Natürlich steht die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) im Fokus, wenn es um die Sicherung sozialverträglichen Wohnraums in Leipzig geht. In den vergangenen Jahren hatte sie hauptsächlich damit zu tun, ihren Schuldenberg abzutragen und Teile ihrer Bestände zu verkaufen, um wieder finanziell handlungsfähig zu werden. Am Mittwoch, 4. Juni, tagte die Gesellschafterversammlung der LWB. Wohin geht die Reise?

“Zum dritten Mal in Folge wurde im zurückliegenden Jahr mit rund 2,3 Millionen Euro ein positives operatives Ergebnis erzielt”, berichtet Ute Schäfer, Geschäftsführerin Finanzen und Vermögenssteuerung, anlässlich der Gesellschafterversammlung am Mittwoch.

“Die Mieteinnahmen sind mit rund 115 Millionen Euro stabil geblieben, der Leerstand konnte 2013 weiter gesenkt werden und lag bei rund sechs Prozent”, sagte Dr. Gabriele Haase, Geschäftsführerin Wohnungswirtschaft und Bau.

In den zurückliegenden Jahren hat die LWB eine signifikante Entschuldung erreicht. Seit 2006 ist die Summe der Kreditverbindlichkeiten um mehr als ein Drittel auf 617,9 Millionen Euro gesunken. 2013 hat die LWB – zusätzlich zum geplanten Abbau von Bankverbindlichkeiten – erneut eine Kredit-Sondertilgung durchgeführt und eine Altschuldenentlastung erreicht. Getilgt wurden 2013 insgesamt mehr als 35 Millionen Euro. Zum Vergleich: Vor sieben Jahren war die LWB nicht in der Lage, die Zinsen für ihre Bankkredite aus eigener Kraft zu zahlen.

Die LWB ist auf dem Weg in die Normalität vorangekommen, betonen die Geschäftsführerinnen. Zugleich warnen sie vor Euphorie, denn die Aufgaben würden keinesfalls leichter.

Ute Schäfer: “Der Wechsel von der Entschuldungsstrategie der vergangenen Jahre hin zur Investitionsstrategie und Vermögenssicherung ist eine große Herausforderung, denn alle Ausgaben müssen auch erwirtschaftet werden und die LWB plant mittelfristig keine weiteren Verkäufe.” Darüber hinaus müsse die LWB im Zusammenhang mit der Energiewende bei der energetischen Sanierung ihrer Häuser vorankommen.

“Finanziell ist das ein schwieriges Unterfangen”, meint Dr. Gabriele Haase. “Einerseits steigen aufgrund gesetzlicher Auflagen die Kosten für die Sanierungsprojekte, andererseits muss die LWB entsprechend ihres Gesellschafterauftrages für sozial Schwächere die Wohnkosten niedrig halten.”Vorbereitet wird Dr. Gabriele Haase zufolge jetzt der Wiedereinstieg in den Mietwohnungsneubau – nach jahrelanger Pause. Für zwei Wohngebäude am Wintergartenhochhaus laufen die Vorbereitungen. Weitere Projekte befinden sich in Planung. Zudem soll die Instandsetzung beziehungsweise Sanierung bestehender Quartiere vorankommen. “Das sind wir unseren Mietern in den teilsanierten Häusern schuldig”, so Dr. Haase. Bereits 2013 waren die Ausgaben für die Instandhaltung pro Quadratmeter Wohnraum um fast ein Zehntel auf 10 Euro gestiegen. Insgesamt wurden rund 21 Millionen Euro für die Instandhaltung ausgegeben. Ein Betrag, der auch 2014 etwa erreicht werden soll. Insgesamt sind 2014 Bauausgaben in Höhe von 40 Millionen Euro vorgesehen, davon sollen 29 Millionen Euro in die Sanierung, Instandhaltung und Modernisierung des Wohnungsbestandes fließen.

“Zu den größeren Projekten gehört 2014 die Sanierung der Morgensternstraße im denkmalgeschützten Dunckerviertel”, berichtet Dr. Haase. Im Juni wurde das Projekt – aus 48 leerstehenden Drei-Raum-Wohnungen werden 46 Wohnungen mit unterschiedlichen Grundrissen und Balkonen geschaffen – gestartet. Investitionen in Höhe von rund 4 Millionen Euro sind allein dafür kalkuliert. Kurzzeitig wird zudem in der Wächterstraße 36 noch einmal Baustellenatmosphäre herrschen. Am Fuße des Hochhauses entsteht ein Anbau, in dem die Volkssolidarität Senioren betreuen will. Erst im zurückliegenden Jahr wurde mit der Wächterstraße 36 die rund 12 Millionen Euro teure Sanierung der drei 16-Geschosser am Johanna- und Clara-Zetkin-Park abgeschlossen.

Im innenstadtnahen und dennoch preiswerten Kreuzstraßenviertel ging die energetische Sanierung in diesem Jahr in die vierte Bauetappe. Für diesen Abschnitt des Modellprojektes sind 2014 etwa drei Millionen Euro kalkuliert.

Von der Konsolidierung der LWB und wachsenden Auftragsvergaben profitiere die gesamte Region Leipzig-Halle, betont die LWB-Geschäftsführung. Im vergangenen Jahr erhielten heimische Firmen Aufträge in Höhe von mehr als 83 Millionen Euro. Dies entspricht etwa 85 Prozent des gesamten Auftragsvolumens von nahezu 98 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2012 hat das kommunale Unternehmen Aufträge im Gesamtvolumen von rund 91 Millionen Euro vergeben, wobei auf regionale Firmen rund 84 Prozent entfallen sind. Den hohen regionalen Anteil hat das Unternehmen unter anderem dadurch erreicht, dass die LWB bei Ausschreibungen auf kleine Losgrößen gesetzt hat.

Die LWB vermietet in Leipzig 35.500 Wohnungen – dies entspricht einem Marktanteil von etwa 10 Prozent – und beschäftigt rund 430 Mitarbeiter. Alleiniger Gesellschafter ist die Stadt Leipzig. Im März 2014 wurde die LWB als familienfreundliches Unternehmen zertifiziert.

Laut Geschäftsführung übernimmt die LWB schon seit Jahren auch in vielfältiger Weise soziale Verantwortung in der Stadt – von der Unterstützung gemeinnütziger Vereine und Initiativen bis hin zur Schaffung seniorenfreundlicher Quartiere und Asylbewerberunterkünfte und der dezentralen Unterbringung von Asylbewerbern in Wohnungen. In den nächsten Jahren soll sich das Spektrum noch erweitern: Unter anderem ist geplant, dass das Unternehmen die Stadt bei der Schaffung von Kita-Plätzen unterstützt.

www.lwb.de

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