Heute Abend wird feststehen, ob Franziska Rumpelt den ersten, zweiten oder dritten Platz belegt. Bisher wusste sie nur, dass sie unter die ersten drei kommt, wenn ARD und ZDF ihren Förderpreis "Frauen+Medientechnologie" vergeben werden. Die Verleihung findet im Rahmen einer Medienwoche in Berlin statt. "Dass ich unter den zehn Nominierten bin, weiß ich schon eine Weile", sagt Rumpelt. Doch kürzlich drehten MDR und WDR ein Filmchen über ihre Arbeit. "Seitdem ist klar, dass ich unter die ersten drei kommen werde, denn nur für diese wurden so lange Beiträge gedreht. Man hat mir aber nicht verraten, welchen Platz ich konkret belegen werde.

Nun wird das Geheimnis bald gelüftet. Franziska Rumpelt ist mit ihrer Masterarbeit nominiert worden. Sie forschte darüber, wie Applikationen für Handy und Tablett-Rechner gestaltet sein müssen, damit auch Kinder sie leicht bedienen können. “Mobile Applikationen für Kinder – Untersuchung von Gestaltungsrichtlinien mobiler Plattformen hinsichtlich ihrer Eignung für Kinder im Kindergartenalter”, lautet der Titel ihrer Arbeit.

“Die Idee dazu hatte mein Chef, als ich im Bewerbungsgespräch saß”, erzählt die 29-Jährige. “Er fände es schön, einen Styleguide für kindgerechte Apps zu entwickeln.” Styleguide, so heißt ein Vorlagenkatalog, der genau vorschreibt, wie die Applikationen auszusehen haben. “So dass eine App für das Iphone auch als solche erkennbar ist.” Rumpelt nahm sich des Themas für ihre Masterarbeit an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) an. Dort hat sie Medieninformatik studiert. Als Rumpelt sich mit dem Thema beschäftigte, merkte sie schnell, dass dazu noch nicht geforscht wurde. “Eigentlich sollte ich aus der Literatur heraus einen solchen Katalog erarbeiten, doch dann merkte ich, dass ich den Weg umdrehen muss.”
Deshalb entwickelte sie erst eine App, ließ Kindergartenkinder diese testen und beobachtete, was verbessert werden muss. Ihr Fazit: “Apps müssen zuvor ausgiebig mit Kindern getestet werden. Ein Erwachsener kann sich schlecht in die Gedankenwelt eines Kleinkindes hineindenken”, sagt Rumpelt. Bei Erwachsenen könnten die Entwickler auf die Vorerfahrungen der Nutzer bauen. “Wir begreifen intuitiv, wie Apps zu bedienen sind. Diese Vorerfahrungen fehlen den Kindern jedoch.” Ergo müssten die Entwickler dies bedenken und die Möglichkeiten der Kinder nicht überschätzen. Ein Beispiel: “Schon das Antippen auf dem Touchscreen ist für die Kleinen nicht selbstverständlich. Sie drücken zu lang, halten den Finger nicht still oder nutzen mehrere Finger. Auch legen sie unbewusst den Handballen auf dem Bildschirm ab. Dieser kann dann nicht unterscheiden, welchen Befehl er nun ausführen soll”, beschreibt die Absolventin ihre Erkenntnisse.

Dass Kinder und moderne Technik für viele Menschen ein Reizthema sind, hat sie früh erfahren. “Da stößt man schnell auf Wände. Einen Kindergarten zu finden, der da mitmacht, war gar nicht so einfach.” Gefunden hat sie ihn dennoch, in der Altenburger Straße, neben dem MDR, wo man der Vermittlung von Medienkompetenz offener gegenüber steht. “Kinder müssen auch im Umgang mit der neuen Technik angeleitet werden. Sie lernen es schneller als wir Erwachsenen, doch sie müssen auch die Gefahren kennenlernen.” Etwa, dass Mama und Papa gefragt werden müssen, bevor man klickt. “Sonst kaufen sie unwillkürlich eine Erweiterung der App und das geht für die Eltern schnell ins Geld.”
Doch die Kleinen verlieren auch schneller die Lust, wenn die App nicht so arbeitet, wie gedacht. “Das habe ich bei meinem eigenen Sohn gemerkt”, erzählt Rumpelt. Sie ist verheiratet und hat einen sieben Jahre alten Sohn und eine acht Jahre alte Tochter. Sie war damals schon zu groß aber das Söhnchen wurde eines der Testkinder. “Wir testeten eine Schreiblern-App. Man konnte mit dem Finger die Buchstaben malen, doch das vorgegebene Feld war viel zu klein. Und als er das Geschriebene löschen wollte, klappte das nicht. Er hat sich sogar den Pulli über die Hand gezogen und damit den Bildschirm abgewischt.” Den in einer ausklappbaren Leiste versteckten Radierer konnte er kaum finden. Für ihre eigene App hatte Rumpelt bereits mit solchen Problemen gerechnet und eine Helfer-Figur erfunden, die durch das Programm führt und erklärt, wie die einzelnen Anwendungen funktionieren: Rodi, ein freundliches Pony. “Solche Leitfiguren erleichtern Kindern das Lernen mit Apps ungemein”, fasst Rumpelt zusammen.

Für ihre Untersuchung ist sie für den Förderpreis nominiert worden. Ihr Professor, Michael Frank, lobte ihre Arbeit. “Und so habe ich es eben probiert.” Die Freude war groß und wird sie sicherlich heute Abend noch sein, wenn die Platzierung steht. “Eingereicht habe ich sie vor allem, um in der Fachwelt bekannter zu werden.” Sie arbeitet derzeit bei einer App-Entwickler-Firma in Leipzig, sehnt sich aber doch nach einem Job, der sich mehr auf die Qualitätssicherung bei Kinder-Apps konzentriert. “Etwa ein Jahr habe ich zu diesem Thema geforscht und möchte es vertiefen”, erzählt die junge Mutter. Sie könnte sich auch vorstellen, in der akademischen Welt, zum Beispiel wieder an der HTWK, der sie gut verbunden ist, zu arbeiten.

Doch erst geht es um den Förderpreis: ARD und ZDF haben ihn mit Preisgeldern dotiert. Für den ersten Platz gibt es fünftausend Euro, der zweite erhält dreitausend Euro und der dritte noch eintausend Euro. “Welchen Platz ich schlussendlich belegen werde, ist gar nicht so wichtig”, sagt Rumpelt. Im Publikum sitzt Fachpresse sowie Vertreter von Hochschulen und Branchenverbänden. “Ich freue mich darauf, neue Kontakte zu knüpfen”, so die Medieninformatikerin.

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