Eben noch tönten Politiker landauf, landab: Bildung ist die Investition in die Zukunft. Die Bildungsausgaben müssten deutlich erhöht werden. Doch nicht nur in Sachsen passiert seit vier Jahren genau das Gegenteil. Die Vorsitzende der sächsischen Landesrektorenkonferenz (LRK) und Rektorin der Uni Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking, ist mittlerweile sehr besorgt. Denn nach Sachsen hat nun auch Sachsen-Anhalt ein rigides Hochschul-Kürzungsprogramm formuliert.

Sie warnt deshalb vor einem Raubbau in der mitteldeutschen Hochschullandschaft. “Die Pläne der Landesregierungen trüben die Zukunftsaussichten der Region”, sagt die Rektorin der Universität Leipzig. Der am Donnerstag, 6. September, bekannt gewordene Entwurf aus dem sachsen-anhaltischen Wissenschaftsministerium enthalte äußerst beunruhigende Abbau-Pläne.

“Die Hochschulen im Nachbarland können sich unserer Solidarität gewiss sein”, betont Schücking und weist darauf hin, dass die Universitäten Halle, Jena und Leipzig im entsprechenden Univerbund eng kooperieren. “Wir brauchen uns gegenseitig – in der jetzigen Stärke – und auch die regionalen Wirtschaftsunternehmen benötigen universitär ausgebildete Fachkräfte, etwa der Informatik.”Auch die sächsische Staatsregierung will eine große Zahl von Stellen aus den Hochschulen abziehen.

“Die 2010 dazu getroffenen Planungen berücksichtigten allerdings noch nicht, dass die Studierendenzahl sich deutlich anders entwickelt hat als von der Kultusministerkonferenz prognostiziert”, sagt Prof. Dr. Beate Schücking. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass bis 2020 an den Hochschulen des Freistaats mehr als 1.000 Stellen gestrichen werden sollen.

“Nach dem deutlichen Anstieg der Studierendenzahlen wurde ein Stellenabbau zunächst nur bis 2015/16 festgelegt; eine danach vorgesehene Evaluation wird aber gegebenenfalls zu weiteren Kürzungen auch in Sachsen führen”, erläutert die Leipziger Uni-Rektorin. Daran ändere auch das Bildungspaket nichts, aus dem die Universitäten Dresden, Chemnitz und Leipzig für die Lehrerbildung zusätzliches Geld erhalten. “Über diese Entscheidung des Wissenschaftsministeriums waren wir sehr froh, aber an anderen Stellen werden die Weichen aus unserer Sicht falsch gestellt.”

Momentan gebe es in Sachsen zwischen Staatsregierung und Hochschulen Verhandlungen über Zielvereinbarungen und eine entsprechende Zuschussvereinbarung für die Jahre 2014 bis 2016. Dazu erklärt die LRK-Vorsitzende: “Ich sehe die Gefahr, dass in Sachsen und Sachsen-Anhalt Abbauszenarien festgeschrieben werden, obwohl die Hochschulen entgegen allen Prognosen steigende Bewerber- und Anfängerzahlen aufzuweisen haben. Dabei hängt doch die Zukunft der Region nicht zuletzt von den Nachwuchskräften ab, die die Hochschulen auf hohem Niveau ausbilden.”

Der MDR zu den Sparplänen in Sachsen-Anhalt: www.mdr.de/sachsen-anhalt-heute/einsparungen-hochschulen-sachsen-anhalt100_zc-266fac6c_zs-355b056c.html

www.uni-leipzig.de

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