Das Geschäftsjahr 2012 schloss der MDR mit einem Ergebnis von minus 4,5 Millionen Euro ab, nachdem es 2011 noch ein Plus von 11,4 Millionen Euro war. Und auch für 2013 prognostiziert die Sendeanstalt ein Minus von 13,2 Millionen Euro. Einnahmen von 657,6 Millionen Euro stehen Ausgaben von 670,8 Millionen Euro gegenüber. Haben die Rundfunkanstalten doch Recht mit ihren immer neuen Anmeldungen für höhere Rundfunkbeiträge?

Das könnte man tatsächlich erst sagen, wenn die Jahresberichte der Anstalten auch im Detail auflisten würden, für welche Programmangebote tatsächlich welche Kosten anfallen. Die Erträge selbst sind aufs Engste mit den Rundfunkbeiträgen im Sendegebiet gekoppelt: Von den 702 Millionen Euro, die der Sender 2011 noch einnahm, stammten 571 Millionen aus Beitragsgebühren. 2012 stammten aus den Gesamteinnahmen von 684 Millionen Euro noch 567 Millionen aus Beitragsgebühren.

Das Personal ist – wie so oft – eher der kleinere Kostenblock: Mit 157 Millionen Euro schlugen die knapp 2.000 festen und einige Hundert Freie Mitarbeiter 2011 zu Buche, 2012 waren es 152 Millionen Euro. Wo aber entstehen dann die hohen Kosten, die das Budget aus dem Ruder laufen lassen und auch den MDR jetzt zwingen, weitere Einsparpotenziale zu erschließen?

Zwar betont der Jahresbericht 2012, der Rückgang der Teilnehmergebühren um 16 Millionen Euro spiele eine wesentliche Rolle für das Defizit – begründet in der sinkenden Zahl von Haushalten in Mitteldeutschland (Bevölkerungsschwund) und der immer noch hohen Zahl von “Hartz IV”-Haushalten (befreit von der Rundfunkgebühr). Aber der MDR, der so stolz darauf ist, den höchsten Marktanteil bei den regionalen Fernsehzuschauern zu haben, kann diese Marge natürlich nicht in Werbeumsätze ummünzen. Er kann nur zum Teil wie ein marktwirtschaftliches Unternehmen agieren. Kompensieren kann er die jetzt auflaufenden Verluste noch dadurch, dass er auf die Gewinnrückstellungen der vergangenen Jahre zurückgreifen kann. 133 Millionen Euro hatte er 2012 noch auf der hohen Kante – davon wurde dann der Fehlbetrag von 4,5 Millionen Euro beglichen. Machte dann noch etwas über 128 Millionen Euro.

Ein Weilchen kann der MDR das Spielchen noch spielen. Aber klüger wäre es, die großen Ausgabeposten durchzuackern und sich einige Dinge vielleicht zu verkneifen.

Der größte Ausgabeposten sind jedes Jahr die “Aufwendungen für bezogene Leistungen”. Das wird im Jahresbericht nicht weiter aufgeschlüsselt, sollte es aber werden, denn an dieser Stelle würde das Agieren des regionalen Rundfunkanbieters transparent. Denn hier nicht erfasst sind die eigentlichen technischen Leistungen für die Rundfunkversorgung (45 Millionen Euro 2012).

Aber hier stecken alle Extras mit drin, die anfallen, wenn der MDR sich zum Beispiel an der Berichterstattung zu den Olympischen Spielen in London oder der Fußball-Europameisterschadft in Polen und der Ukraine beteiligt. Klare Aussage im Jahresbericht: diese “Programmgemeinschaftsausgaben” zeigen sich für den deutlichen Anstieg der Materialaufwendungen verantwortlich: von 324 auf 341 Millionen Euro. Heißt also: Wenn die ARD sich entschließt, große Sportereignisse zu übertragen, verursacht das auch immer Millionenkosten bei den Regionalsendern.

Aber auch andere “produktionsbezogene Fremdleistungen” wurden teurer.

Jedoch die Kostenaufstellung zur eigenen Fernsehproduktion findet man nicht. Was kosten die selbstproduzierten Spiel- und Talkshows? Was kosten die Magazin-Sendungen, die Sport-Übertragungen und die Musiksendungen? Wohin fließt welches Geld?

Und was kostet das Online-Engagement, wo sich der MDR ja längst zum “Multimedia-Haus” erklärt hat (obwohl das nie Programmauftrag war)?Positives Zeichen: Die Intendantin Karola Wille will wirklich am Profil des Senders arbeiten, es wieder klarer “öffentlich-rechtlich” machen. “Vision MDR 2017” heißt das Projekt, 2012 in Gang gesetzt mit Analyse und Diskussion. Vom neuen Rundfunkbeitrag erhofft man sich eine gesicherte finanzielle Grundlage. Welche Auswirkungen der Modellwechsel aber haben wird, werde man erst Ende 2013 sagen können. Der MDR rechnet zumindest mit leicht steigenden Erträgen. Vielleicht kann er auch endlich an einem Ausgabeposten sparen, der selbst jedes Jahr Millionen verschlang: den “Aufwendungen für den Gebühreneinzug” – 2012 immerhin 18,6 Millionen Euro.

Vielleicht kommt bei der Diskussion um “Vision MDR 2017” tatsächlich einmal ein transparentes Sendeschema heraus, bei dem Kosten und Nutzen auch für die Beitragszahler sichtbar werden.

Nur grob zeigt der Jahresbericht, welche Kostenanteile Fernsehen und Rundfunk haben. Den Rundfunk lässt sich der MDR zum Beispiel 151 Millionen Euro kosten, das Fernsehprogramm 219 Millionen Euro. Wobei es wirklich spannend wäre zu sehen, wieviel Entertainment mit in den 106 Millionen für “Politik und Gesellschaft” steckt und was von den knapp 47 Millionen Euro in Sachen “Unterhaltung” bezahlt wird. Was steckt in den 26 Millionen Euro aus der Rubrik “Familie”? Und wieviel Bildung steckt in den 25,5 Millionen für “Kultur, Bildung, Wissenschaft”?

Natürlich muss sich auch der öffentlich rechtliche Rundfunk der Qualitätsdiskussion stellen. Gerade weil er so beharrlich auf seine Rundfunkbeiträge drängt. Der hohe Anteil an Entertainment und Boulevard rechtfertigt diese Beharrlichkeit nicht. Da muss mehr kommen. Man sollte gespannt sein.

www.mdr.de

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