Großes Kino im Stadion an der Bremer Brücke. Mit RB Leipzig und dem VfL Osnabrück standen sich am Freitag-Abend zwei Teams gegenüber, die beide mit spielerischer Rafinesse den Punktgewin erzwingen wollten. Am Ende entscheiden die Violetten die umkämpfte Partie mit 3:2 (1:2) für sich - weil sich die rot-weiße Defensive drei dicke Schnitzer leistete.

“Never change a winning team!” RB-Trainer Alexander Zorniger (45) schickte an der Bremer Brücke dieselbe Elf auf’s Feld, die letzten Samstag dem Nachwuchs des VfB Stuttgart mit 3:1 (2:0) eine kalte Dusche verpasst hatte. Dort trafen die Leipziger auf Jeremy-Karikari (26), der sich unter Zorniger nicht durchsetzen konnte und im Mai nach einer Disko-Rauferei gechasst wurde. Bei den Violetten avancierte der Innenverteidiger zur Stammkraft.

Zuletzt hatten die Leipziger zwei Auswärtsspiele in Folge verloren. Die Serie sollte heute gebrochen werden. 9.500 Zuschauer, unter ihnen 250 RB-Fans, erlebten ein wahres Flutlicht-Spektakel. Die Gäste erwischten den besseren Start. Morys scheitert nach einem Konter aus 12 Metern im Duell gegen VfL-Keeper Fernandez (9.). Heidinger hat mehr Erfolg. Der Außenverteidiger hämmert einen Freistoß aus 35 Metern zwar in die Mauer, setzt sich aber beim Rebound gegen zwei Osnabrücker durch. Der Ball wandert zu Ernst, dann wieder in Heidingers Lauf. Der netzt von links aus spitzem Winkel frech ein (13.).
Das RB-Glück währt nicht lange. Als im eigenen Strafraum Chaos herrscht, schießt Hoheneder Osnabrücks Grimaldi an. Der Ball rollt ins Leipziger Tor. Coltorti steht zu weit vorn, hat keine Chance (20.). Die Gastgeber lassen sich von der Begeisterung ihrer Fans tragen. Grimaldi läuft solo auf Coltorti zu. Hätte er nicht direkt abgeschlossen und dabei den RB-Keeper angeschossen, sondern zum nachrückenden Spann zurückgelegt, würden die Rasenballer jetzt einem Rückstand hinterher rennen (27.).

Das Spiel steht in dieser Phase am Scheideweg. Frahn kombiniert ein Zuspiel von Kaiser zu Poulsen, der zwei Mal aus kürzester Distanz an Keeper Fernandes scheitert (31.). Nach herrlichem Doppelpass mit Röttger schießt Poulsen nur Augenblicke später die Gäste wieder in Führung (32.). Das Stadion bebt vor Gram. Ein Bierbecher fliegt in Richtung jubelnder RB-Spieler. Auf der anderen Seite verpasst Spann direkt vor dem langen Eck eine sehenswerte Hereingabe vom linken Flügel. Osnabrück in dieser Szene nur Zentimeter vom Ausgleich entfernt (35.). Grimaldi köpft eine Flanke von rechts einige Meter über Coltortis Kasten (37.). Frahns flacher Ball aus 17 Metern zischt um Haaresbreite am Gehäuse vorbei (44.).

Nach dem Pausentee findet der Schlagabtausch seine Fortsetzung. Wieder Leipzig mit dem besseren Beginn. Ernst bringt einen Freistoß aus 30 Metern direkt auf’s Tor (48.). Röttgers Versuch aus 20 Metern, auch ein Freistoß, strahlt mehr Torgefahr aus (52.). Osnabrück profitiert abermals von einem Lapsus der RB-Defensive. Grimaldi setzt sich läuferisch gegen Heidinger durch, schiebt ein wenig und stürmt in den Sechzehner. Dort vernascht er nacheinander Coltorti und Hoheneder, um abschließend mühelos einzuschieben (56.). Die Bremer Brücke bebt. Das Gesangsduell gewinnen mit Abstand die Violetten.

Ab der 60. Minute wird der Umgangston auf dem Rasen rauer. Die schmerzhaften Zweikämpfe nehmen zu. Die Emotionen auch. Und die Hektik sowieso. Wohl dem, der einen klaren Kopf behält. Etwa Prokoph, der zunächst ein Zuspiel gefährlich auf Coltortis Kasten köpft, aber das Tor verpasst (78.). Zwei Minuten später landet sein Abschluss in den Maschen. Schuld ist erneut die RB-Abwehr. Hoheneder tritt den Ball viel zu langsam in Richtung Coltorti. Der Osnabrücker geht beherzt dazwischen und schiebt lässig ein.

Die Führung ist verdient. Osnabrück war die letzten 20 Minuten die spielstärkere Mannschaft. Doch RB Leipzig versucht zu antworten. Kaisers schwacher Freistoß aus 20 Metern ist für Fernandes keine Herausforderung (83.). Frahn versuchte es gefühlvoll aus 17 Metern. Fernandes klärt ins Toraus (87.). Am Ende verlieren die Leipziger ihr drittes Auswärtsspiel in Folge. Dass alle Gegentore auf dicke Patzer der Abwehr zurückzuführen sind, wird bis zum Heimspiel gegen Unterhaching (28.9., 14 Uhr) für Gesprächsstoff sorgen.
VfL Osnabrück: Fernandes – Pisot, Stadel, Karikari, Dercho – Nagy (86. Ornatelli), Zenga, Feldhahn, Hohnstedt – Spann (72. Prokoph), Grimaldi.
RB Leipzig: Coltorti – Ernst (83. Thomalla), Hoheneder, Sebastian, Jung – Röttger (61. Schulz), Kaiser, Heidinger – Frahn, Poulsen, Morys (77. Kammlott).

Torfolge: 0:1 Heidinger (11.), 1:1 Grimaldi (20.), 1:2 Poulsen (33.), 2:2 Grimaldi (54.), 3:2 Prokoph (81.), Zuschauer: 8.974 in der Arena an der Bremer Brücke, Osnabrück.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar