Es ist ein "innovatives Kooperationsprojekt" für Leipzig. Sieben Partner zeigen in diesem Jahr, was Druckkünstler in der Messestadt hervorbringen. Nach dem "Ereignis Druckgraphik 3" und "Entwicklungen I" in den Galerien Vorortost und Hoch + Partner im Frühjahr, der Hochdruck-Kunstauktion im Museum für Druckkunst und den noch laufenden Ausstellungen im Museum der bildende Künste, diversen Druckkunst-Arbeitstreffen nun eine weitere Ausstellung: "Erhaben - (und seitenverkehrt)".

“Der Titel bezieht sich auf die Grundtechnik des Hochdruckes. Abgedruckt werden nur die hochstehenden Linien, Stege oder Flächen des spiegelverkehrten Druckstockes”, erklärt HGB-Sprecherin Marion Herzberg zum Ausstellungstitel “Erhaben – (und seitenverkehrt)”. Nicht ohne Grund findet diese Ausstellung statt, so einfach aus dem Nichts kommt sie nicht.

Die Leipziger Kunsthochschule in der Wächterstraße kann auf einen eigenen Fundus von grafischen Arbeiten zugreifen. Nicht umsonst trägt sie in ihrem Titel “Hochschule für Grafik und Buchkunst”. Der Schwerpunkt steht fest. Daran lässt sich nichts rütteln, auch wenn der Fokus in den letzten Jahren auf die “Maler-Stars” wie Neo Rauch fiel.

Die von den Kuratoren Kuratoren Julia Blume, Prof. Katrin von Maltzahn und Prof. Oliver Kossack betreute Ausstellung zum Thema “Hochdruck an der HGB” will mit alten und aktuellen Druckgrafiken zeigen, wie lebendig und experimentierfreudig die Studenten und ihre Lehrer mit den Techniken des Hochdrucks seit Jahren umgehen.Wem der Name Johannes Gutenberg ein Begriff ist, weiß, dass das Hochdruckverfahren in Europa den Buchdruck einleitete. Das war vor knapp über 500 Jahren. Seitdem hat sich einiges in Sachen Druckkunst sowohl technisch als auch ästhetisch getan. Und Leipzig war schon frühzeitig ein Ort des Buchdrucks geworden. Heute sind die technischen Möglichkeiten ganz andere als noch vor hundert Jahren. Es bildeten sich eigene Berufsgruppen heraus, die sich auf spezielle Druckverfahren spezialisierten. Selbst vor 500 Jahren konnten Maler wie Lucas Cranach d.Ä. und Albrecht Dürer nicht ohne die Erfahrungen von Buchdruckern auf die damals noch in den Kinderschuhen steckenden Drucktechnik zugreifen. “Es sind nicht mehr vorrangig Zeichner und Maler, die Drucke produzieren, sondern ebenso Künstler, die sich mit dem bewegten Bild, der dritten Dimension, Licht, Fotografie oder elektronischen Medien beschäftigen”, heißt es von der Hochschule zur kommenden Ausstellung, die am 25. September eröffnet wird.

Worum es den Künstler heute an der HGB, teilt die Kunsthochschule auch mit: “Es wird in erster Linie nicht in druckgrafischen Kategorien gedacht, sondern an die adäquaten Mittel zum Ausdruck von künstlerischen Ideen.” Druckkunst geht eigene Wege als Kunstform und das schon seit Jahren. Das zeigt auch die Ausrichtung der Ausstellung, die bis zum 24. September andauert. “In der Ausstellung sind demzufolge Arbeiten zu sehen, die Traditionen bewahren und zugleich in die Gegenwart überführen, indem sie das Zusammenspiel zwischen unvereinbar erscheinenden Medien verdeutlichen und Anknüpfungsformen zu der schnellen, hoch technisierten Bilderwelt der heutigen Zeit suchen”, so die Hochschule erklärend. Gezeigt werden laut Ausstellungsmacher ausschließlich Arbeiten, die im Zusammenhang mit der Lehre an der HGB Leipzig entstanden, u. a. von Karl-Georg Hirsch, Wolfgang Mattheuer, Jens Schubert, Sebastian Speckmann und Anya Triestram.
Im Detail heißt das: “Dass der Prozess und die Auseinandersetzung mit dem Hochdruck noch lange nicht abgeschlossen sind, verdeutlicht die zur Ausstellung konzipierte Architektur unter der Leitung von Prof. Oliver Kossack. Das von ihm zusammen mit Studierenden für die Ausstellung entwickelte Raumkonzept spiegelt die historischen, technischen und ästhetischen Dynamiken des Hochdrucks wider. Es macht Kraft und Potenzial des Mediums erfahrbar.” Heißt einfach ausgedrückt, Raum und Kunst bilden eine konzeptionelle Einheit an denen die Ausstellungsbesucher Altes und Neues der Druckkunst ablesen können. Hinzu kommt das von Georg Weißbach, Ralf Hauenschild und Sebastian Speckmann 2009 / 2010 initiierte, wiederbelebte und durchgeführte Projekt “Internationaler Projektraum für Druckgrafik” als Teil der Ausstellung.

Etwas besonderes gibt es auf den Weg. Zur Ausstellung erscheint die Zeitschrift “Hochdrucken” in limitierter Auflage. Das von den Künstlern Constanze Hein und Paul Bowler entwickelte und gestalterisch umgesetzte Projekt, greift eine Publikationsreihe der HGB aus den frühern 1930er Jahren auf, die damals unter der Leitung von Hans Alexander Müller erschien. Es geht auch wiederum ästhetisch zurück in die Geschichte – mit modernen Verfahren. Die Zeitschrift enthält zudem Originalholzschnitte aktuell Studierender und Texte der Kuratoren. Sie wird exklusiv während der Ausstellungsdauer verkauft. Wie teuer diese allerdings sein wird, teilte die HGB nicht mit.

Hochdruck in Leipzig Online mit noch aktuelen Ausstellungshinweisen
www.hochdruck-leipzig.de

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