Das offizielle Leipzig sucht noch immer seinen Weg, die Befreiung der Messestadt durch US-amerikanische Soldaten angemessen in das öffentliche Bewusstsein zu heben. Die neue Dauerausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums leistet ihren Beitrag dazu. Doch jenseits des Musealen tut man sich manchmal schwer.
Der Verfall des Hauses Jahnallee 61 blieb öffentlich lange unbemerkt. Nun drohen Einsturz und Abriss. Unter diesen Auspizien erfolgt gegenwärtig die Suche nach einem neuen Eigentümer und einem Investor.
Dieses Haus ist einer der authentischen Orte der Befreiung Leipzigs vom Nationalsozialismus. Die Kämpfe rund um das Haus und das Sterben eines jungen US-Soldaten hielt der weltberühmte Fotograf Robert Capa mit seiner Kamera fest. Die Bilder der Serie „Der letzte Tote des Krieges“ gingen um die Welt.
Um den Erhalt des sogenannten Capa-Hauses müht sich seit Monaten eine Bürgerinitiative um die Leipziger Dr. Ulf-Dietrich Braumann, Meigl Hoffmann, Christoph Kaufmann, Thomas Pantke, Andreas Thümmler und Dr. Volker Külow.
Ihre Bemühungen führten zur Feststellung des Namens des damals Gefallenen: Raymond J. Bowman, Private First Class in der 2. US Infanteriedivision. Von den Nachforschungen erfuhr auch der inzwischen 92-jährige Lehman Riggs. Er lebt in Cookeville, Tennessee.
Riggs bediente gemeinsam mit Bowman das schwere MG im damaligen Haus Frankfurter Straße 39. Er sah seinen Kameraden in den Mittagstunden des 18. April 1945 sterben.
Riggs ist einer der noch lebenden Befreier Leipzigs. Weil die abstrakte Geschichte immer von konkreten Menschen gemacht wird, wollte die Bürgerinitiative Lehman Riggs in diesem Jahr mit der Goldenen Ehrennadel der Stadt Leipzig geehrt sehen.
Daraus wird nichts. Zum Vorschlag der Bürgerinitiative habe es ein verwaltungsinternes Abstimmungsverfahren gegeben, an dem neben dem Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters beispielsweise das Dezernat Kultur und das Stadtgeschichtliche Museum eingebunden gewesen seien, erklärt nun Anke Haase, Sachgebietsleiterin Medien im Neuen Rathaus auf L-IZ-Anfrage.
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Das Ergebnis besteht laut Anke Haase darin, „dass Herrn Riggs die Ehrennadel der Stadt Leipzig nicht verliehen werden sollte“. Denn seit April 2011 gebe es zu Ehren der beiden USA-Infanteriedivisionen, die Leipzig befreit haben, eine Gedenktafel am Museum in der „Runden Ecke“. Auch hätten sich im April 2005 auf Einladung des damaligen Oberbürgermeisters Wolfgang Tiefensee Veteranen der beiden Verbände in das Goldene Buch der Stadt Leipzig eingetragen – „stellvertretend für alle Befreiungskämpfer“, wie Anke Haase betont.
„Die Stadt Leipzig wird aber ein offizielles Dankschreiben an Herrn Riggs schicken, da er bei der Klärung der Identität des Toten auf dem Capa-Foto beigetragen hatte“, so Haase abschließend.