Mit Selbstvertrauen und beispielloser Fanunterstützung geht der 1. FC Lok die Abstiegsendspiele an. Zum Traditionsduell gegen den 1. FC Magdeburg wird ein ausverkauftes Plache-Stadion erwartet und seit einer Woche spenden die Fans für eine Nichtabstiegsprämie. Zwischenstand: über 6.000 Euro.

“Wenn wir am Ende ein Tor über dem Strich stehen sollten, haben wir allen Grund uns in die Arme zu fallen”, formulierte nunmehr Ex-Lok-Trainer Carsten Hänsel im Juli das Saisonziel des 1. FC Lok. Es scheint ganz so, als ob Hänsel, der im September die Tasche vor die Tür gesetzt bekam, Recht behalten würde. Denn gewinnt der 1. FC Lok die beiden ausstehenden Spiele, ist er so gut wie sicher gerettet. Theoretisch reichten auch zwei Unentschieden zum direkten Klassenerhalt, wenn der direkte Konkurrent SV Babelsberg beide Spiele (zu Hause gegen Hertha II und beim ZFC Meuselwitz) verliert. Dann käme es wirklich auf das Torverhältnis an.

Im Tabellenkeller geht es eng zu und weil jeder extra Schritt Gold wert sein kann, haben die Lok-Fans wieder die Spendierhosen angezogen. Binnen sieben Tagen sammelten sie über 6.000 Euro für ihre Mannschaft. “Sollte Lok den Klassenerhalt schaffen, bekommt die Mannschaft das Geld. Steigen wir doch noch ab, fließt die gespendete Summe in unseren Nachwuchs”, so Mit-Organisator Mirko Linke, der die Spendeneingänge überwacht. “Das sind fast nur Einzelspenden, die Fans überweisen von 5 Euro bis 250 Euro. Der Wirtschaftsbeirat des 1. FC Lok hat als Gruppe sogar 1.000 Euro gegeben.” So kamen seit Aktionsbeginn am 8. Mai exakt 6.154,43 Euro zusammen (Stand am Vormittag des 16. Mai).
Lok-Kapitän Markus Krug kommt ob dieser Spendenbereitschaft ins Schwärmen. “Es ist einfach sensationell, was unsere Fans leisten, vor allem wenn man bedenkt, was sie bereits im letzten Jahr gespendet haben, um den Verein überhaupt am Leben zu erhalten. Das verdient höchsten Respekt”, so der Innenverteidiger. Damals kamen über einen Zeitraum von mehreren Monaten über 120.000 Euro zusammen. “Das ist eben Lok – außergewöhnlich”, schmunzelt Stadionsprecher Linke, der eine generelle Veränderung im Fanverhalten zu den letzten Monaten ausgemacht hat. “Die Zuschauerzahlen steigen wieder, 600 bis 800 Mann sind zuletzt auswärts mitgefahren, die Fans sind mit der Mannschaft zusammengewachsen und haben ein gutes Gespür für die Situation. Wenn das Team 110 Prozent gegeben hat und es nicht gereicht hat, erhalten die Spieler trotzdem Applaus. Aber sie wollen eben die 110 Prozent sehen und die Mannschaft ruft die in den letzten Wochen auch ab.”

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Krug und Linke eint die Hoffnung auf ein gutes Ende und eine Prämienauszahlung an die Mannschaft. “Wir wollen dieses Vertrauen, was wir uns erarbeitet haben und die Fans in uns setzen unbedingt zurückzahlen und gemeinsam mit ihnen am letzten Spieltag den sicheren Klassenerhalt feiern”, so der Kapitän, der ähnlich optimistisch ist wie Linke. “Ich habe schon vor einem Vierteljahr gesagt, dass wir das schaffen werden, auch wenn die Konstellation schwierig ist. Gegen den FCM müsste ein Sieg her. Ich hab im Gefühl, das Rico Engler seit langem mal wieder trifft – und wir gewinnen.”

Trainer Heiko Scholz hat Magdeburg am Mittwoch beim Landespokalsieg in Halle (3:0 n. V.) beobachten lassen und weiß um die schwere Aufgabe. “Das ist eine sehr gute Mannschaft mit vielen guten Einzelspielern und eigentlich eine Nummer zu groß für uns. Aber wenn wir Magdeburg 90 Minuten beschäftigen und wieder alles raushauen, dann haben wir eine Chance, denn nach den 120 Pokalminuten sehe ich den Fitnessvorteil bei uns.” Zumal bei Lok niemand angeschlagen ist, einzig die verletzten Schmitt, Trojandt und Seifert werden wie schon gegen Viktoria Berlin fehlen. Scholz hat unter der Woche zahlreiche Freunde aus seiner zweiten Heimat in Nordrhein-Westfalen am Telefon gehabt. “Die hielten das für Wahnsinn, was unsere Fans schon wieder auf die Beine stellen. Aber da sieht man auch mal, wie sensibel die Leute bei uns sind. Die merken, wie es dem Verein zurzeit geht und springen eben selbst in die Bresche.” Der 48-Jährige wird allerdings nicht wie weiland Christoph Daum die Nichtabstiegsprämie an die Kabinentür pappen. “Ich motiviere die Jungs anders.” Wenn er das überhaupt muss, Kapitän Markus Krug hätte man die letzten Tage auch nachts um 3 Uhr wecken können und er hätte 110 Prozent gegeben. “Diese Initiative spornt natürlich noch einmal mehr an, die letzten beiden Spiele gewinnen zu wollen.”

Anstoß im Bruno-Plache-Stadion ist Samstag, 13:30 Uhr. Achtung: Über 2.000 Tickets sind schon verkauft, es wird mit einem ausverkauften Stadion (4.999 Zuschauer) gerechnet. Zeitiges Kommen sichert sicheren Eintritt.

Mehr zur Nichtabstiegsprämie:
www.lok-leipzig.com/de/info/aktuell/news/2014-05-07-nichtabstiegspraemie.html

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