Gemeinsam mit der Campus-Buchhandlung BuMerang organisierte das Referat Kultur des StudierendenRats der HTWK Leipzig eine Lesung von Jakob Springfelds Buch „Unter Nazis“. Doch nun untersagt das Rektorat die Lesung an der Hochschule.

Hochschulen sind seit jeher ein Ort für politischen Austausch und soziales Engagement. Der StuRa der HTWK Leipzig wollte beidem eine Bühne bieten. Um mit den Studis in einen Austausch über Rechtsextremismus in Sachsen und die literarische Verarbeitung dessen zu kommen, war gemeinsam mit der Campus-Buchhandlung BuMerang und dem Autor Jakob Springfeld eine Lesung des Buchs „Unter Nazis“ geplant. Doch die Hochschulleitung stimmte diesem Vorhaben an ihrer Hochschule nicht zu und erteilte der Raumplanung eine Absage. 

Dass die Lesung nicht an der Hochschule stattfinden kann, begründet die Hochschulleitung damit, dass die Lesung „zu politisch“ sei. Man wolle als Hochschulleitung keine politischen Veranstaltungen – egal welcher Richtung – an der Hochschule durchführen. Der Auftrag der Hochschule sei schließlich Lehre und Forschung – vornehmlich in MINT-Fächern. Zudem gebe es angesichts aktueller politischer Entwicklungen Sicherheitsbedenken.

Juli, Referentin für Kultur des StudierendenRats, reagiert geschockt: „Während das W in HTWK für Weltoffenheit stehen sollte, steht anscheinend das (nicht vorhandene) N für Neutralität. Wir leben in einer Zeit, in der Parteien mit teils nachweislich rechtsextremen Landesverbänden zweitstärkste Kraft im Bundestag werden würden.

In einer solchen Zeit kann eine sächsische Hochschule Weltoffenheit nicht mit Neutralität erreichen. Sich nicht gegen Rechtsextremismus zu positionieren und diese Lesung an der Hochschule zu verhindern, halten wir entgegen aller vermeintlichen Neutralitätsgebote für falsch. Denn das spielt letztlich nur den Rechtsextremen in die Hände.“

Das Buch stellte der Autor zuletzt immer wieder in verschiedenen sächsischen Schulen und auch über die Landesgrenzen hinaus, zum Beispiel an der Hochschule Jena vor.

„Dass die Lesung ‚zu politisch’ sei, spielte an anderen Standorten keine Rolle. Scheinbar wird die Gefahr, die von Rechtsextremismus ausgeht, dort bereits realistisch gesehen. Und auch, dass die Kooperation der hochschuleigenen Buchhandlung genützt hätte, scheint für die Hochschulleitung dabei nachrangig“, stellt das Team der Buchhandlung BuMerang fest.

„Dieser Gefahr des Rechtsextremismus begegnet man nicht, indem man sich aus der Verantwortung zieht und vorsichtig ist. Dieser Gefahr kann man nur mit Aufklärung, Dialog und deutlichen Zeichen begegnen. Das hätten wir uns auch von der Hochschulleitung gewünscht“, resümiert Michel, Sprecher des StudierendenRates.

Die gute Nachricht ist: Die Lesung findet dennoch statt, nur nicht an der Hochschule. Stattdessen lädt der StudierendenRat nun für den 23.11.2023 um 18.30 Uhr in das „Tschoch“, eine Kneipe im Leipziger Süden ein.

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