Am Donnerstag, dem 25. April 2024, findet um 12:00 Uhr in der Werner-Seelenbinder-Oberschule Bad Lausick, Raum 011, ein Zeitzeugengespräch mit Karin Geyer statt. Für ihren Großvater Hermann Arthur Kirsten möchte eine Projektgruppe bestehend aus 13 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 9 von der Werner-Seelenbinder-Oberschule am 11. Juni 2024 einen Stolperstein verlegen. Zu dem Gespräch sind Pressevertreterinnen und Pressevertreter herzlich eingeladen, teilzunehmen.

Seit November 2023 recherchieren die Schülerinnen und Schüler in allen zwei Wochen stattfindenden Projekttreffen die Biografie von Hermann Arthur Kirsten. Angeleitet vom Erich-Zeigner-Haus e.V. hat die Projektgruppe zunächst eine Einleitung in die Thematik Stolpersteine und Erinnerungskultur erhalten und setzte sich anschließend mit der Ideologie des Nationalsozialismus auseinander.

Bei einer Exkursion ins Staatsarchiv Leipzig konnten sie Eindrücke über das Archivwesen in Deutschland sammeln und anhand von Originaldokumenten das Schicksal des verfolgten Kommunisten aufarbeiten und seine Biografie und die Verfolgungsgeschichte rekonstruieren. Mit der Rekonstruktion der Biografie eines verfolgten Kommunisten soll den Schülerinnen und Schülern das Ausmaß der verschiedenen Opfergruppen des nationalsozialistischen Regimes vermittelt werden.

Hermann Arthur Kirsten, geboren am 09. Juni 1900 in Bad Lausick, geriet aufgrund seines politischen Engagements in der KPD und seiner Mitgliedschaft in der Roten Hilfe ins Visier der Nationalsozialisten. Ab 1934 kam er in Schutzhaft, anschließend in Untersuchungshaft, bevor er schließlich 1936 wegen vermeintlicher gemeinschaftlicher Vorbereitung zum Hochverrat zu 3 Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt wurde.

Im Januar 1938 wurde er ins Konzentrationslager Buchenwald verlegt, aber bereits im Februar 1938 aus dem KZ entlassen. Er zog im selben Jahr zurück in seine Heimatstadt und lebte ab 1938 in der Turnerstraße 8. Schließlich wurde Kirsten in die Wehrmacht eingezogen und musste ab 1943 in verschiedenen Bautruppeneinheiten in Europa Dienst ableisten und geriet schließlich in Kriegsgefangenschaft in Italien.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges trat er der SED bei und wurde Betriebsgewerkschaftsleiter im Werk Espenhain. Kirsten wurde als „Opfer des Faschismus“ und als „Verfolgter der Nationalsozialisten“ anerkannt. Er verstarb am 16. Mai 1973 und hinterließ seine Ehefrau Martha Kirsten sowie drei Töchter.

Dazu erklärt die Schulleiterin der Werner-Seelenbinder-Oberschule, Anke Schneider: „Die Teilnahme an Zeitzeugengesprächen ermöglicht es Jugendlichen, nicht nur passive Zuhörer zu sein, sondern auch aktive Gestalter des Erinnerns und Gedenkens, indem sie die Geschichten der Vergangenheit lebendig halten.“

„Zeitzeugengespräche im Rahmen der Stolpersteinprojekte bieten Jugendlichen eine Chance, die Auswirkungen der NS-Verbrechen auf individuelle Leben zu verstehen und zu reflektieren, und motivieren sie gleichzeitig dazu, aktiv gegen Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung einzutreten.“ sagt Henry Lewkowitz, Geschäftsführer des Erich-Zeigner-Haus e.V.

In dem Gespräch werden von den Schülerinnen und Schülern vor allem Fragen in Bezug auf die Beziehung zwischen Karin Geyer und ihrem Großvater Hermann Arthur Kirsten sowie auf die Erzählungen und Überlieferungen seiner Verfolgungsgeschichte gestellt.

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