"Jede Nacht um halb drei, wenn das Fernsehen rauscht..." Hausbesetzer-Ikone Rio Reiser wusste genau, was er täte, wäre er König von Deutschland. Olli Dittrich schlüpft nun ganz unfreiwillig in jene Rolle. Schenkelklopfer sind garantiert.

Thomas Müller (Dittrich) ist der Durchschnittsdeutsche. Seine Ehe zu Sabine (Veronica Ferres) ist festgefahren, die Beziehung zu Sohn Alex (Jas Nay) und dessen Freundin Mira (Jella Haase) ist unterkühlt. Sein Alltag verläuft strickt nach Plan. Aufstehen, Malochen, Bietrinken, Fernsehen. Als der Mittvierziger unverhofft seinen Job verliert und sich mit einem Immobilienkredit herumschlagen muss, tritt Stefan Schmidt (Wanja Mues) in sein Leben. Der charismatische Geschäftsmann interessiert sich brennend für Thomas. Was der Couchpotatoe nicht ahnt: Seine Meinung ist Gold wert.

Was einer denkt, denkt die Masse. Zumindest, wenn dieser Eine der Prototyp des Durchschnitts ist. David Dietls Komödie “König von Deutschland” handelt von den Wünschen und Sorgen des kleinen Mannes. Der Protagonist repräsentiert die Mehrheit, sein Wort hat Gewicht.
Marktforschung am lebenden Objekt? In Zeiten von Prism und Tempora wohl kaum noch ein bloßes Hirngespinst. Wenngleich Dietl, der auch das Drehbuch schrieb, den Überwachungswahn humoristisch überspitzt darstellt, spricht sein Film sicher vielen Bundesbürgern aus der Seele. Mit Olli Dittrich konnte der Filmemacher einen der profiliertesten Comedians für sein Projekt gewinnen. Die geradezu kindliche Naivität, die der 46-Jährige der Hauptfigur einhaucht, sorgt für eine unfreiwillige Situationskomik, die die Lachmuskeln punktuell überstrapaziert.

Pünktlich zur Bundestagswahl bringt Dietl eine Satire ins Kino, die das meinungsbildende Etablishment auf’s Korn nimmt. Der Wähler wird in “König von Deutschland” zum Subjekt einiger Weniger, die durch gezielte Spionage die Macht erlangen wollen. Das ist großes Kino.

DE 2013; R: David Dietl; D: Olli Dittrich, Veronica Ferres, Wanja Mues; Komödie; 97 Min.

Offizieller Filmstart ist der 5. September. Unmittelbar nach der Deutschland-Premiere in Berlin kommen der Regisseur David Dietl und der Darsteller Wanja Mues am Mittwoch, dem 28. August um 20:00 Uhr nach Leipzig in die Passage Kinos, um in einer Premierenfeier in den Passage Kinos den Leipzigern ihren Film zu präsentieren.

Die Seite zum Film:
www.zorrofilm.de/index.php?id=96

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