RB Leipzig ist der 2. Bundesliga ganz nah. Am Samstag besiegten die Rasenballer Verfolger Darmstadt 98 1:0 (1:0). Linksverteidiger Anthony Jung brachte die Gastgeber vor Rekordkulisse in der 15. Minute auf die Siegerstraße. Sagenhafte 39.147 Zuschauer (davon 2.000 Darmstadt-Fans) sind ins Zentralstadion gekommen, um bei besten Frühlingswetter ein Fußballfest zu feiern.

Beim Einlaufen der Teams verwandeln sie die Arena mit Schals sowie roten und weißen Papier-Blättern gemeinsam in ein riesiges Farbenmeer. Vorbei ist der Choreo-Streit, der die Fanszene die letzten Tage entzweit hat.

RB-Coach Alexander Zorniger nimmt einen personellen Wechsel vor. Rechtsverteidiger Georg Teigl, der letzten Sonntag Dortmund nicht die glücklichste Figur machte, muss auf die Bank. Sebastian Heidinger rückt dafür auf seine Position. Anthony Jung übernimmt die linke Seite. Bei den Lilien, die im orange-schwarzen Auswärtsdress antreten, kehrt Torjäger Dominik Stroh-Engel zurück in die Startelf.

Beide Mannschaften schenken sich nichts. Nach anfänglichen Abtasten und Taktieren nimmt das Match nach einer guten Viertelstunde Fahrt auf. Kaiser trifft aus 16 Metern den Pfosten (14). Jung erwischt 20 Meter vor dem Tor einen zweiten Ball. Der 22-Jährige nimmt Maß, schießt flach – und trifft unten links. Das Stadion tobt. Die Rasenballer gehen in der 15. Minute in Führung.

Das Spitzenspiel lebt jetzt von Emotionen und bissigen Zweikämpfen, hält aber lange nichts Hochprozentiges parat. Kimmichs Distanzschuss aus 25 Metern ist kein Problem für Keeper Zimmermann (27.). Hoheneder rauscht vor dem Tor an einer Kaiser-Ecke vorbei (35.).

Die Darmstädter tun sich schwer, ihre Offensiv-Qualitäten auf den Tisch zu packen. Bei Standards sind die Leipziger auf der Hut. Hoheneder hat Stroh-Engel (26 Tore) fest im Griff. Erst in der 43. Minute zeigt sich eine Möglichkeit. Eine Flanke von rechts versucht Ivana freistehend gegen Coltortis Laufrichtung zu verwerten. Der Routinier wirft sich mutig in die Flugbahn, verhindert den Treffer (43.).
Nach Wiederanpfiff fordern die Gastgeber das zweite Tor. Kimmich (50.) und Kaiser (51.) kommen zu guten Torschüssen. Kaiser unterliegt nach Vorarbeit von Poulsen im Eins-zu-Eins gegen Zimmermann, der dessen Abschluss mit den Fingerspitzen pariert (53.). Poulsen hält 15 Meter vor dem Tor direkt auf Zimmermann drauf (63.).

Freistöße zählen zu Darmstadts Stärken. Ivana versucht es aus 25 Metern direkt. Der Ball fliegt weit über Coltortis Kasten (65.). Dann erreicht die Temperatur in der RB-Box kurz das Level einer finnischen Dampfsauna. Coltorti pariert 10 Meter vor dem Tor einen Schuss aus kurzer Distanz, bringt das Leder aber nicht unter Kontrolle. Der Ball wandert zu einem Darmstädter, der aus gut 16 Metern, aber halblinker Lage auf das leere Tor schießt. Mehrere RB-Kicker werfen sich dazwischen, klären zur Ecke (68.).

Die erste gefährliche Szene der Gäste, die zunehmend auf Leipziger Fehler lauern. Die Rasenballer spielen weiter auf das vermutlich entscheidende zweite Tor. Zorniger bringt Franke für Frahn (79.). Signal an die Mannschaft: Ergebnis halten.

Die RB-Kicker igeln sich mitnichten in der eigenen Hälfte ein. Wäre ja Quatsch. Doch einen Darmstädter Konter dürfen die Messestädter bei diesem Spielstand unter keinen Umständen riskieren. Die Lilien werfen in der Schlussphase alles in die Waagschale. Die Spieler wissen: Vier Punkte in drei Spielen gegen die starken Leipziger aufzuholen, wird verdammt schwer.

Die Schlussphase lebt von ihrer Spannung. Wie im Hinspiel. Auch am 9. November rannten die Lilien einem 0:1 hinterher. Damals vergebens. Leipzig nahm den Dreier mit. Zorniger bringt mit Willers einen weiteren Innenverteidiger (88./für Kimmich). Heller bringt den Ball noch einmal gefährlich an den langen Pfosten, wo sich Stroh-Engel nicht durchsetzen kann (89.). Das Leipziger Publikum klatscht und singt. Der Gästeblock hält den Atem an. Dann pfeift Schiri Thorsten Kinhöfer ab. Fans, Spieler und Trainer liegen sich in den Armen.

Nächsten Samstag treten die Leipziger um 14 Uhr bei Hansa Rostock an. Im Ostseestadion können die Rot-Weißen die 2. Bundesliga klar machen. Vorausgesetzt, Darmstadt patzt zu Hause gegen RW Erfurt.
RB Leipzig:
Coltorti – Heidinger, Hoheneder, Sebastian, Jung – Kimmich (88. Willers), Demme, Fandrich (66. Röttger) – Kaiser – Poulsen, Frahn (C, 78. Franke)

SV Darmstadt:
Zimmermann – Berzel, Sulu (C), Gorka, Stegmayer – Gondorf (85. Ziereis), Behrens – Sirigu (78. da Costa), Ivana (67. Landeka), Heller – Stroh-Engel

Schiedsrichter:
Thorsten Kinhöfer (Herne)

Tor:
1:0 Jung (15.)

Gelbe Karten:
Frahn (9), Hoheneder (9), Jung (6) | Stegmayer, Sulu, Stroh-Engel, Behrens

Zuschauer:
39.147 im Zentralstadion

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