Ein Jahr hat es gedauert, nun sind die Deckel auf den neuen Töpfen im komplett sanierten und umgebauten Betriebsrestaurant im Finanzamt I drauf. 790.000 Euro hat der Freistaat Sachsen in neue Küchentechnik, neue Theken, neue Kühl- und Lagerräume, in Sanitäreinrichtungen und in neue Umkleiden investiert. Zur Eröffnung lockten Kartoffeln mit Quark die Mitarbeiter, aber auch Jedermann von der Straße zum Essen ins Haus.

Wie viel darf eigentlich heutzutage die neue Küche eines Finanzamts kosten? Vermag da irgendjemand eine realistische Summe aufzurufen? Was ist angemessen, was ist überzogen? Ab wann sagt man “die bescheidenen Beamten”, ab welcher Höhe schimpft das Volk über die “nimmersatten Kaffeekannenträger”, die wohl aus “goldenen Töpfen” essen?

Für die Sanierung der Küche des Betriebsrestaurants des Finanzamts I, die im Juni letzten Jahres begann und seit diesem Monat abgeschlossen ist, hat der Freistaat Sachsen 790.000 Euro investiert. Klingt erstmal viel, aber “davon sind allein um die 500.000 Euro nur Haustechnik”, erklärt Architekt Tim Augustin, der zusammen mit seinem Kollegen Jürgen Imkamp für die Umgestaltung des Betriebsrestaurants verantwortlich zeichnet.Aber was heißt schon Umgestaltung? Die beiden haben das Restaurant vor allem im Arbeitsbereich und im Thekenbereich kräftig umgekrempelt, der Auktionssaal des ehemaligen Leihhauses, heute Ort der kulinarischen Wollust, blieb unangetastet.

Der Thekenbereich, der sich in einer Nische am Rand des Saals befindet, lädt seit Montag in einem warmen Orange-Ton Mitarbeiter des Finanzamts, aber nicht nur die, zum Essen ein. “Jeder kann unser Gast sein, allerdings bezahlen externe Gäste einen Euro mehr als die Beamten”, informiert Trudbert Geissler, Geschäftsführer der Firma Kruschina, die ab sofort im Hoheitsgebiet des Finanzamts die Verköstigung übernommen hat.Geissler ist stolz auf die neue Küche, in der nur noch auf einer und nicht mehr auf zwei Etagen die Speisen kredenzt werden. Das Untergeschoss wurde vollständig als Rückzugsbereich mit Sanitäranlagen und Umkleiden umgebaut, im Erdgeschoss befinden sich sämtliche Lager- und Kühlräume und die neue Kochstrecke mit Fritteuse, zwei Kombidampfgarer, Vier-Platten-Herd. “Hier verschwinden die Dämpfe schnell, es gibt kaum Gerüche, ein angenehmes Arbeiten”, so Geissler im schönsten Schwäbisch.

Vor der Eröffnung ging er mit seiner Mannschaft auf Tuchfühlung, befragte die Mitarbeiter des Finanzamts nach deren Lieblingsgericht, erstellte eine famose Top-Fünf der Hausmannskost, die in der Eröffnungswoche “abgekocht” wird. Noch am Montag lockten Kartoffeln mit Quark, Dienstag wird es Senfeier geben. Täglich werden fünf verschiedene Gerichte angeboten, von Weißkohleintopf über Lammbraten bis hin zum Mais-Lauch-Rösti, insgesamt 200 Essensportionen sollen Geissler und Co. für Gäste bereithalten.

“Was wir von regionalen Lieferanten bekommen können, bestellen wir auch von ihnen”, erklärt der Geschäftsführer, der zur Eröffnung höchstselbst durch die Räumlichkeiten führte. Alles neu, alles chic, pragmatisch, sauber. Alles notwendig? Das muss man den Fachleuten überlassen.

Clou der Sanierung: Nach Feierabend werden Geissler die neuen Rollläden zum Saal hin schließen, der Saal ist so wieder ein Saal. Dass Mitarbeiter bei der Betriebsversammlung ständig in die Auslage stieren, wäre damit ausgeschlossen – schließlich gibt es im Finanzamt Wichtigeres.

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