Für den Neubau und die Erstausstattung des Fraunhofer-Institutes für Zelltherapie und Immunologie (IZI) in Leipzig, stellen der Bund, der Freistaat Sachsen und die Europäische Union 22 Millionen Euro zur Verfügung. Pressesprecher Jens Augustin freute sich mit seinen Kollegen über den 22-Millionen-Euro-Geldsegen von Bund, Freistaat Sachsen und der Europäische Union : "Das hatten wir zwar natürlich erwartet, aber es freut uns natürlich trotzdem sehr."

Schließlich war klar: “Stimmt, aber war ja erwartet worden.” Zur Einrichtung selber bleibt zu sagen, dass das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) Mitglied des Fraunhofer Verbundes Life Sciences ist und 2005 in Leipzig gegründet wurde. Ziel des Instituts ist es, spezielle Problemlösungen an den Schnittstellen von Medizin, Biowissenschaften und Ingenieurswissenschaften für Partner aus der Medizin orientierten Industrie und Wirtschaft zu finden. Das Fraunhofer IZI bietet Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen in den Geschäftsfeldern Wirkstoffe, Zelltherapie, Diagnostik und Biobanken an.

Die Kompetenzen liegen dabei im Bereich der Regenerativen Medizin. Dies reicht von zelltherapeutischen Ansätzen zur Wiederherstellung funktionsgestörter Gewebe und Organe bis hin zum biologischen Ersatz durch in vitro (im Labor bzw. in der Retorte, d. Red.) gezüchteter Gewebe.

Tissue Engineering nennt sich das Ganze und ist seit rund 15 Jahren ein Wissenschaftszweig, der immer mehr im Kommen ist, sich von der Grundlagenforschung bis hin zur praktisch, klinischen Anwendung entwickelt hat. Anfangs selbst von vielen Experten als Science Fiction belächelt, nimmt diese Disziplin immer mehr ernstzunehmende Konturen an. Damit die Gewebe ohne Probleme anwachsen können, müssen zelluläre und immunologische Abwehr- und Kontrollmechanismen erfasst und in die Verfahrens- und Produktentwicklung integriert werden. Somit nimmt die die Vision von den “Ersatzteilen” aus der Retorte immer konkretere Formen an.
Ein Vorteil dieser Technik ist, dass körpereigenes Gewebe verwendet wird, somit Abstoßungsreaktionen wie sie bei Fremdgewebe auftreten, ausgeschlossen werden. Dies erspart zudem die Zugaben von außerordentlich teuren Medikamenten die Abstoßungsreaktionen unterdrücken und zudem beträchtliche Nebenwirkungen für die Patienten zur Folge haben. Jüngster Beleg für die Fortschritte auf dem Gebiet der Regenerativen Medizin ist der Erfolg von Ärzten der Universität Pittsburgh. Die Forscher aus den USA haben aus Stammzellen menschliches Herzgewebe gezüchtet, das sich wie ein funktionierendes Organ zusammenzieht. Dadurch könnte künftig bei einem Infarkt beschädigtes Herzgewebe ersetzt werden, langfristig sei auch das Heranzüchten eines ganzen Organs denkbar, so die Mediziner.

Auch beim IZI werden solche Ziele verfolgt. Jens Augustin, Pressesprecher des IZI: “Zu unseren Kompetenzen zählen Biomarker, Antikörper, Liganden (spezielle Bindungs- Atome und/oder Moleküle, d. Red.), Stammzelltechnologie, Bildgebung und therapeutische sowie diagnostische Modellsysteme (in vitro und in vivo). Ein weiterer Schwerpunkt ist das Qualitätsmanagement gemäß GLP und GMP (Good Laboratory Practice und Good Manufacturing Practince, d. Red.) sowie mehrjährige Erfahrungen im Betrieb von Reinraumanlagen. Unseren Kunden und Partnern aus der pharmazeutischen, biotechnologischen und medizintechnischen Industrie, diagnostischen Laboren, klinischen Einheiten und Forschungseinrichtungen bieten wir Komplettlösungen von der Marktstudie bis zur Entwicklung des marktreifen Produktes und dessen Zulassung an.”

Der dritte Bauabschnitt des IZI wurde im Mai 2013 begonnen. Voraussichtliche Fertigstellung des gesamten Komplexes auf dem Gelände der BioCity Leipzig ist Mitte 2015. Jens Augstin: “Dort werden weitere Reinräume, Technikräume, weitere Labors entstehen sowie mehr Medizingeräte Einzug halten, die der Entwicklung von Zelltherapeutika dienen sollen.” Die 22 Millionen Euro stehen als Investition für die komplette Einrichtung, den Neubau und die Erstausstattung zur Verfügung.

“Mit dem dritten Bauabschnitt ergänzen wir unsere Forschungsinfrastruktur um medizintechnische Themen. Damit sind wir in der Lage, neben neuartigen Therapieverfahren und Wirkstoffen auch anspruchsvolle Fragestellungen der Verfahrenstechnik bei Zellprodukten und Analyseverfahren zu bearbeiten.” so Prof. Dr. Frank Emmrich, Leiter des Fraunhofer IZI.

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