Schönheit ist ein Problem in einer Gesellschaft, in der ein winziger Klüngelkreis aus sehr pekuniärem Interesse dekretiert, was als schön zu gelten hat. Jeder Blick an die nächste Leuchtsäule zeigt: Hier wird ein unerfüllbares Ideal verkauft. Doch diese Allgegenwart eines Ewige-Jugend-Ideals hat auch Folgen. Sie setzt die ganz gewöhnlichen Menschen beiderlei Geschlechts unter Legitimationsdruck. Das hat auch René Koch in seinem Berufsleben gelernt.

Der Berliner ist ein gefragter Visagist, engagiert sich im Arbeitskreis Camouflage e.V. und betreibt auch ein eigenes Lippenstiftmuseum. Und er steigt in sein kleines Ratgeberbuch ein mit einem deutlichen Bekenntnis zur natürlichen Schönheit – und mit dem guten Rat, sich eine Schönheits-OP lieber zwei Mal zu überlegen. Nicht nur wegen der Risiken, dass diese schief gehen kann. Sondern auch, weil die Ideale, die man sich damit erfüllen will, in der Regel falsche sind. Es sind die Ideale einer Industrie, die schon in der Werbung eine Standard-Schönheit definiert, die Frauen und Männer in Barby- und Ken-Typen verwandelt.

Die Männer seien hier zumindest erwähnt, auch wenn Koch sich auf den ersten Blick eher an Frauen wendet, für die Kosmetik schon fast traditionell zum Alltag gehört. Das wird vielleicht auch immer so sein. Frauen wollen gefallen und beeindrucken und für ihre Schönheit bewundert werden. Und das ist auch ihr gutes Recht. Und Frauen sind ihre schärfsten Kritikerinnen. Ein kleiner Pickel, ein paar Fältchen, eine widerspenstige Frisur können für sie zum Tagesdrama werden. Vielleicht liegt es an der gesellschaftlichen Konvention, dass Frauen stets und überall zuerst nach ihrem Aussehen betrachtet werden.

Aber das trifft – mit anderen Schwerpunkten – natürlich auch für Männer zu. Doch dort sind es eher Statussymbole, die eine Rolle spielen. Eine ähnlich fatale. Denn damit werden Rollenbilder zementiert. Rollenbilder, die oft genug auch Trugbilder sind. Das Äußere stimmt dann eher selten mit dem Inhalt überein.

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Was auch für die Akteure selbst eine Rolle spielt. Denn wenn das Äußere nur Fassade ist und das Selbstbild nicht dazu passt, was dann? – Es geht um Akzeptanz, betont Koch. Und zwar schon vor der Kosmetik. All das, was er in seinem Büchlein zur Pflege von Gesicht, Haut, Körper und Seele empfiehlt, funktioniert nur, wenn jede und jeder sich selbst akzeptiert, so, wie sie sind. Wer eine Dirndlfigur hat, wird kein (Mager-)Model. Und umgekehrt genauso.

Man muss die eigene Schönheit finden und betonen. Dazu gibt es auf jeden Fall für Frauen hier allerlei Schminktipps. Da können Lippen betont, Augenpartien unterstrichen, Wangen hervorgehoben werden. Auch auf das notwendige Wissen um die Inhaltsstoffe der Kosmetik weist Koch hin – immerhin werden immer mehr Menschen von Allergien geplagt, weil zu viel schädliche Chemie im Umlauf ist. Wie geht man mit welchem Hauttyp um? Und – da wird’s auch für die Herren wieder interessant: Wie ernährt man sich richtig, damit Haut, Fingernägel, Haare mit den richtigen Vitaminen und Nährstoffen versorgt werden? Denn auch Ernährung hat mit schönem Aussehen zu tun, das ja zuerst ein gesundes ist. Wie geht man mit der Sonne um? Und wie pflegt man seine Hände?Natürlich können Männer hier auch einige wertvolle Tipps herauslesen. Bis hin zu der nicht unwichtigen Weisheit: Man ist so schön, wie man sich fühlt. Wenn die Seele mit sich im Einklang ist, sorgt das für ein Wohlbefinden, das der Mensch auch ausstrahlt. Da ist dann sogar egal, ob da ein Pfündchen zu viel ist oder die Haare zu Berge stehen – Menschen, die mit sich im Reinen sind, strahlen von sich aus eine wohltuende Schönheit aus.

Dass man da nachhelfen kann, hat sich ja herumgesprochen, auch wenn selbst bei diesen Dingen eine auf Umsätze fixierte Industrie lieber das Maßlose fordert. Dabei sind bei Essen und Trinken das rechte Maß und die richtige Mischung der richtige Weg. Hände weg von Diäten, sagt Koch. Recht hat er. Und Sport muss kein neuer Kraftakt sein – warum auch? Bodybuilder sind keine schönen Menschen. Bewegung muss Spaß machen. So lange das gilt, findet sich für jede und jeden eine Sportart – und sei es die tägliche Runde mit einem “haarigen Freund”.

Ein Extra-Teil in diesem Büchlein ist speziell der Camouflage gewidmet. Denn mancher Mensch hat mit Dingen zu kämpfen, mit denen es eben doch nicht leicht ist, unter Menschen zu gehen. Manchmal ist es ein großes Muttermal, mal eine Hautstörung, mal die Zeichnung einer Brandwunde. Da hilft dann tatsächlich das richtige Wissen um die richtige Kosmetik. Deswegen engagiert sich Koch auch im Verband, der sich der Betroffenen annimmt.

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Schnell wieder schön
Rene Koch, Buchverlag für die Frau 2012, 5,00 Euro

Und wenn man dann selbst noch unsicher ist, bleibt ja doch noch der Weg zu Spezialisten. Aber – auch das betont Koch – auch da sollte man sich vorher informieren, ob die professionelle Ausbildung vorliegt. Denn wer seine Schönheit in fremde Hände legt, der braucht Vertrauen. Wie zu sich selbst. Welchen Druck der Schönheits-Wahn in Zeitschriften und im Fernsehen ausübt, weiß Koch sehr wohl. “Natürlich wissen wir, dass es die inneren Werte sind, die letztendlich zählen”, schreibt Koch. “Aber um das zu erkennen, muss man bzw. frau sich erst einmal selbst näherkommen, sich selbst mögen.”

Manchmal helfen da ein paar Tipps und ein bisschen Pflege, die man sich gönnt. Denn das ist ja auch eine Botschaft an sich selbst: Ich tu mir was Gutes, weil ich mir das wert bin.

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