Am heutigen Samstag, 31. August, ist Tag der deutschen Industriekultur. Da gibt es gerade in der alten Industriestadt einiges zu sehen, was man sonst eher nicht zu sehen bekommt. Die L-IZ hat einige Angebote gesammelt, die das Hingucken heute lohnen: das "Kontorhäuschen" in Plagwitz, das Museum für Druckkunst, die Ausstellung Postindustriale im Tapetenwerk und die HTWK Leipzig.

Tipp 1: Die “Leipziger Denkmalstiftung” und der “Förderverein der Leipziger Denkmalstiftung e.V.” stellen am heutigen Samstag von 10 bis 16 Uhr zum Beispiel ein 123-jähriges Zeugnis aus Zeiten des Industriepioniers Karl Heine vor.

Das um das Jahr 1890 errichtete Fachwerkhäuschen war einst Teil der Abfertigungsanlagen für den Empfang und Versand der Güter auf dem Industriebahnhof Plagwitz-Lindenau und wurde zwischen 1896 und 1959 als Dienstgebäude für die dort liegende Straßenbahn-Kuppelendstelle genutzt. Höchstwahrscheinlich diente es auch als Verkaufsstelle für Fahrkarten. Aufgrund mangelnder Nutzung und Instandhaltungsmaßnahmen in den letzten Jahren und Jahrzehnten nagt jedoch der Zahn der Zeit an diesem Kleinod – wegen seiner Historie liebevoll “Kontorhäuschen” genannt – und hat mittlerweile dazu geführt, dass das Gebäude stark vom Einsturz bedroht ist. Im Jahr 2012 fanden Sicherungsmaßnahmen statt.

An diesem Tag möchten die beiden Stiftungen mit Bürgern ins Gespräch kommen und über ihre Arbeit, besonders zum Kontorhäuschen, informieren. Dazu wird es um 14 Uhr einen Vortrag über die Geschichte des einst größten Industriebahnhofs Europas und zum Gebäude sowie seinem aktuellen Arbeitsstand und künftiger Nutzung geben. Das Denkmal kann nur von außen besichtigt werden.

Das Objekt befindet sich direkt am Bahnhof Leipzig-Plagwitz, an der Engertstraße, Ecke Naumburger Straße. Parkplätze befinden sich begrenzt in den Seitenstraßen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren Sie mit TRAM 14 und BUS 60/80 bis Haltestelle S-Bf. Plagwitz. Auch die Anreise mit dem Zug ist bis zum Bahnhof Leipzig-Plagwitz (Ausgang Karl-Heine-Straße bzw. Straßenbahn-Wendeschleife) möglich.

Tipp 2: Das Museum für Druckkunst Leipzig öffnet an diesem Tag von 11 bis 17 Uhr bei reduziertem Eintritt (3,00 Euro Erwachsene, 1,50 Euro ermäßigt, Kinder bis 16 Jahre frei).

Um 12 und 15 Uhr finden Führungen durch das denkmalgeschützte Museumsgebäude in der Nonnenstraße 38 statt. Mit einem Fokus auf Architektur und Baugeschichte des Hauses wird bei einem Rundgang durch das Haus die Historie des Gebäudes näher betrachtet. Mit einer knapp 100-jährigen Tradition als Druckbetrieb ist das Haus in der Nonnenstraße 38 heute ein aktiver Ort der Industriekultur geworden. Hülle und Inhalt erzählen Geschichten von über 500 Jahren Druckhistorie, Leipzig als Buchstadt und die besondere Rolle des Stadtteiles Plagwitz als einstigem Industriestandort.
Tipp 3: Die Vernissage der Ausstellung Postindustriale findet um 19 Uhr im Tapetenwerk (Halle C, – Lützner Str. 91) statt. Um 19.30 Uhr können Besucher eine Performance von Les Trotteuses, die Weckerspielerinnen aus Berlin, sehen, bzw. hören.

Die Interessengemeinschaft pi.lab organisiert im Rahmen des ersten Industriekulturtages in Leipzig auch eine Ausstellung (31.08. – 08.09.2013) zum Thema Industriekultur, welche von Performance, Vorträgen und Diskussionsrunden begleitet wird.

pi.lab ist ein Labor für Ideenentwicklung sowie wissenschaftliche Forschung und Diskussion rund um das Thema postindustrielle Gesellschaft bzw. postindustrielle Identität. Da Interdisziplinarität ein wichtiger Bestandteil der Arbeit und Vorgehensweise darstellt, wird es nicht nur ein Kunstprogramm – bestehend aus einer Ausstellung sowie einer Performance – geben; ebenso finden Vortrags- und Diskussionsrunden statt, in welchen Experten aus Kunst und Wirtschaft über den Wandel der Arbeit und über den Erhalt und die Revitalisierung von Industriearchitektur debattieren.

Eingeladen sind die Leipziger auch zu den Podiumsdiskussionen “Erhalt und Revitalisierung, aber sinnvoll!” am Sonntag, 1. September, 16 Uhr und “Von der Hand- zur Kopfarbeit” am 4. September um 19.30 Uhr. Beides in der Galerie KUB, Kantstraße 18.

Tipp 4: Am ersten Leipziger “Tag der Industriekultur” lädt die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) dazu ein, historische Automaten, Bürotechnik und elektronische Unterhaltungstechnik zu erleben – und auch selbst auszuprobieren. Beteiligt sind das “Automatikmuseum der HTWK”, das “Haus der Computerspiele” und das “Museum für historische Bürotechnik Naunhof”. Der Eintritt ist frei.

Ort der Ausstellung: HTWK Leipzig, Wächterstraße 13, 10 – 16 Uhr.

An diesem Tag sind mit fachkundiger Führung einmalige Blicke in die historische Sammlung von Automatisierungsgeräten an der HTWK Leipzig möglich. Diese Technik war der Wegbegleiter für gewaltige Produktivitätssteigerungen im 19. und 20. Jahrhundert und ist aus heutiger Betrachtung bereits Kulturgut.

“Der historische Reichtum Leipzigs und sein Ruf als Kultur-, Medien- und Musikstadt beruht auf der großzügigen Kulturförderung seines prosperierenden Bürgertums. Und das Geld hierfür wurde stets durch Handel sowie durch Produktion mit modernster Technik verdient”, erklärt Prof. Markus Krabbes, Prorektor Forschung der HTWK Leipzig. “Wir von der HTWK Leipzig unterstützen den Tag der Industriekultur, weil auch wir den historischen wie künftigen Stellenwert der Technik für die Ausstrahlung Leipzigs unterstreichen wollen. Auch die heutigen Leipziger Unternehmen sollten mit noch mehr Selbstbewusstsein ihre Bedeutung für das Wohlergehen der Stadt Leipzig erkennen und zeigen. Moderne Technik und Erfindungsreichtum sind auch künftig die Grundlage unseres Wohlstands und unverzichtbar für eine weitere positive Entwicklung unserer Stadt.”

www.industriekulturtag-leipzig.de

www.postindustriale.com

www.leipziger-denkmalstiftung.de

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