wegen des gleichnamigen Autobahnkreuzes bekannt ist.

Alexander Zorniger hätte die Ziehung am Liebsten wiederholen lassen. “Lotte ist ein gutes Team mit unglaublich viel Power und einem verrückten Trainer”, weiß der RB-Coach. Die Sportfreunde liegen sich ebenfalls nicht vor Freude in den Armen. “Ein sehr schwieriges Los, wir hätten auch gern zuerst zu Hause gespielt”, äußerte der Vorstand Dirk Mutert, der die Auslosung im Stadion verfolgte.

Vielleicht kommt aber alles ganz anders: Die Ostwestfalen können noch von Fortuna Köln abgefangen werden. Die Rheinländer haben nach 36 Partien 77 Punkte auf dem Konto, Lotte 80 Zähler und das bessere Torverhältnis. Insgesamt sind in der Weststaffel 38 Spieltage zu absolvieren.

Fußball wurde am Sonntag auch gespielt. Die Rasenballer starteten mit einer B-Elf in das Zwickau-Spiel ohne sportlichen Wert. Von der Derby-Aufstellung waren nur Hoheneder und Schinke übrig geblieben. Frahn, Coltorti, Müller, Judt und Kutschke sind verletzt oder krank. Bellot, Schulz, Kaiser, Franke und Fandrich durften mit Blick auf das Pokalfinale gegen Chemnitz (Mittwoch/ 19:30 Uhr) zunächst pausieren.
Kleine Geschmacklosigkeit vor dem Anpfiff: Zwickaus Ultras bleiben bei der Schweigeminute zu Ehren der beiden verunglückten Bereitschaftspolizisten demonstrativ sitzen und stören durch laute Zwischenrufe. Obwohl der FSV mit seiner besten Mannschaft antritt, konnten die Leipziger über weite Strecken mithalten. Das Spiel ist arm an Highlights. Kammlott vergibt in der 7. Minute einen Elfmeter. Die RB-Reservisten suchen im ersten Durchgang mit langen Bällen in die Spitze ihr Glück. Ein Rechnung, die selten aufgeht.

So gut wie keine gefährlichen Strafraumszenen und Standarts sind die Folge. Jedoch fehlt auch den Gästen lange Zeit die zündende Idee, um im Sechzehner die roten Alarmglocken klingeln zu lassen. Bis ein scharfer Freistoß von Stiefel wenige Meter vor der Torlinie von Domaschke gestoppt wird (33.). Bis zum Seitentausch folgen ein paar sehenswerte Szenen auf beiden Seiten. Herausragend Trehkops Kopfball nach einer Ecke gegen den Pfosten (42.).

Nach Wiederanpfiff wechselte Zorniger. Alexander Siebeck kam für Tom Nattermann zu seinem Profidebüt. Die Leipziger spielten weiterhin lustlos. Erst in der 62. Minute sorgt Röttger mit einem Freistoß aus 18 Metern für ein Raunen im weiten Rund. Die Rasenballer erhöhen die Schlagzahl und bringen Zwickaus Hintermannschaft zunehmend in Bedrängnis. Gute Szenen, etwa durch Kocin (64.), Röttger (66.) oder Kammlott (80.), sind die Folge. Die Westsachsen finden auf die Offensivbemühungen keine adäquate Antwort und dürfen sich freuen, dass die Leipziger wie schon gegen Lok das Tor nicht treffen.

“Alles in allem ein gerechtes Unentschieden. Beide Teams hätten Tore schießen können”, findet FSV-Coach Torsten Ziegner. “Bei uns hat nicht jedes Rad ins andere gegriffen”, kommentiert Zorniger den schwachen Auftritt seiner Rasenballer. “Die, die gespielt haben, haben ihre Sache richtig gut gemacht.” Mangelnden Kampfgeist durfte man der Reserve-Elf vor allem im zweiten Durchgang nicht ankreiden. Mehr als blutleerer Sommerfußball war unter den personellen Rahmenbedingungen einfach nicht drin.
RB Leipzig: Domaschke – Heidinger, Hoheneder, Hoffmann, Kocin – Röttger (C), Ernst, Schinke, Nattermann (46. Siebeck) – Kammlott (89. Fandrich), Morys.
FSV Zwickau: Unger – Göbel (22. Doro), Eggert, Trehkopf, Fuß – Röhr, Stiefel (C) – Luge, Frick, Wölfel – Ullmann (76. Fugmann).

Schiedsrichter: Jens Klemm (Gröditz). Gelbe Karten: Hoffmann, Kammlott (Rasenball), Trehkopf (Zwickau). Besonderheiten: Kammlott verschießt Foulelfmeter (7.). Zuschauer: 6.481 im Zentralstadion, Leipzig.

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