Jubel in Leipzig-Probstheida: Nach einem nervenaufreibenden Heimspiel gegen Optik Rathenow, hat der 1. FC Lok den ersten Saisonsieg eingefahren. Trotz einer deutlichen 3:0-Halbzeitführung, lief Lok doch noch Gefahr, alles herzuschenken, hatte vor 1.791 Zuschauern aber endlich einmal Glück und gewann 4:2. Den Erfolg sprach der Interimscoach Eric Eiselt sich selbst zu und muss kommende Woche wieder ins zweite Glied.

“Ich!”. Auf die Frage, was sich seit der Entlassung von Carsten Hänsel geändert hat, kennt Eric Eiselt nur eine Antwort. “Ich!”. Der sonst so bescheidene Eiselt sieht sich selbst als Hauptgrund, dass Lok nun endlich gepunktet hat, meint es aber ganz anders. “Ich habe selbst Fußball gespielt und kenne die kniffligen Situationen. Außerdem habe ich von Mike Sadlo und Marco Rose, also von Trainern gelernt, die selbst höherklassig gespielt haben und wussten, was eine Mannschaft in welcher Situation braucht. Außerdem bin ich ein Teamspieler und wir sind wieder ein Team.” Eine Rückschau auf seinen Vorgänger?

Dass sie ein Team sind, zeigten seine Spieler auch offen auf dem Feld. Nach Rolleders Führungstor (6.) sprintete selbst Steven Braunsdorf zur Jubeltraube beim Trainer. Gemeinsam feierten alle die zweite Lok-Führung der Saison. Gemeinsam kämpften auch die Spieler auf dem Feld gegen einen zunächst erschreckend schwachen Gast. Ob es an den zuvor drei Niederlagen in Folge gelegen hat, dass Rathenow nichts auf die Ketten bekam? “Die erste Halbzeit waren wir überhaupt nicht anwesend”, gab Rathenows Trainer-Denkmal Ingo Kahlisch – seit 1989 Trainer bei Optik – unumwunden zu.
Lok wusste das diesmal auszunutzen, eroberte im Mittelfeld zahlreiche Bälle und hatte auch einen Plan, was mit diesen anzufangen ist. Der in Halbzeit eins starke Andy Wendschuch belebte das Lok-Spiel, obwohl er gar nicht für die Startelf vorgesehen war. “Andy hat gestern 45 Minuten in der zweiten Mannschaft gespielt und musste heute kurzfristig ran, weil Raik Hildebrandt zu erkältet war.” Hildebrandt stand schon auf dem Spielformular, probierte bei der Erwärmung alles, aber bei ihm war nichts im Tank.

Einen anderen schien die eigene Erkältung zu beflügeln. Steve Rolleder spielte wie aufgezogen, holte fünf Minuten vor der Pause einen Elfmeter raus, den er selbst locker zum 2:0 verwandelte. “Steve hat gesagt, dass er sich das heute zutraut und alles geben wird. Das hat er gemacht, dafür bekommt er die kommenden zwei Trainingstage zur Kurierung frei. Gegen RB ist er ja ohnehin gesperrt”, so Eiselt großzügig. Es passte zur bis hierhin besten Halbzeit der Saison, dass Rico Engler kurz vor den Pausengetränken – selbstbewusst wie in alten Tagen – von der Mittellinie davon marschierte und auf 3:0 erhöhte. Sonnenschein-Stimmung im diesigen Probstheida, die kurz nach der Pause Unglauben wich.

Rathenow stellte nach Wiederanpfiff binnen 12 Minuten den Anschluss her, Lok hatte zweimal richtig gepennt. “Wir wollten Flugbälle verhindern und unsere Kampfzone eng halten, das haben wir nach der Pause nicht mehr geschafft”, räumte Identifikationsfigur Eiselt ein. Sein Team stand zusammen, schwamm plötzlich aber zusehends. Der Gegner hatte sich gefangen und “gezeigt, dass wir Fußball spielen können”, so Kahlisch. Dessen Torhüter sich allerdings eine Auszeit zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt nahm. Weil sich Marcel Subke nach 73 Minuten nicht zwischen Pass und Schlag entscheiden konnte, geriet seine Aktion zum Rohrkrepierer, der eingewechselte Jorgo Nika nahm das Geschenk dankend an (4:2). Lok war wieder im Spiel und errannte sich den Dreier in einer hektischen Schlussphase.

Eiselt, gefeiert von den Zuschauern, wird kommende Woche im Pokal gegen RB Leipzig wohl trotzdem nur wieder Co-Trainer sein, denn mit Heiko Scholz ist man sich handlungseinig. Eiselt hätte gern als Chef weitergemacht. “Ist doch logisch, aber ich ordne mich auch gern unter, denn nur Lok zählt”, sprach’s und zeigte dabei auf das Logo auf seiner Brust. Die Brust seiner Spieler wird gegen RB Leipzig nicht nur etwas breiter, sondern auch voller sein. Bei der “1.000-Euro-Sponsor”-Aktion des Vereins bei der letztendlich 42 Lose verkauft wurden, gewann ausgerechnet das Joseph Pub, die Kneipe von Aufsichtsratschef Olaf Winkler. Zweiter wurde zudem Stadionsprecher Mirko Linke. Man muss auch mal Glück haben…
1.FC Lok Leipzig vs. FSV Optik Rathenow 4:2 (3:0)

1.FC Lok Leipzig: Braunsdorf – Böhne, Kittler, Krug, Seifert, Kilz (76. Scheibe), Engler, Wendschuch, Bochmann, Grandner, Rolleder (65. Nika). Trainer: Eric Eiselt.
FSV Optik Rathenow: Subke – Leroy, Delvalle (46. Kesavan), Coric, Bahr, Cetin, Cankaya, Hellwig (35. Regulski), Kapan, Huke, Owczarek (74. Uslucan). Trainer: Ingo Kahlisch.

Torfolge: 1:0 Rolleder (6.), 2:0 Rolleder, (40./Foulelfmeter), 3:0 Engler (45.), 3:1 Huke (53.), 3:2 Owczarek (55.), 4:2 Nika (73.), Schiedsrichter: Michael Wilske, Gelbe Karten: Wendschuch, Grandner (beide Lok), Leroy, Huke (alle Rathenow), Zuschauer: 1.791 im Bruno-Plache-Stadion, Leipzig.

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