Hier ist nun der dritte Offene Brief, den Sachsens Studierendenvertretung an den Sächsischen Finanzminister geschrieben hat. Diesmal geht es um die "Hardware", das, was Studierende brauchen, um sich das nötige Wissen zu besorgen - Bibliotheken zuallererst. Die vor allem auf dem neuesten Stand sind. Aber das kostet Geld. Doch auch hier knausert die sächsische Staatsregierung, hat teilweise sogar die Beschaffungsbudgets zusammengestrichen.

“Ohne Hochschulbibliotheken ist Wissenschaft, und damit auch Studium, nicht denkbar”, schreibt Florian Sperber als Sprecher der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften an Finanzminister Georg Unland. “Dabei müssen Sie beachten, dass sie mehr leisten als ‘nur’ Bücher anzuschaffen und zur Verfügung zu stellen: Sie sind die zentralen Schnittstellen des Wissenschaftsbetriebes und versorgen Studierende wie Dozierende mit elektronischen Medien und Datenbanken, die immer weiter an Bedeutung zunehmen. Zudem sind Bibliotheken auch als Lernorte von großer Bedeutung und werden von Studierenden regelmäßig zu diesem Zweck genutzt.”

Mittlerweile übrigens rund um die Uhr, weil die Überlastung der Hochschulen an anderer Stelle sich auch auf den Lernrhythmus der Studierenden auswirkt. Viele müssen sich neben dem Studium mit einem Job über Wasser halten, kommen oft erst in der Nacht dazu, sich über die Bücher oder in die Bibliothek zu setzen. Und moderne wissenschaftliche Publikationen werden – auch im Gefolge der zunehmenden Digitalisierung – immer teurer.

“Doch leider sehen die Hochschulbibliotheken sich weiterhin Preissteigerungen um durchschnittlich acht Prozent pro Jahr gegenübergestellt. Dies ist nicht nur ein sächsisches Problem, sondern eine Tendenz, die darüber hinaus sichtbar ist”, so Sperber. “Trotzdem müssen diese Probleme auch auf sächsischer Ebene angegangen werden! Sie sehen also, dass der Freistaat die Bibliotheken hier unterstützen muss. Denn ansonsten sinken die tatsächlichen Mittel immer weiter und es kann noch nicht einmal das aktuelle Niveau gehalten werden!”Tatsächlich spricht er mit dem Thema das Herzstück des sächsischen Bildungsverständnisses an, das im Grunde nur aus schönen Worten besteht – und da und dort auch schönen Gebäudehüllen. Da aber, wo es ernsthaft darum geht, den jungen Wissbegierigen Zugang zum jüngsten Stand der Forschung zu geben, zögert die Staatsregierung, schiebt Sparargumente vor.

“Das kann aber nicht die ausgemachte Politik der Staatsregierung sein. Wie sollen Hochschulen denn funktionieren, wie sollen Studierende ihrem Studium nachgehen, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen, wenn nicht der Zugang zur Literatur auf dem aktuellen Forschungsstand gewährleistet wird? Was sollen die Bibliotheksleitungen noch an sogenannten ‘Rationalisierungsmaßnahmen’, wie die Schließung von Zweigstellen oder die Einschränkung der Öffnungszeiten, vornehmen? Und wann erkennen auch Sie, Herr Unland, dass das nicht noch weniger geht?”

Gute Frage. Normalerweise ist in einer Landesregierung das Wissenschaftsressort dafür zuständig, genau das zu klären, die notwendigen Mittel bereitzustellen und alles dafür zu tun, dass der eigene Nachwuchs die besten Bedingungen hat, im wissenschaftlichen Wettbewerb ganz ganz vorn mitzumischen. Doch dergleichen passiert im Wissenschaftsressort seit drei Jahren nicht. Es hat sich zu einer Zentrale der Mangelverwaltung degradieren lassen. Alle finanziellen Entscheidungen – die sich direkt in inhaltliche und personelle Entscheidungen umsetzen, ohne dass aus dem Wissenschaftsministerium wenigstens ein kleines “Nein!” zu hören wäre, werden im Finanzministerium gefällt.

Es hat sich – mittlerweile unübersehbar, zum eigentlichen programmatischen Ministerium in der Landesregierung entwickelt. An wen also sollen sich Sachsens Studenten wenden, wenn sie sehen, dass die nicht strukturierte sächsische Bildungspolitik dafür sorgt, dass die Studienbedingungen den Bach runter gehen?

Natürlich an den Finanzminister.

Der Offene Brief in voller Länge als PDF zum download.

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