"Vor einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern." Mit diesen Worten beginnt das 162 Jahre alte Schauermärchen der Gebrüder Grimm, das ausgerechnet Hollywood dieser Tage neu interpretiert. "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" erzählt dem Publikum, was aus dem berühmtesten Geschwisterpaar der Märchenwelt geworden ist, nachdem die böse Hexe im Ofen verbrannte.

15 Jahre nach der Flucht aus dem Pfefferkuchenhaus sind die beiden berüchtigte Kopfgeldjäger geworden. Ihr Ziel: Böse Hexen. In Augsburg sollen Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arteton) die finstere Muriel (Famle Janssen) zur Strecke bringen. Jene plant mit ihrem Gefolge die Opferung von 12 Kindern beim kommenden “Blutmond”, um die Unsterblichkeit zu erlangen.

Regisseur Tommy Wirkola war bisher bestenfalls einem Nischenpublikum durch den mäßigen Horrorschocker “Dead Snow” bekannt. Dies wird sich nun schlagartig ändern. Denn seine moderne Interpretation des Grimmschen Stoffs ist ein atmosphärisch dichtes Märchen für Erwachsene geworden. Der Norweger fasst das Original mit Samthandschuhen an, inszeniert genüsslich die Begegnung der Kinder Hänsel und Gretel mit der Hexe im Lebkuchenhäuschen und findet zum großen Finale den Weg zurück zur literarischen Vorlage.
Im Zentrum des simpel gestrickten, aber unterhaltsamen Plots steht die Rache der beiden Geschwister an bösen Hexen. Hierfür ist dem Duo jedes Mittel Recht. Ausgestattet mit einem Waffenarsenal, das im Mittelalter, in dem der Film optisch angesiedelt ist, undenkbar wäre, ziehen sie hinaus in die dunklen Wälder. Wirkola greift tief in die Effektkiste, um dem Publikum spektakuläre Gefechte mit knorrigen, alten Frauen zu servieren. Jeremy Renner und Gemma Arteton legen solide Auftritte hin. Doch angesichts ihrer verrohten Umgangsformen würden sich Jakob und Wilhelm beim Anblick des Films vermutlich im Grabe umdrehen. Die Generation Facebook dürfte dagegen Gefallen am losen Mundwerk und den technischen Raffinessen der Geschwister finden.

USA/D 2012, R: Tommy Wirkola, D: Jeremy Renner, Gemma Arterton, Famke Janssen, Peter Stormare, Pihla Viitala, 88 min, FSK 16.

Filmstart ist der 28. Februar, zu sehen im Cineplex, CineStar, CT Taucha, Regina Palast und UCI Nova Eventis.

Die Seite zum Film:
www.haenselundgretel-film.de

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