Es bedurfte 22 (!) Elfmeter, ehe der 1. FC Lok gegen den Landesligisten Einheit Kamenz die 3. Runde im Landespokal erreicht hatte. Das Elfmeterschießen endete trotzdem nur 7:6, weil Lok vier, Kamenz fünf Elfmeter versemmelte. Nach 120 Minuten hatte es überraschend 2:2 (1:1/1:1) gestanden, Lok agierte gegen den 6. Ligisten schlicht zu pomadig. Ein Resultat: Die Gäste wurden mit großem Beifall verabschiedet.

Auch nach 20 Elfmetern war immer noch nicht Schluss, Kamenz’ Kapitän Danny Wochnik musste also erneut antreten. Zum zweiten Mal in diesem Elfmeterschießen und auch nur, weil Lok nach einer roten Karte für Rolleder nur noch zu zehnt war, Kamenz also einen Schützen aussparen konnte. Den ersten des gesamten Elfer-Festivals hatte Wochnik sicher versenkt. 10 Minuten später lief es anders: Kurzer Anlauf, Innenseite und dann war auch er an Julien Latendresse-Levesque gescheitert, dem Ersatztorhüter des 1. FC Lok, dem Hänsel heute das Vertrauen gab. Folgerichtig hatte es nun der erste Lok-Schütze Marcel Trojandt auf dem Fuß, das Spiel über zweieinhalb Stunden nach Anpfiff zu entscheiden.

Vor ihm waren an dieser Aufgabe, den vermeintlich letzten Elfmeter zu verwandeln, Rico Engler, Felix Bochmann, Markus Krug und Vadims Loggins gescheitert. Loks kanadischer Torhüter hatte ihnen dreimal (!) mit einem gehaltenen Elfmeter eine Steilvorlage gegeben, ein Kamenzer Elfer ging zudem neben das Tor. Nach dem vierten Streich des Kanadiers nun also Trojandt, der tatsächlich mit dem 22. (in Worten: zweiundzwanzigsten) Elfer des Spiels den Deckel drauf machte. Lok war in der dritten Runde des sächsischen Landespokals, aber wie?
Ließen die ersten zehn Minuten gegen den Landesliga-Vierten (6. Liga) ein Schützenfest erwarten, weil Lok druckvoll und mit viel Tempo über außen spielte, war anschließend nichts mehr von Selbstbewusstsein und unbändigem Siegeswillen zu sehen. “Als wir zehn Minuten stark gespielt haben und die dicke Möglichkeit von Bochmann nicht reinging, sah man schon, dass die Körpersprache wieder schwächer wurde”, so Lok-Trainer Carsten Hänsel enttäuscht. Bochmann hatte freistehend aus fünf Metern am Tor vorbeigeschoben. Der Gast, trainiert von Ex-Chemiker Frank Rietschel, konterte fortan mehrmals zielstrebig und vergab seinerseits zwei große Möglichkeiten. Als Kevin Kittler nach Rolleder-Vorarbeit fünf Minuten vor der Pause doch noch für Lok traf, schien alles seinen “normalen” Verlauf zu nehmen. Schien, denn Lok tat in der zweiten Hälfte viel zu wenig, verwaltete nur noch das Spiel und wies bei mehreren schnellen Ballverlusten im Mittelfeld keine Kompaktheit auf. Immer wieder tat sich Lok zudem im Spielaufbau schwer.
“Das Spiel selbst zu machen, haben wir bisher auch nicht trainiert”, gab Hänsel zu und fügte logisch an. “Das wird dieses Jahr sicher auch das einzige Spiel bleiben, in dem wir das Spiel machen müssen.” Zwölf Minuten vor dem Ende kam der Gast durch Jordak zum Ausgleich und ließ sich auch in der Verlängerung nicht abschütteln, als Lok kurz nach dem Anpfiff durch Engler traf. Neumann versenkte, nachdem Krug und Dräger nach einem weiten Abschlag indisponiert waren. Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte der Verlängerung verabschiedete sich zu allem Überfluss auch noch Steve Rolleder nach einem angeblichen Kopfstoß gegen seinen Gegenspieler Eric Prentki.

Bei Lok lief nichts, aber zwei hatten doch noch ihren Glückstag: Die beiden Neuzugänge Trojandt und Julien Latendresse-Levesque, die sich jedoch wie ein Großteil des Teams schnell nach dem Krimi in die Kabine verabschiedeten. “Trotz des Sieges war das Zustandekommen für uns alle einfach eine Enttäuschung. Aber wir haben zuletzt fünfmal gut gespielt und fünfmal nicht gewonnen. Heute haben wir richtig, richtig schlecht gespielt und den Sieg eingefahren”, kommentierte Hänsel.

Die Gastmannschaft wurde stattdessen mit viel Applaus verabschiedet und auch noch von ein paar der nur 1.053 Lok-Fans abgeklatscht. “Eine starke Sache, die man selten so erlebt”, so Gäste-Trainer Frank Rietschel. Aber was war an diesem Sonntag nach Probstheida schon normal?

Zum Artikel vom 9. September 2013 auf L-IZ.de
Dritte Runde im Sachsen-Pokal: 1.FC Lok empfängt RB Leipzig
Lok Leipzig: Latendresse-Levesque – Loggins, Muwanga (31. Engler), Krug, Dräger – Kittler, Hildebrandt – Bochmann, Seifert (110. Trojandt), Schulz (36. Grandner) – Rolleder

Kamenz: Kralicek – Wochnik, Hrdlitschka, Safar, Prentki – Runt (115. Pommeranz), Rehor (54. Ziesch), Neumann, Wocko, Pannach (44. Ziesch), Jordak

Tore: 1:0 Kittler (40.), 1:1 Jordak (78.), 2:1 Engler (92.), 2:2 Neumann (95.)
Elfmeterschießen: 0:1 Wochnik, 1:1 Trojandt, 1:2 Wocko, 2:2 Kittler, 2:3 Neumann, 3:3 Hildebrandt, 3:4 Safar, 4:4 Grandner, Prentki gehalten, Engler gehalten, Jordak vorbei, Bochmann gehalten, 4:5 Wehner, 5:5 Dräger, Hrdlitschka gehalten, Krug gehalten, Ziesch gehalten, Loggins Latte, 5:6 Kralicek, 6:6 Latendresse-Levesque, Wochnik gehalten, 7:6 Trojandt

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