Seit März 2017 dürfen Ärzte in Deutschland medizinisches Cannabis auf Rezept verschreiben. Die gesetzliche Grundlage hat Patienten mit chronischen Schmerzen, Epilepsie oder anderen Erkrankungen neue Therapieoptionen eröffnet. Ein Blick auf einige Zahlen dazu, zeigt uns, wie gut Patienten inzwischen die digitale Verschreibungspraxis annehmen.
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sieht hinter den steigenden Verschreibungen von medizinischem Cannabis jedoch einen möglichen Missbrauch und möchte dagegen vorgehen. Stefan Fritsch, Geschäftsführer der Leipziger Grünhorn Apotheke, die seit einiger Zeit medizinisches Cannabis auf Rezept online versendet, wehrt sich gegen diesen Vorwurf.
Gesundheitsministerin sieht Missbrauchspotenzial bei Online-Verschreibung
Nina Warken äußerte sich kürzlich kritisch über die steigenden Verbrauchszahlen von medizinischem Cannabis. Seit April 2024 ist der Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr um das Dreifache angestiegen. Für Warken ist das ein klares Zeichen für einen Missbrauch, der durch die Online-Verschreibung möglich gemacht wird. Insbesondere befürchtet sie, dass Plattformen wie Grünhorn, die sich auf medizinisches Cannabis online spezialisieren, den medizinischen Zweck untergraben und Tür und Tor für den Freizeitkonsum öffnen.
Aus ihrer Sicht wird es den Nutzern zu einfach gemacht, medizinisches Cannabis online verschreiben zu lassen. Sie plädiert daher für strengere Regulierungen und eine Einschränkung der digitalen Angebote. Bei Grünhorn Chef Stefan Fritsch lösen diese Äußerungen Unverständnis aus. Vielmehr sieht er darin eine Gefährdung in der medizinischen Versorgung von Patienten, die auf medizinisches Cannabis angewiesen sind.
Fritsch fordert: „Versorgung und faire Politik für Patienten“
Der Chef der Leipziger Apotheke Grünhorn hält dagegen und sieht darin eine Stigmatisierung von medizinischem Cannabis. Patienten stehen damit unter dem Generalverdacht, das System zu missbrauchen, um unkompliziert an die „Ddroge“ zu kommen. Für Fritsch zeigt das, dass die Bedürfnisse der Patienten nicht ernst genommen werden und die Cannabis-Therapie infrage gestellt wird.
Statt Kritik bedarf es sachlicher Diskussionen und bedürfnisorientierte Lösungen, die für chronisch Erkrankte langfristigen und sicheren Zugang zu medizinischem Cannabis bieten. Die Online-Verschreibung ist ein notwendiges Mittel, um Patienten deutschlandweit eine gleichwertige Versorgung zu garantieren, besonders in ländlichen Regionen oder bei chronischen Erkrankungen. Die Leipziger Apotheke fungiert hierbei nicht nur als regionaler Anbieter, sondern ist Teil eines bundesweiten Versorgungsnetzwerks.
Die Nachfrage nach medizinischem Cannabis online hat in den vergangenen Jahren rasant zugenommen. Digitale Anbieter ermöglichen es Patienten, schneller und oft unkomplizierter an ihre verordneten Medikamente zu gelangen, was ein bedeutender Fortschritt vor allem in strukturschwachen Regionen oder bei eingeschränkter Mobilität ist. Während Hausärzte oder Fachärzte in ländlichen Gebieten mitunter nicht einmal über die notwendige Fortbildung für Cannabis-Verschreibungen verfügen, bietet der Online-Weg eine niedrigschwellige Alternative.
Gerade bei chronischen Erkrankungen, bei denen regelmäßige Medikation nötig ist, kann eine digitale Betreuung durch telemedizinisch arbeitende Ärzte eine stabile und verlässliche Therapie gewährleisten. So werden Versorgungslücken geschlossen, ohne die Sicherheit zu gefährden. Im Gegenteil, durch die Legalisierung von medizinischem Cannabis und die Online-Verschreibung sind chronisch Erkrankte nicht mehr auf dubiose Quellen angewiesen und profitieren von einem sicheren und schnellen Weg, ihre Medikamente zu erhalten.
Steigender Verbrauch spiegelt den hohen Bedarf wider
Für Stefan Fritsch ist der steigende Verbrauch von medizinischem Cannabis keineswegs ein Hinweis auf einen Missbrauch. Vielmehr wird dadurch die Notwendigkeit der Cannabis-Therapie sichtbar. Durch die Legalisierung ist medizinisches Cannabis zu einer anerkannten Behandlungsform geworden und mit dem Wegfall des Betäubungsmittelrezeptes im April 2024 ist eine weitere Hürde entfernt worden.
Nach Angaben von Fritsch hat Grünhorn im letzten Jahr mehr als 70.000 Patienten mit medizinischem Cannabis versorgt. Darunter Menschen, die unter chronischen Schmerzen, Spastiken oder anderen schwerwiegenden Symptomen leiden.
Betroffene, die sich für eine Cannabis-Therapie entscheiden, sind meist austherapiert und Standard-Therapien zeigen nicht die notwendige Linderung. Medizinisches Cannabis ist häufig die einzige Behandlung, die greift und keine starken Nebenwirkungen wie bei der Opioid-Therapie mit sich bringt. Die Kritik von Warken droht diese Erfolge zunichtezumachen, jedoch auf Kosten der Patienten, die darauf angewiesen sind.
Politische Debatte darf Versorgungsangebot nicht wieder bremsen
Die aktuelle Debatte offenbart tieferliegende Probleme in der Cannabispolitik Deutschlands. Während die Nachfrage nach medizinischem Cannabis online wächst und spezialisierte Apotheken und Online-Plattformen Versorgungslücken schließen, bleiben die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen nach den neusten Äußerungen der Bundesgesundheitsministerin unsicher.
Um den Patienten Sicherheit zu geben, braucht es einen differenzierten Diskurs über Therapiebedarf, Patientenrechte und pharmazeutische Verantwortung. Denn am Ende geht es nicht um Parteiprogramme, sondern um Menschen, die auf eine sichere und verlässliche Arzneimittelversorgung angewiesen sind.

Keine Kommentare bisher