Während die Ausstellung "Sachsen - Werke aus der Sammlung Deutsche Bank" ab morgen die Besucher mit den Arbeiten der jüngeren Künstlerstars aus Sachsen bekannt macht, bekam der Kult um einen Altmeister aus Leipzig am Dienstag, 5. Februar, neues Futter. Museumsdirektor Hans-Werner Schmidt konnte aus den Händen von Michael Münch, Vorstand Deutsche Bank Stiftung, einen Band mit Briefen Max Klingers entgegen nehmen.

Schön brav mit weißen Handschuhen, denn der Band ist jetzt wertvolles Forschungsgut – so wie die drei anderen Bände auch, die die Deutsche Bank Stiftung dem Leipziger Bildermuseum als Dauerleihgabe überließ. Sie enthalten über 500 Briefe aus den Jahren 1901 bis 1920, die Max Klinger an Georg Hirzel schrieb – 500 von über 6.300 Briefquellen zu Max Klinger, die das 2002 gegründete Archiv Max Klinger mittlerweile registriert hat. Die meisten stecken in diversen privaten Sammlungen, liegen dem Archiv aber in Kopie vor, so dass durchaus damit gearbeitet werden kann.

Der Briefwechsel zwischen Max Klinger und dem Verleger und Kunstsammler Georg Hirzel ist dabei ein ganz zentraler Fundus. Denn die beiden haben nicht nur 1903 den Deutschen Künstlerbund mitgegründet, sie sind auch 1905 zusammen nach Italien gefahren, um einen Ort zu finden, an dem junge Künstler aus Deutschland weitab von den störenden Einflüssen des Alltags für wenigstens ein Jahr arbeiten können. Sie fanden den Ort – die seitdem als Villa Romana bekannt gewordene Begegnungsstätte – nahe bei Florenz an der Straße nach Siena. Und um das Gebäude für genau diesen Zweck zu sichern, kaufte Max Klinger das Haus 1905 persönlich. Einer der ersten jungen Künstler, die einen Arbeitsaufenthalt in der Villa Romana bekamen, war Max Beckmann.Seit Ende der 1920er Jahre engagiert sich auch die Deutsche Bank als Unterstützer des Vereins Villa Romana. Und das war auch der Grund dafür, dass die Deutsche Bank Stiftung 1965 das Konvolut mit den 500 Briefen Max Klingers ersteigerte. Immerhin beschäftigen sich auch viele der darin enthaltenen Briefe, Postkarten und Telegramme mit der Villa Romana und der Arbeit Klingers und Hirzels für das Projekt. Jahrzehntelang standen die vier Briefbände in der Villa Romana. 2005 kamen sie – aus Sicherheitsgründen, wie Michael Münch betont, nach Frankfurt, wurden dort im Historischen Institut der Bank aufbewahrt.

Die LETTER Stiftung vermittelte jetzt die Dauerleihgabe der Briefe ins Archiv Max Klinger am Museum der bildenden Künste Leipzig. Auch das nicht ohne Ursache, denn hier hat sich mittlerweile ein Forschungsprojekt “Max Klinger in seinen Briefen” etabliert, das sich vorgenommen hat, sämtliche Briefe, Postkarten und sonstigen Schriftstücke zu digitalisieren und ausführliche Register dazu anzulegen, so dass Klinger-Forscher auf die wachsende Datenbank zugreifen können.

Eine Sisyphos-Arbeit, wie Bernd Ernsting von der LETTER Stiftung betont. Aber auch Bewunderung schwingt mit, als er die Betreuerin dieses Projektes nennt: Renate Hartleb, deren Ruhestand als Forscherin so unvermittelt ein forschender Unruhestand wurde.

Aber man macht sich ja nicht nur für Forscher so eine Arbeit. Denn im Interesse der Klinger-Forscher ist ja auch, die geistige Dimension in der Kunst von Max Klinger öffentlich zu machen. Und viele seiner Kunstwerke lassen ja nur ahnen, welche geistigen Welten dahinter stecken. Also sei natürlich auch eine Buchausgabe der Klinger-Briefe das Ziel. Eine 2016 ist die zeitliche Zielmarke dafür.

www.mdbk.de

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