Der Solarbranche in Sachsen geht es dreckig. Das macht sich selbst in der Jahresbilanz der ganzen Branche der Umweltunternehmen bemerkbar. Zumindest der für 2012. Das Statistische Landesamt hat die Zahlen jetzt endlich beisammen und kann zeigen, wie den sächsischen Solarunternehmen praktisch über Nacht der Markt abhanden kam.

Rund 2,74 Milliarden Euro Umsatz mit Umweltschutzgütern und -leistungen erzielten die sächsischen Betriebe im Jahr 2012. Wie das Statistische Landesamt mitteilt, war das gegenüber dem Vorjahr (3,3 Milliarden Euro) ein Umsatzrückgang um mehr als eine halbe Milliarde (-16,9 Prozent).

Damit brach zwar der bis 2011 anhaltende Aufwärtstrend bei den umweltschutzbezogenen Umsätzen ab. Doch das Minus geht komplett zu Lasten einer einzigen Branche – der Solarwirtschaft.

Sowohl bei den im Inland erzielten Umsätzen mit Umweltschutzgütern und -leistungen (rund 2,1 Milliarden Euro, -14,4 Prozent) als auch bei den damit im Ausland erbrachten Erlösen (rund 0,6 Milliarden Euro, -24,3 Prozent) waren deutliche Rückgänge zu verzeichnen. Aber auch da sieht, wer genauer hinschaut, dass das Drama der deutschen Solarbranche nicht erst 2012 begann. 2010 hatte Sachsens Umweltwirtschaft einen Rekord im Auslandsgeschäft erzielt – 2011 brachen dort die Zahlen erstmals ein. Und das auch, weil die chinesischen Produzenten insbesondere den Markt der Solarmodule aufrollten. Das konnte bis 2011 noch kaschiert werden, weil der Inlandsmarkt weiter wuchs. Aber auch da zeigte sich 2012, was passiert, wenn die Politik auf die Bremse tritt und die “Energiewende” gern wieder abwickeln würde: 2012 brach auch die Inlandsnachfrage ein.

Wie auch in den Vorjahren wurden die meisten umweltschutzbezogenen Umsätze im Bereich Klimaschutz erwirtschaftet (rund 1,9 Milliarden Euro = 69 Prozent), stellt das Statistische Landesamt fest. Allerdings konnten die Betriebe der Solarbranche mit rund 985 Millionen Euro für die Herstellung von Photovoltaik- und solarthermischen Anlagen nur noch 55,8 Prozent des Vorjahresumsatzes erzielen.

Dafür stiegen die Umsätze mit dem Bau und der Errichtung von Windkraftanlagen (Onshore, Offshore) auf das 1,6-fache. Auch mit der Wärmedämmung von Gebäuden ließen sich größere Umsätze erreichen als im Jahr zuvor (+10 Prozent).

Die geringsten Umsätze wurden im Berichtsjahr mit Maßnahmen zur Lärmbekämpfung (29,1 Millionen Euro) und mit Maßnahmen für den Arten- und Landschaftsschutz (27,6 Millionen Euro) erreicht. Wobei hier durchaus gestiegene Zahlen zu sehen waren. Dafür sanken die Kennzahlen für den Schutz und die Sanierung der Böden. Alles Zahlen, die eng mit der sächsischen Politik zusammenhängen, die in den vergangenen vier Jahren praktisch eine Rolle rückwärts hingelegt hat und in Umweltschutz keine wirtschaftliche Option sieht. So stecken viele Projekte in der Auenrevitalisierung, im ökologischen Umbau der Landwirtschaft, in der Beendigung des Flächenverbrauchs oder gar bei energetischen Umbau der Wirtschaft fest. Das bekommen natürlich alle Unternehmen der Umweltbranche zu spüren. Mit entsprechenden Umsatzeinbrüchen und – nach Jahren des Beschäftigungsaufbaus – 2012 erstmals mit einem Abbau von Personal.

Umweltpolitik ist Wirtschaftspolitik. Im Betriebsergebnis wird hier direkt sichtbar, welche Art Umweltpolitik eine Regierung bevorzugt. Denn auch eine Bevorzugung der umweltschädlichen Unternehmen ist eine Umweltpolitik. Nur halt eine mit negativen Vorzeichen.

Die Statistik zum Nachlesen:
www.statistik.sachsen.de/download/200_MI_2014/MI-89.pdf

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