Nichts geht mehr wenn es um nichts mehr geht. Im drittletzten Spiel der Meisterschaftsrunde war bei den Handballerinnen des HC Leipzig die Luft raus. Gegen Bayer Leverkusen kassierten sie am Sonntag eine vermeidbare 26:27-Heimniederlage und hatten während der gesamten Partie nur zweimal vorn gelegen. Während Bayer noch um einen internationalen Startplatz kämpft, hat der HCL schon vor Wochen den 2. Tabellenplatz fest abonniert.

“Wir haben vorher über unsere Ziele gesprochen und es war ganz klar, dass wir Vollgas geben und das Spiel als Vorbereitung für die Nationalmannschaft nutzen wollen, damit wir im Rhythmus bleiben.”, verriet Saskia Lang im L-IZ-Interview nach dem Schlusspfiff. Doch sie musste eingestehen: “Das ist uns leider nicht gelungen.”

Von Vollgas war in der Leipziger Arena, in der es aufgrund starker Regefälle immer mal wieder vom Dach auf’s Spielfeld tropfte, zunächst nichts zu erkennen. Vorn wie hinten passte beim HCL nicht viel. Nach acht Minuten sahen sich die Gastgeberinnen schon mit 2:5 im Rückstand. Den nur zwei eigenen Treffern standen sechs gescheiterte Angriffe gegenüber. Da hatte auch HCL-Coach Max Berthold Redebedarf und berief eine Auszeit ein. Echte Besserung brachte dieses Gespräch aus Leipziger Sicht noch nicht. Was vielleicht auch mit daran lag, dass Anne Müller bei einem Zusammenprall am Kopf getroffen wurde und erstmal vom Feld musste.
Leverkusen, das immerhin auf die drei Stammkräfte Zapf, Hagel und Egozkue-Extremado verzichten musste, drehte noch etwas an der Torschraube und zog beim 5:9 (17.) erstmals auf vier Tore davon. Als sie diesen Abstand beim 6:10 (19.) noch einmal bestätigten, setzte einer der an diesem Sonntag seltenen lichten HCL-Momente ein. Zweimal Susann Müller und zweimal Alexandra Mazzucco stellten erstmals seit dem 2:2 wieder einen Leipziger Ausgleich her. Saskia Lang setzte sogar noch einen oben drauf und erzielte mit ihrem 11:10 nach 24 Minuten die erste HCL-Führung der Partie!

Dreißig Sekunden später fiel der Ausgleich. Zwar ließ Susann Müllers 12:11 (26.) die Hoffnung auf eine Spielwende noch einmal aufkeimen, doch eine Minute später war auch dieser Traum zu Ende. Denn Leverkusen nahm eine 12:13-Führung mit in die Halbzeitpause und hatte – bis auf einen kurzzeitigen Ausgleich – während des gesamten zweiten Durchgangs die Nase vorn.

Die zweite Hälfte stand der ersten in Nichts nach. Beispiel gefällig: Durch eine schnelle Dreierserie warf sich der HCL mit 18:19 (41.) wieder auf Schlagdistanz heran. Doch noch bevor die Hoffnung zu Keimen in der Lage war, setzte es vier Gegentore und der Rückstand betrug nun sogar minus Fünf (18:23/ 45.).

Ein bisschen Spannung boten die Gastgeberinnen ihren 1.379 Zuschauern dann zumindest in den letzten fünf Spielminuten. Ausgangspunkt war die schnelle Alex Mazzucco, die mit ihrem 25:25 (55.) den Puls noch einmal nach oben trieb. Trotzdem war nicht zu verhehlen: Leverkusen wollte diesen Sieg einfach deutlich mehr und schien mit seinem 25:27 (59.) dahingehend bereits alles klar gemacht zu haben. HCL-Kapitänin Karolina Kudlacz gelang allerdings 47 Sekunden vor Ultimo der Anschluss – und nun wurde es taktisch.
Innerhalb dieser verbleibenden dreiviertel Minute nahm erst Leverkusen und dann auch der HCL eine Auszeit. Die Leipzigerinnen, die nun in offener Deckung agierten, gaben nun sogar die Torhüterin zugunsten einer siebenten Feldspielerin her. Die Zeit reichte aber nicht mehr aus, um noch einmal halbwegs gefährlich vor dem Leverkusener Kasten aufzutauchen. So nahmen die Gäste einen durchaus verdienten Sieg mit an den Rhein.

“Es ist im Moment unheimlich schwer, im Kopf die Konzentration zu halten.”, sprach Saskia Lang den Knackpunkt des Tages an. Für den HCL geht es sportlich einfach um nichts mehr, und dass dann der Fokus ein wenig entgleiten kann, mussten selbst die übermächtigen Fußball-Bayern erfahren. “Wir haben gesehen, wenn zwischendrin in unseren Körpern Spannung aufgekommen ist, waren wir Leverkusen überlegen und sind rangekommen. Aber wir haben es nie geschafft, das durchzuhalten und sind dann wieder zurückgefallen.”, so Lang.

Der nächste Test in Sachen Leipziger Körperspannung findet am kommenden Samstag, 24. Mai, statt. Um 16 Uhr tritt der HCL dann in Buxtehude an.
HC Leipzig vs. Bayer Leverkusen 26:27 (12:13)
1. Bundesliga, Meisterschaftsrunde

HC Leipzig: Plöger, Roth, Herrmann – Visser (1), Mazzucco (5), A.Müller, Bont, Schulze, Kudlacz (4), Hubinger (2), Lang (6), S.Müller (8/2). Trainer: Max Berthold/ Wieland Schmidt.
Bayer Leverkusen: Gerken, Salamakha – Seidel (4), Verschuren, Rutthenbeck, Heldmann, Latakaite-Willig (2), Glankovicova, Spielvogel (1), Naidzinavicius (9/3), Logvin, Jochin (2), Jörgens (1), Comans (8). Trainerin: Heike Ahlgrimm.

Schiedsrichter: Thomas Hörath/ Timo Hofmann. Siebenmeter: HCL 2/2 (S.Müller 2/2), Leverkusen 3/3 (Naidzinavicius 3/3). Zwei-Minuten-Strafen: HCL 2x (Schulze, S.Müller), Leverkusen keine. Zuschauer: 1.379 Zuschauer in der Arena Leipzig.

Die anderen Spiele:
Thüringer HC vs. TuS Metzingen 30:23
VfL Oldenburg vs. Buxtehuder SV 38:31

Mehr Informationen:
Offizielle Website der Handball Bundesliga Frauen

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