Mehr als ein Jahr ist die aktuelle Führungsriege beim 1. FC Lok im Amt. Die Spauke, Kesseler, Gruschka und Mieth sind einstmals vom Aufsichtsrat in das Präsidium berufen worden, nachdem Notzon, Dischereit und Wickfelder nacheinander zurückgetreten waren. Aufsichtsratschef Olaf Winkler blickt zurück auf ein Jahr voller Veränderungen - aber auch nach vorn. Ein Gespräch über bessere Kontakte, einen möglichen Oberliga-Abstieg und mehr Macht für den Aufsichtsrat.

Herr Winkler, Sie haben am Samstag den weiten Weg nach Rathenow auf sich genommen. Wie bewerten Sie das Spiel?

Das war ein typisches Lok-Spiel in dieser Saison. Die 1. Halbzeit sehr ordentlich, zweite Halbzeit naja. Die Einstellung zum Spiel hat absolut gestimmt. Dieser Sieg geht in Ordnung und lässt uns weiter hoffen.

Über ein Jahr ist das neue Präsidium im Amt. Hinsichtlich der Zusammenarbeit mit dem alten Präsidium kritisierten Sie einst, dass der Aufsichtsrat oft Detektiv spielen müsse, um an Informationen zu kommen. Sind Sie als Aufsichtsratschef mit der derzeitigen Zusammenarbeit der Gremien zufrieden?

Die Zusammenarbeit hat sich gravierend zum Positiven verändert. Der Aufsichtsrat wird informiert, insbesondere auch über den finanziellen Status. Das war früher unser hauptsächlicher Kritikpunkt. Das läuft problemlos. Und obwohl die Arbeit weiter zunimmt, macht es weiterhin Spaß.

Sie wünschten sich während der Querelen vor über einem Jahr, dass der Verein gestärkt aus dieser schweren Phase hervorgeht. Ist dieser Wunsch aus Ihrer Sicht in Erfüllung gegangen?

Wir sind organisatorisch auf jeden Fall gestärkt aus dieser Situation hervorgegangen. Auch die Zusammenarbeit und das Klima innerhalb des Vereins haben sich verbessert. Natürlich sind wir finanziell noch nicht gewaltig vorangekommen. Bis dato halten wir unsere Zahlungsverpflichtungen aber ein und sind ein fairer und berechenbarer Partner. Das wollen wir auch weiter sein. Unsere Partner können sich auf uns verlassen. Das ist uns wichtig. Mit der Stadt und dem Sportbürgermeister sind wir in einem regen und vertrauensvollen Kontakt. Das Verhältnis hat sich enorm verbessert.

Laut LVZ vom 11.04.14 seien die März-Gehälter nicht pünktlich gezahlt worden. Wie stellt sich die Situation für Sie dar?

Wir sind immer bestrebt, die Gehälter pünktlich zu zahlen. Sollte das einmal nicht der Fall sein, müssen wir mit den Spielern reden, wobei auch jeder Angestellte in der Pflicht ist, Vereinsinterna vertraulich zu behandeln.

Und wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen Mitgliedern und Gremien?

Wir haben seit Neuestem einen Fanbeirat, eine Stadionverbotskommission und man sieht auch an den aktuellen Zuschauerzahlen, dass das Verhältnis intakt ist. Trotz der bescheidenen sportlichen Darbietungen sind diese sehr ordentlich. Im Bruno-Plache-Stadion hatten wir im Schnitt selten mehr Zuschauer. Gerade die Atmosphäre unter den Sponsoren und Förderern ist angenehmer geworden. Es herrscht ein besseres Miteinander. Darüber hinaus leistet der Baubeirat mit zahlreichen Handwerkern einen tollen Beitrag zur Sanierung und Erhaltung unseres Geländes.

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Ein Abstieg in die Oberliga droht, eine Liga, die sportlich gelinde gesagt nicht reizvoll ist. Dort kicken zurzeit sieben zweite Mannschaften, dazu Teams wie Rudolstadt, der VfL Halle oder Fortuna Chemnitz. Wie sieht der Plan B aus, um in dieser Liga zu überleben?

Ziel sollte es nach wie vor sein, die Regionalliga zu halten. Sollte es dennoch am Ende nicht reichen, werden wir versuchen, eine gute Oberligamannschaft zusammenzustellen, mit welcher wir oben mitspielen können, um wieder viele Zuschauer ins Stadion zu locken. Damit verbunden, streben wir die weitere wirtschaftliche Konsolidierung an. Unser Vermarkter signalisierte bereits, dass es viele Firmen gibt, die auch Verträge für die Oberliga unterschreiben. Ich denke, es sind viele Sponsoren bereit, den Verein auch in der Oberliga zu unterstützen, wenn weiter ehrlich und transparent gearbeitet wird.

Zuletzt waren zahlreiche Firmen zum Sponsorenabend eingeladen. Welche Signale haben Sie dort vernommen?

Diese Veranstaltung im Hotel Diani war klasse, weit über hundert Leute waren da, darunter viele neue Gesichter. Besonders gefreut hat mich, dass auch einige ehemalige Spieler dabei waren. Es war die erste Veranstaltung dieser Art seit langem, dies müssen wir wieder pflegen. Unser Vermarkter Matthias Härzschel mit seiner Firma contact & sports hat gute Arbeit geleistet. Man muss auch sehen, dass es zurzeit als Vermarkter eines Vorletzten auch nicht einfach ist. Das Marketingkonzept, was erarbeitet wurde, ist authentisch und sympathisch, mit engem Lok-Bezug. An besagtem Abend stand keine Kollekte da, wir haben aber viele positive Signale erhalten. Diesen gilt es nachzugehen, um auch welche in die Tat umzusetzen. Auf der Sponsorenakquise liegt der Fokus.

Wie ist der Sachstand beim Rechtsstreit um das Lok-Logo?

Wir befinden uns nach wie vor in einem laufenden Verfahren gegen Logoinhaber Manfred Jansen. Mit anwaltlicher Unterstützung arbeiten wir mit Hochdruck an einer Lösung. Dies ist für unseren Verein natürlich eine sehr ärgerliche und ungewöhnliche Situation. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass wir Fanartikel nur eingeschränkt verkaufen können. Unser Ziel muss es sein, das Logo schnell wieder in Vereinshand zu haben und diese Baustelle zu schließen.

Bei der kommenden Mitgliederversammlung am 30. Mai soll unter anderem über eine Satzungsänderung diskutiert werden, die dem Aufsichtsrat das Recht einräumt, Präsidiumsmitglieder abzuberufen. Können Sie das Vorhaben und die Beweggründe genauer erläutern?

Die Mitgliederversammlung als das höchste Gremium unseres Vereins soll und wird über diese Satzung der Zukunft demokratisch befinden. Dabei soll dieser Satzungsvorschlag in alle Richtungen ausdiskutiert werden. Ziel dieser Satzungsänderungen ist es unter anderem, dass perspektivisch größere Geldgeber in den Aufsichtsrat kommen, um über die Verwendung ihrer Gelder zu wachen. Das ist auch keine Erfindung von Lok, ein Gros von Fußballvereinen verfügt bereits über eine derartige Satzung, welche sich auch bewährt hat.

Es geht auch nicht darum, dass man Präsidiumsmitglieder nach Gutdünken auswechselt. Die Aufsichtsratsmitglieder werden ja auch demokratisch von der Mitgliederversammlung gewählt.

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