Normalerweise freut man sich über Besuch. Wenn er lieb ist. Das war am Dienstagmorgen bei Unister in Leipzig aber nicht der Fall. Denn diesmal klingelte wieder die Justiz. Bis in die Abendstunden waren laut Angaben der Dresdner Staatsanwaltschaft mehr als 70 Ermittler im Einsatz, darunter fünf Staatsanwälte, sieben Steuerfahnder und rund 60 Polizisten.

Dabei ging es um einen schon bekannten Vorgang. Schon vor einem Jahr hatte eine Razzia in den Räumen des Online-Unternehmens stattgefunden. Der Vorwurf seitens der Fahnder lautet Unister habe angeblich zehntausende Lufthansa-Tickets durch Betrug zu günstigen Konditionen erworben und auf seinen Seiten wie fluege.de überteuert verkauft haben. Laut Angaben der LVZ stehen insgesamt stehen mehr als 70 Mitarbeiter unter Verdacht. Es soll aber auch wegen Steuerhinterziehung ermittelt werden.

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Die Razzia begann morgens um 10 Uhr. Untersucht wurden auch Räume der Niederlassung im Barfußgässchen. Geleitet wurde die Razzia von Sonderkommission INES (Integrierte Ermittlungseinheit Sachsen). Von Seiten der Staatsanwaltschaft hieß es, dass man die zweite Razzia aufgrund der bei der ersten Durchsuchung gewonnenen Erkenntnisse und Verdachtsmomente durchgeführt habe. Wie beim letzten Mal wurden Computer samt Festplatten und jede Menge Akten konfisziert. Auch eine Privatwohnung soll durchsucht worden sein.

Der Vorwurf diesmal: In zehntausenden von Fällen soll das Unternehmen Flüge der Lufthansa zu Unrecht mit Rabatten erworben und diese mit Aufschlägen auf Online-Portalen wie fluege.de an seine Kunden weiterverkauft haben. Dabei sei man zu Unrecht als Reiseveranstalter aufgetreten. Rund 70 Mitarbeiter stehen im Visier der Ermittlungsbehörden. Die Unister-Führung war von der Razzia überrascht. Überrascht sein dürfte auch der neue Geschäftsführer Peter Zimmermann. Der 38-Jährige war als Sprecher der Staatskanzlei in Thüringen von Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) trotz neuen Jobs nach Leipzig in den vorzeitigen Ruhezustand versetzt worden.

Wegen angeblicher Steuerhinterziehung werden von der Staatsanwaltschaft neue Vorwürfe erhoben. Auf kassierte Serviceentgelte soll Unister teilweise keine Umsatzsteuer gezahlt haben. Ermittelt wird deshalb gegen fünf Beschuldigte aus der Führungsetage. Die Ermittlungen dürften sich bis weit ins nächste Jahr hinziehen, wirklich bewiesen ist von den Vorwürfen bislang nichts.

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