Obwohl RB Leipzig beste Aussichten hat, am Saisonende sportlich den Sprung in die 2. Bundesliga packen, besteht laut "Kicker" die Möglichkeit, dass dem Verein die Lizenz verweigert werden könnte. DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig ließ in einem Workshop während des Fankongresses in Berlin durchblicken, dass die Rasenballer nicht davon ausgehen dürften, bei Beibehaltung ihrer jetzigen Strukturen die Spielerlaubnis zu erhalten. Dabei steht die DFL-Satzung auf Seiten der Rasenballer.

“Wir stehen klar für die 50+1-Regel. Hier hat die DFL mit den Fans keinen Dissens”, erklärte Rettig in Berlin. Investoren seien willkommen, “sofern sie sich an die Spielregeln halten.” Ob dies RB Leipzig mache, fragte ein Anwesender. Rettig erwiderte, er werde nicht auf Einzelfälle eingehen, tat es dann aber ohne Nennung des Clubnamens. “Die Mitwirkungsmöglichkeit des Mitglieds darf nicht eingeschränkt werden”, so der DFL-Geschäftsführer. “Wenn Eintrittsbarrieren für Mitglieder bestehen, schauen wir ganz genau hin.”

Hier liegt der Hase im Pfeffer. Die Rasenballer verlangen eine Aufnahmegebühr. Die ordentliche Mitgliedschaft kostet jährlich 800 Euro. Außerdem macht der Vorstand rege von seinem Recht Gebrauch, Anträge ohne Begründung abzulehnen.

Zwar verfügt der Verein über eine beachtliche Zahl an sporttreibenden Mitgliedern und Vertragsspielern, auf die manch anderer Leipziger Fußballclub neidisch sein darf. Die stimmberechtigten Mitglieder lassen sich allerdings an wenigen Händen abzählen. Dem Vernehmen nach besteht dieser erlauchte Kreis ausschließlich aus Mitarbeitern des Red-Bull-Konzerns. Die Chance auf Erlangung der stimmberechtigten Mitgliedschaft stehen selbst für den Normalo-Fan gen Null, der sich Aufnahmegebühr und Jahresbeitrag leisten kann.

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Anders als bei den meisten Bundesligisten rollt der Ball bei den Rasenballern bislang ausschließlich im Verein. Profis und U23 sind bisher nicht in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert. Red Bull tritt formal betrachtet nur als Hauptsponsor auf. Dieses Konstrukt ist, oberflächlich betrachtet, mit der DFL-Satzung vereinbar, aber anrüchig, weil faktisch nur Red-Bull-Mitarbeiter das Vereinsleben ausgestalten können. Der Verein stößt deswegen bei Fans anderer Teams auf teils heftige Kritik, er würde vornehmlich Marketing-Zwecken des Getränkeriesen dienen.

Dass die DFL, die die beiden obersten Profi-Ligen veranstaltet, ein nicht unerhebliches Problem mit RB Leipzig zu haben scheint, überrascht dann aber doch. Schließlich würde ein zweiter Verein mit schier unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten neben Liga-Krösus Bayern München für mehr sportlichen Wettbewerb im deutschen Spitzenfußball sorgen. Einseitige Meisterschaftsentscheidungen, wie etwa in der letzten und in der laufenden Spielzeit, könnten mittelfristig der Vergangenheit angehören.

Laut “Kicker” fanden zuletzt mehrere Gespräche zwischen DFL und RB-Geschäftsführer Ulrich Wolter statt. Weil die Lizenzunterlagen im März eingereicht werden müssen, bliebe den Leipzigern nur noch wenig Zeit zum Handeln. Pressesprecher Sharif Shoukry fasst sich auf Nachfrage kurz: “Wir werden den Kicker-Bericht nicht kommentieren.”

Die 50+1-Regel gilt in der DFL-Satzung nicht als juristisch sattelfest. Sie bezieht sich nämlich ausschließlich auf Kapitalgesellschaften, nicht aber auf das Stimmgewicht in deren Muttervereinen. Bislang bestehen seitens des Liga-Verbandes auch keine Vorgaben, über wie viele stimmberechtigte Mitglieder ein Proficlub mindestens verfügen müsse, wie mit einem Aufnahmeantrag zu verfahren sei und unter welchen Voraussetzungen ein solcher abgelehnt werden dürfe. Sollte der Verband die Lizenz verweigern, könnte RB Leipzig vor Gericht ziehen. Deshalb habe man bei der DFL laut “Kicker” eine Expertengruppe gegründet, die den entsprechenden Paragraphen klarer und unmissverständlich ausgestalten solle.

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