Kleine Überraschung im Zentralstadion. RB Leipzig setzt sich am Sonntag mit einem 2:1 (1:1,1:1) nach Verlängerung im DFB-Pokal gegen Erstligist SC Paderborn durch. Anthony Jung (43.) und Clemens Fandrich (109.) schießen die Rasenballer in die 2. Pokalrunde.

Zweite Liga gegen erste Liga. Leipzsch versus Paterboärn. Rote Bullen treffen Graue Maus. Oder, wie die Kollegen von “11Freunde” sagen würden, Bad Religion spielen gegen The Who. Vor Anpfiff ein emotionaler Moment: Timo Röttger bekommt von Sportdirektor Ralf Rangnick und Geschäftsführer Ulrich Wolter zum Abschied ein Portrait und einen Schal geschenkt. Die Fans feiern ein letztes Mal den Publikumsliebling.

Alexander Zorniger vertraut bei windigem Spätsommerwetter derselben Startelf, die vor sieben Tagen 3:0 bei 1860 München gewonnen hatte. Auf dem Platz erleben die Leipziger das Wiedersehen mit einem früheren Weggefährten. SCP-Stürmer Stefan Kutschke soll seine alten Kollegen aus dem Pokal schießen.

Die Leipziger drücken die Gäste mit Anpfiff in die eigene Hälfte. Die Ostwestfalen agieren in einem kompakten 4-1-4-1, das ihnen erlaubt, nach Balleroberung ebenfalls schnell auf Angriff zu schalten. Beide Teams kommen in der temporeichen Anfangsphase zu Chancen. Die Rasenballer erarbeiten sich viele Spielanteile. Paderborn lullt sich nicht ein, sondern hält dagegen, wie man es von einem Erstligisten erwartet.

Stoppelkamp bringt ein Zuspiel vom Flügel in die Mitte auf Wemmer, der sofort abzieht. Der Ball knallt gegen die Latte. Stoppelkamp fasst mit dem Kopf nach, Bellot hält (27.). Gegen einen 25-Meter-Sonntagsschuss von Koc ist der RB-Keeper, der weit vor dem Tor steht, absolut machtlos (28.).
Die Zorniger-Elf zieht ihren Matchplan konsequent durch, erarbeitet sich nach kurzer Ruhephase Richtung Halbzeitpfiff wieder mehr Offensiv-Szenen. Das Publikum ist außer sich, als Harm Osmers nach vermeintlichem Foul von Hünemann an Kimmich im Sechzehner nicht auf den Punkt zeigt. Den Elfmeter hätte der Referee geben können (35.). Jung zirkelt einen Freistoß aus 25 Metern in die Maschen. SCP-Hüter Kruse ist chancenlos, weil Ziegler den Ball beim Sprung aus der Mauer mit der Schulter abfälscht (43.).

Nach Wiederanpfiff mehren sich kleinere Scharmützel. Hochkaräter sind selten. Erst in der 59. Minuten feuert Kaiser den Ball aus der Drehung Richtung Tor, verfehlt den Kasten aus gut 17 Metern aber deutlich. Koc hält gegenüber aus 20 Metern direkt drauf. Bellot sieht den Schuss kommen und vergräbt das Leder in seinen Armen (61.).

Beide Mannschaften sehnen sich nach der Führung, haben aber spürbar Bammel davor, einem Rückstand hinterher zu laufen. Anders lässt sich kaum erklären, warum Stoppelkamp nach Sahne-Vorlage durch Hartherz im Strafraum freistehend den Ball völlig überhastet in die Kurve schlägt (71.).

Die Schlussphase gehört den Rasenballern. Paderborn wirkt wie ein Boxer, der mit dem Rücken in den Seilen steht. Die Rot-Weißen versuchen, mit kontrollierter Offensive die Verlängerung zu vermeiden. Der SCP baut auf Ball halten und kontern. Morys legt quer auf Kaiser, der aus 18 Metern den Kasten verfehlt (90.+1). Strohdiek köpft eine Freistoß-Flanke neben das Tor (90.+3).

Die Verlängerung lebt von der Spannung. RB macht das Spiel, doch gegen Paderborns Abwehrbollwerk scheint kein Kraut gewachsen. Der elegante Power-Fußball weicht der rabiaten Brechstange. Ralf Rangnick ist die Nervosität am Gesicht abzulesen. Zorniger bringt mit Fandrich (101./für Khedira) einen Joker, der sticht. In der 109. Minute erlöst der Mittelfeldspieler die RB-Fans unter den 24.348 Zuschauern, indem er den Ball unhaltbar in die Maschen schießt.
Paderborn riskiert jetzt alles. Was sollen die Gäste in einem Pokalspiel anderes machen? Eine gefährliche Chance springt für den Bundesliga-Neuling nicht mehr heraus. RB Leipzig zieht nach einer überzeugenden Leistung in die 2. Runde des DFB-Pokals ein.

Nachwuchs: Die U19 siegte am Vormittag in der Bundesliga auswärts bei Hansa Rostock 4:1 (1:0). Robin Boerner sorgte in der 36. Minute für die Pausenführung. Nach Wiederanpfiff legten Firat Sucsuz (51.) und Elvis Osmani (65.) nach, ehe Karl Selig auf 3:1 verkürzen konnte (69.). Janik Mäder stellte in der Nachspielzeit auf 4:1 (90.+1).
RB Leipzig:
Bellot – Teigl, Hoheneder, Sebastian, Jung – Kimmich, Khedira (101. Fandrich), Demme – Kaiser (111. Willers) – Poulsen, Frahn (C, 80. Morys)

SC Paderborn:
Kruse – Wemmer, Strohdiek, Hünemeier (C), Hartherz (110. Saglik) – Ziegler – Koc (85. Ouali), Bakalorz (80. Rupp), Vrancic, Stoppelkamp – Kutschke

Schiedsrichter:
Harm Osmers (Hannover)

Zuschauer:
24.348

Tore:
0:1 Koc (27.) 1:1 Jung (43.) 2:1 Fandrich (109.)

Gelbe Karten:
Frahn, Khedira | Hartherz, Bakalorz, Ziegler, Strohdiek

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