Mit der durchgewunkenen Tariferhöhung für den Leipziger ÖPNV im Dezember 2013 war für Jens Herrmann-Kambach die Grenze erreicht. Jedes Jahr gab's nun eine saftige Preiserhöhung - aber eine echte Verbesserung im Angebot der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) gab's in den letzten Jahren nicht mehr. Abgesehen von einen Testprojekt eines 10-Minuten-Takts am Samstag auf den Straßenbahnlinien 4 und 12.

Also füllte er das späte Frühjahr mit Nachfragen, wollte die Ergebnisse des Tests erfahren, wollte wissen, ob das Projekt auch auf anderen Linien umsetzbar war. Ein Antrag der Linken kam auf den Tisch, der den 10-Minuten-Takt im im ganzen Netz forderte: “Einführung des 10-Minuten-Taktes an Sonnabenden und verkaufsoffenen Sonntagen”.

Nachdem die Verwaltung mit dem Linke-Stadtrat vor dem Sommer ein wenig Katz und Maus spielte, hat das Dezernat Stadtentwicklung und Bau nun am Mittwoch, 8. Oktober, einen Alternativvorschlag vorgelegt und zur Beschlussfassung empfohlen.

“Im Rahmen der Fortschreibung des Nahverkehrsplans wird geprüft, auf welchen Streckenabschnitten/Linien es sinnvoll ist, die Mindeststandards an Samstagen, verkaufsoffenen Sonntagen oder Adventssonntagen anzuheben”, heißt es darin vorsichtig. Wer prüft, kann nichts falsch machen. Denn ein dichterer Takt kostet Geld. Es werden mehr Fahrer gebraucht, mehr Strom wird verfahren, die Wagen müssen öfter geputzt werden.
Also schlägt die Verwaltung vor allem vor zu prüfen, was ohne finanziellen Mehrbedarf möglich ist: “Der Oberbürgermeister wird bis Ende 2014 die LVB bitten zu prüfen, ob die Einführung eines 10-Minuten-Taktes im Straßenbahnnetz auch an verkaufsoffenen Sonntagen und an den Adventssonntagen ohne Erhöhung der städtischen Zuschüsse möglich ist und ob die Buslinie 72/73 vergleichbar mit den Straßenbahnlinien verdichtet werden kann.”

Aber die aufmerksamen Stadträte erfahren so auch zum ersten Mal, dass die Leipziger Verkehrsbetriebe tatsächlich längst vorhaben, den 10-Minuten-Takt am Samstag im ganzen Netz einzuführen: “Die LVB planen, den 10-Minuten-Takt an Samstagen im Straßenbahnnetz zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 einzuführen, sofern eine Deckung der höheren Betriebskosten aus zusätzlichen Fahrgelderlösen zu erwarten ist. Um dies verlässlich prognostizieren zu können, wird seit November 2012 ein Test auf den Straßenbahnlinien 3, 4 und 12 durchgeführt. Der derzeitige Zeitplan sieht vor, im Herbst 2014 LVB-intern einen Vorschlag auszuarbeiten und anschließend unter Einbeziehung der zuständigen Gremien der Stadt sowie des Aufsichtsrates der LVB eine endgültige Entscheidung zu treffen.”

Und siehe da: Der Schritt scheint so logisch, dass er wahrscheinlich nicht mal mehr Geld kostet. Zumindest nicht aus den klammen Kassen der Stadt: “Da die Stadt Leipzig davon ausgeht, dass die Taktverdichtung an Samstagen wahrscheinlich ohne Mehraufwendungen vorgenommen werden kann, ist ein Beschluss zur Erhöhung der städtischen Zuschüsse an die LVB in diesem Zusammenhang nicht angezeigt”, heißt es in der Begründung zum Verwaltungsvorschlag.

Einzige Ausnahme: die Buslinien. Da gibt sich das Planungsdezernat lieber vorsichtig: “Zur Forderung, den 10-Minuten-Takt auch auf die Buslinien 60, 70, 72/73, 80 und 90 auszuweiten, wird darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse des Tests auf den Straßenbahnlinien 3, 4 und 12 nicht für tangential verlaufende Buslinien wie die Linien 60, 70, 80 und 90 repräsentativ sind. Der Vorschlag die Buslinie 72/73 in die Taktverdichtung einzubeziehen, sollte dagegen genau wie eine Erweiterung auf verkaufsoffene sowie Adventssonntage zunächst auf die wirtschaftlichen Auswirkungen untersucht werden, bevor eine Entscheidung getroffen wird.”

Bleibt nur die Frage: Warum soll die Verdichtung erst 2015 erfolgen, warum nicht schon im Dezember 2014? Oder will man vorher noch eine Fahrpreiserhöhung durchwinken, damit das Finanzpolster reicht?

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar