Neun Jahre mussten Tolkien-Fans auf eine Fortsetzung von Peter Jacksons fulminanter Herr-der-Ringe-Trilogie warten. Der Neuseeländer ließ bis zu seiner Rückkehr nach Mittelerde viel Zeit verstreichen. Nach seinem Welterfolg inszenierte Jackson 2005 ein mittelprächtiges Remake des Klassikers "King Kong". Der ganz große Wurf blieb ihm verwehrt.

Sein Drama “In meinem Himmel” bescherte Stanley Tucci 2010 immerhin eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller, ist aber gewiss kein Must-Seen-Film. Heute läuft “Der Hobbit” an. Letzter Befreiungsschlag oder Film des Jahres?

Peter Jackson hat die Vorgeschichte des “Herrn der Ringe” erneut als Dreiteiliger konzipiert. Pünktlich zum Fest dürfen wir auch in den beiden kommenden Jahren nach Mittelerde reisen. Der Neuseeländer drehte die Trilogie en bloc. “Der Hobbit” spielt 60 Jahre vor Frodos Reise zum Schicksalsberg. Bilbo Beutlin (Martin Freeman) ist ein angesehener Hobbit, der nichts lieber tut, als genüsslich seine Pfeife zu rauchen. Dass Gandalf der Graue (Ian McKellen) mit 13 Zwergen in sein Haus einfällt, geht ihm absolut gegen den Strich. Dass ausgerechnet er mit den Winzlingen Erebor, die alte Heimat der Zwerge, von dem Drachen Smaug befreien soll, überspannt den Bogen vollends. Doch die Verlockung auf ein Abenteuer ist zu groß.
Im Gefolge des legendären Thorin Eichenschild (Richard Armitage) macht sich die Gesellschaft auf den Weg gen Osten – durch Orkhöhlen und dunkle Wälder, wo es von gigantischen Spinnen, Pelzwechslern und Zauberern nur so wimmelt. In den Goblin-Tunneln begegnet Bilbo einem Wesen, das sein Leben für immer verändern wird. Gollum (Andy Serkis) besitzt einen Ring, der über außergewöhnliche Kräfte verfügt. Dass das Schicksal Mittelerdes eines Tages von dem Kleinod abhängig sein wird, ahnt der Hobbit freilich noch nicht.

Peter Jackson gelingt mit seinem “Hobbit” erneut das Kunststück, ein Massenpublikum zu verzaubern. Hobbits, Elben, Orks. Die Jahre des Wartens sind vorüber. Der Neuseeländer inszeniert Tolkiens Erstling als episches Meisterwerk, das den Genius seines Schöpfers zumindest ein Stück weit erahnen lässt. Jackson hantiert mühelos mit Tolkiens Phantasiesprachen und inszeniert in Rückblenden Ausschnitte aus Mittelerdes Geschichte und Sagenwelt. Die atemberaubende Landschaft Neuseelands bietet erneut die perfekte Kulisse für einen langen, aber kurzweiligen Ausflug in die Welt des britischen Jahrhundertschriftstellers.
Dazu trägt ein starkes Ensemble bei. Mit Martin Freeman als Bilbo ist Jackson ein wahrer Glücksgriff gelungen. Richard Armitage macht als Zwergenprinz ebenso eine gute Figur. Und Ian McKellen verkörperte Gandalf bereits exzellent in der Herr-der-Ringe-Trilogie. Sehenswert auch die vielen Special Effects. Jackson greift bei der Animation von Gollum und anderer monströser Figuren wieder auf das Motion-Capture-Verfahren zurück, was eine besonders lebensnahe Darstellung ermöglicht. Die Verwendung der erhöhten Bildrate von 48 Aufnahmen/Sekunde verleiht den brillant komponierten Szenen eine Schärfe, mit der jede Weihnachtsgans zerlegt werden kann. So gut war 3D noch nie. Untermalt mit dem epischen Soundtrack aus Howard Shores Feder bietet “Der Hobbit” einen kongenialen Fantasy-Mix mit Elementen aus Comedy, Action und Drama. Kurzum: Das Beste, was das Kino zum Fest zu bieten hat.

USA 2012, R: Peter Jackson, D: Ian McKellen, Cate Blanchett, Martin Freeman, 170 Min, FSK 12.

Filmstart ist der 13. Dezember, zu sehen im CineStar, Cineplex, CT Taucha, Passage Kinos, Regina Palast, Schauburg, UCI Nova Eventis.

Die Seite zum Film: wwws.warnerbros.de/thehobbitpart1

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