Die Gothic-Rocker von ASP haben den Stoff schon musikalisch verarbeitet. Ihr Liederzyklus „Der Zaubererbruder“ bezieht sich auf die Sage von „Krabat“. In der Literatur taucht „Krabat“ mehrfach auf. Berühmteste Erzählung ist die von Otfried Preußler. Verfilmt wurde der Stoff auch schon oft. 2012 war „Krabat“ in den Leipziger Cammerspielen zu sehen. Seit einiger Zeit führt der Westflügel das Theaterabenteuer mit Puppen, Masken und viel Musik auf.
Groß Särchen ist ein Örtchen im malerischen Landkreis Bautzen. Oberlausitz. Seine Siedlungsgeschichte reicht tausende Jahre zurück in die Vergangenheit. Im 17. Jahrhundert privilegierte Kurfürst Johann Georg III. einen gewissen Johannes Schadowitz. Der gebürtige Kroate gilt als historische Vorlage für den sagenhaften sorbischen Zauberer Krabat. Eigentlich ein Nationalheld für die Sorben. Denn dank seiner Privilegien legte er in der Oberlausitz die Sümpfe trocken, machte das Land fruchtbar. Er verschaffte Groß Särchen eine Blütezeit, die die Bauern zu dieser Zeit als Zauberei betrachteten. Den „Kroaten“ nannten sie „Chorwat“, später „Krabat“.
Die Geschichte dachte sich auch keiner aus. Martin Neumann gab vor einigen Jahren ein Buch heraus, das „Krabat – Aspekte einer sorbischen Sage“ heißt. Das Buch enthält die Inhalte verschiedener Krabat-Sagen und ihre historischen Bezüge, auch zu Schadowitz. Ganz so historisch geht es in der Literatur, Musik und Schauspielerei nicht zu. Auch nicht in den Volkserzählungen, wo Krabat in der Luft herumfliegt, den Kirchturm von Kamenz krumm macht und seine Zauberkunst in Leipzig, oder vielleicht doch in der lausitz’schen Schwarzkollm-Mühle erlernt. Dafür ist die Sage vom „Zaubererbruder“ zu märchenhaft. Hier siegt noch die Liebe und führt zu einem Happy-End, das wohl Kinder und Erwachsene nur aus Grimms Märchen kennen. „Nichts darf uns trennen, nicht Gefahr, nicht Verrat, kein böser Zauber, nicht der Teufel, nicht der Tod“, heißt es dazu im ASP’schen Liederzyklus.
„Die Filme und der Krabatliederzyklus sind mir erst durch Recherche zum Projekt aufgefallen“, sagte 2012 Cammerspiele-Regisseurin Susan Schreiber zu ihren Einflüssen für ihr damals aufgeführtes Stück. „Ausgangspunkt war die Sagenfigur, die in verschiedensten Varianten in der Literatur auftaucht.“ Die erste Bühnenbearbeitung des Sagenstoffes war es nicht, die die Cammerspiele 2012 gezeigt hat und zuvor schon im Westflügel vom Figurentheater Wilde & Vogel in einer fantastisch anmutenden Inszenierung bearbeitet wurde. 1983 wurde eine Kinderoper von Cesar Bresgen uraufgeführt. Er hielt sich ans Kinderbuch von Otfried Preußler. Auch in Düsseldorf hielt man sich im selben Jahr mit einem Stück an Preußlers Vorlage. In den neunziger Jahren, sowie 2004 und 2007 erfuhr die Sagengestalt Krabat noch weitere Inkarnationen in der Schauspielerei. Sogar ein Ballettstück entstand. Von den zahlreichen Verfilmungen, angefangen vom DEFA-Klassiker „Die schwarze Mühle“ von 1975, über einen tschechischen Zeichentrick-Streifen hin zu den populären Filmen mit Schauspieler Daniel Brühl, erfuhr „Krabat“ nach der Preußler-Vorlage seine cineastische Wiederauferstehung. Die Verfilmung werden die meisten Kinder und Erwachsene kennen.
Seit 2010 ist „Krabat“ fester Bestandteil des Figurentheaters im Lindenfels Westflügel. Die grenzüberschreitende Kooperation vereint Mitglieder des internationalen „Westflügel-Ensembles“, die in dieser Konstellation erstmals zusammenarbeiten. Besucher des Westflügels kennen Christiane Zanger als Regisseurin von fünf Inszenierungen des Figurentheaters Wilde & Vogel (u.a. „Faust spielen“, „Der Hobbit“, „Sibirien“) oder dem Deutsch-Estnischen Projekt „Vanavanemad“ (Spielzeiteröffnung Winter 2015). Die ehemaligen Mitglieder der Kompania Doomsday Dagmara Sowa und Paweł Chomczyk kennen wir u.a. aus „Salomé“ und „Mewa“. Erstmals mit dabei sein wird Stefan Wenzel (von Lehmann und Wenzel – zuletzt im Westflügel mit „Zaches“). Mit der Figurentheaterinszenierung will das Westfügel-Ensemble die Zuschauer „schlaglichtartig, mit Bildgewalt, Spielwitz und einem Minimum an Worten“ von den Sitzen reißen und verspricht „eine Achterbahnfahrt der Gefühle durch große musikalische Landschaften“.
Was: Krabat – Ein Theaterabenteuer mit Puppen, Masken und Musik
Wann: 11. März, 20 Uhr
Wo: Westflügel Leipzig
Eintritt: 12,- / erm. € 8,- / Familienkarte 20,- EUR
Figurentheater Wilde & Vogel (Leipzig, Stuttgart) und Grupa Coincidentia (Białystok, PL)
Regie und Textfassung: Christiane Zanger
Spiel: Pawel Chomczyk, Dagmara Sowa, Michael Vogel, Stefan Wenzel
Live-Musik: Charlotte Wilde
Ausstattung: Michael Vogel
Regieassistenz: Heiko Klandt
Keine Kommentare bisher