Nicht nur in Plagwitz wächst die Schülerzahl schneller, als Leipzig bauen kann. Dasselbe passiert der Stadt aktuell auch in Stötteritz. Erst 2009 wurde dort die für 4,8 Millionen Euro sanierte Franz-Mehring-Schule ihrer Bestimmung übergeben. Jetzt warnt eine Verwaltungsvorlage zum "Investitionsprogramm für den Schulhausbau 2013 - 2016" davor, dass es hier schon 2015 zu Kapazitätsengpässen kommt.

Das gemächliche Tempo, mit dem sich die unterschiedlichen Stadtteile Leipzigs noch vor zehn Jahren entwickelten, ist Geschichte. Binnen weniger Jahre haben sich die westlichen Ortsteile Schleußig, Plagwitz, Lindenau gefüllt und dort den Handlungsdruck beim Schulbau massiv erhöht. Doch kaum hat man dort begriffen, dass der Nachbau von Kapazitäten hinterher hängt, melden jetzt die ersten Ortsteile im Leipziger Osten landunter.

In der Verwaltungsvorlage, die im September in die Ausschüsse geht und in der Ratsversammlung am 17. September offiziell zur Kenntnis genommen werden soll, heißt es dazu: “Im Einzugsbereich der 77. und der Franz-Mehring-Schule ist der Anstieg der Schülerzahlen so hoch, dass bereits für das Schuljahr 2015/16 erweiterte Kapazitäten zur Verfügung stehen müssen. Die Art der Kapazitätserweiterung wird gegenwärtig geprüft. Für die bauliche Realisierung sind noch keine finanziellen Mittel geplant.”

Die Franz-Mehring-Schule liegt in Stötteritz, die 77. Schule in Reudnitz-Thonberg. Und das sind nicht die einzige Stellen im Leipziger Schulnetz, wo es jetzt eng wird: Dass der Neubau der 3. Grundschule in der Südvorstadt den dort gestiegenen Bedarf nicht abdeckt, ist schon länger klar. Deswegen – so betont die Vorlage – muss der Altbau weiter genutzt werden: “Mit dem Auszug der 3. Schule in den Neubau besteht Baufreiheit. Mit Beginn der Planung in diesem Jahr (VOF-Verfahren) kann das sanierte Gebäude im Sommer 2018 für den Schulbetrieb zur Verfügung gestellt werden. Bis dahin bleibt der Mietcontainer in Nutzung.”

Und durch den langwierigen Streit ums Jahrtausendfeld in Plagwitz ist man auch dort im Verzug: “Die Fläche ‘Jahrtausendfeld’ steht erst in Kürze zur Verfügung. Deshalb wird mit der Planung dieser Grundschule im Jahr 2015 begonnen.”

Und wer sich umschaut, sieht: All die 2012 und 2013 heftig diskutierten und vom Stadtrat beschlossenen Schulbauten sind noch immer nicht begonnen. Es ist nicht immer die Stadt, die diese Projekte verzögert, die allesamt nur mit Fördermitteln des Freistaates überhaupt umgesetzt werden können.In der Informationsvorlage steht denn nun auch eine ganze Reihe von Schulbauten, für die im Sommer 2013 schon die Fördergelder beantragt wurden:

– 25 Millionen Euro für das geplante fünfzügige Gymnasium in der Telemannstraße
– 19 Millionen Euro für den Neubau der Sportoberschule an der Goyastraße
– 8,7 Millionen Euro für die Reaktivierung der ehemaligen 55. Schule in der Ratzelstraße
– 25 Millionen für die Reaktivierung des Schulkomplexes in der Karl-Heine-Straße
– 13,7 Millionen für die Reaktivierung des Schulkomplexes in der Ihmelstraße
– 6,2 Millionen Euro für die Reaktivierung der ehemaligen 58. Schule in Wahren im Opferweg

Zusammen über 97 Millionen Euro. Die Schulen sollen im Zeitraum 2016 bis 2020 ans Netz gehen.

Genehmigt sind die 16,8 Millionen Euro für das neue Gymnasium in der Gorkistraße. Die ersten Lose sind ausgeschrieben, aber irgendwie ist noch kein rechter Baustart erfolgt, der für Juli geplant war.

Mit der auf 13 Millionen Euro geplanten Komplexsanierung der Käthe-Kollwitz-Sprachheilschule in Anger-Crottendorf soll demnächst begonnen werden.

3 Millionen Euro sollen in die weitere Sanierung der Louise-Otto-Peters-Schule fließen.

Aus dem Programm, das 2013 extra für die drei Kreisfreien Städte aufgelegt wurde, die – anders als die Landkreise – einen wachsenden Bedarf an neuen Schulen haben, stehen Leipzig 32 Millionen Euro zu, die die Stadt auch komplett ausschöpfen möchte. Das Geld fließt in 60 verschiedene Einzelprojekte, davon allein 30 Brandschutzmaßnahmen, neun Maßnahmen zur Kapazitätserweiterungen, drei Sanitärmaßnahmen, acht Teilsanierungen der äußeren Hülle, …

Einen Erweiterungsbau bekommt nun auch die Grundschule Böhlitz-Ehrenberg, um die noch vor wenigen Jahren heftig gestritten wurde. Da wurde tatsächlich darüber diskutiert, ob man nun die 157. Grundschule in Leutzsch oder die Grundschule in Böhlitz-Ehrenberg schließen soll. Mittlerweile ist klar, dass man beide Schulen dringend braucht. Den Erweiterungsbau in Böhlitz-Ehrenberg hätte Leipzig gern aus eigenen Mitteln gestemmt, aber die Ausschreibungsergebnisse lagen deutlich über der kalkulierten Summe, so dass dieses Projekt mit ins Budget “Kreisfreie Städte” genommen wurde.

Nachtrag 16.40 Uhr: Nach Auskunft das Amtes für Jugend, Familie und Bildung erfolgen die Baugenehmigungen für des Gymnasium Gorkistraße 15/25 schrittweise zu den einzelnen Gebäudeteilen. Für den Baubeginn wurde am 12. Februar 2014 die Teilbaugenehmigung 1 (Abbruch in den Gebäuden und Rückbau technischer Installationen) und 2 (Baumfällarbeiten) erteilt. Gegenwärtig laufen die Abbrucharbeiten. Der Sachstand entspricht dem Bauablauf nach Baubeschluss.

Hinsichtlich der Grundschule Weißenfelser Straße sollen die Maßnahmen wie geplant zum Jahresende 2014 abgeschlossen sein.

Die Verwaltungsvorlage zum Schulhausbau: http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/F0CF56F6D0029F5BC1257CEF002509BE/$FILE/V-ds-3851-text.pdf

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar